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07.04.2019 | 15:36 | Zwischen Kohl und Klamotten 

Bauern- und Wochenmärkte im Wandel

Magdeburg - Die Bauern- und Wochenmärkte wandeln sich: Landwirtschaftliche Produkte weichen immer häufiger textiler Billigware und Deko-Artikeln.

Bauernmärkte + Wochenmärkte
Gemüse, Eier und Fleisch weichen auf Märkten zunehmend billigen Kleidungsstücken. Viele Märkte verlieren ihren ursprünglichen Charakter, beklagen Händler. Gleichzeitig gibt es Probleme in den eigenen Reihen. (c) proplanta
Insgesamt gebe es vergleichsweise wenige gut funktionierende Märkte im Land, sagt Wolfgang Zahn von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Grund dafür ist aus seiner Sicht häufig das falsche Warenangebot. Fleisch, Eier und Gemüse aus der Region seien immer noch das, was hauptsächlich gekauft werde, betont der Agraringenieur, der Bauern und andere Direktvermarkter unterstützt.

Dass sich die Produktpalette der Märkte wandelt, hängt aber auch mit dem Mangel an sogenannten Grünware-Händler zusammen. Auf dem zentralen Markt in Magdeburg geht ihre Zahl nach Angaben der Marktleitung zurück. Händler gingen immer öfter in Rente, ohne dass es einen Nachfolger gebe. «Wir hätten lieber mehr frische Ware. Aber es gibt keine Händler», sagt Marktleiter Alfred Raabe.

Dass Direktvermarkter sich zunehmend aus dem Marktgeschäft zurückziehen, liegt laut der Bio-Händlerin Franziska Pirke auch an den Kunden. Während es früher auch Laufpublikum gegeben habe, lebe sie heute fast nur noch von Stammkunden. «Viele gehen lieber in den Supermarkt, anstatt über den Markt zu schlendern», sagt Pirke.

Sie verkauft an ihrem Stand vor allem selbst geerntetes Obst und Gemüse vom Bio-Hof. Sie ist eine der wenigen Direktvermarkter auf dem Magdeburger Markt. Viele Grünware-Händler hier kaufen ihre Produkte zu. Anpflanzen, putzen, verkaufen - der hohe Arbeitsaufwand rentiere sich für viele Händler einfach nicht mehr, sagt Pirke.

Jost Fischer ist Inhaber der Markthalle in Salzwedel, in der regelmäßig ein Bauernmarkt stattfindet. Die Halle bietet Händlern und Besuchern Schutz vor Wind und Wetter. Das sei ein Grund, warum der Markt sehr gut besucht sei, sagt Fischer. Der städtische Markt hingegen musste bereits schließen. Das Warenangebot seines Grünmarktes sei über die Jahre konstant geblieben. Nur einen einzelnen Textilienhändler gebe es hier und der stehe außerhalb der Halle. Solche Stände nicht in das Angebot aufzunehmen, könne sich nicht jeder Marktbetreiber leisten, so der Inhaber. «Händler findet man nicht gerade wie Pilze im Wald», sagt Fischer.

Auch auf den Märkten in Zeitz setzt man auf ein traditionelles Warenangebot. «Die Kunden, die ich treffe, erwarten vor allem Stände mit Gemüse, Eiern und Fleisch», sagte Marktleiter Andreas Exler. Dabei sei die Regionalität der Produkte für die Kunden das wichtigste Merkmal - vor Bio oder anderen Siegeln. Während es unter den Besuchern zunehmend auch junge Familien gebe, würden mehr Händler altersbedingt aus dem Marktgeschäft aussteigen, als neue hinzukämen. «Viele trauen sich nicht, neu einzusteigen», sagte Exler.
dpa/sa
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