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26.01.2014 | 14:53 | Milchzuckerverträglichkeit 

Ursache der Laktosetoleranz in Europa geklärt

Uppsala - Forscher der schwedischen Universität Uppsala haben möglicherweise eine neue Erklärung für die hohe Milchverträglichkeit von Europäern im Vergleich zu Volksgruppen anderer Kontinente gefunden.

Milchzuckerverträglichkeit
(c) proplanta
Wie die Universität diese Woche erklärte, wurde die überdurchschnittliche Laktosetoleranz der Europäer bisher vor allem mit der dadurch möglichen Vermeidung von Kalziummangel begründet. Frühe Viehbauern haben demzufolge wegen einer günstigen Mutation die Fähigkeit erlangt, Milchzucker zu verdauen und konnten so gleichzeitig mit der Milch lebensnotwendiges Kalzium aufnehmen.

Nach der bisherigen Theorie ermöglichte die Laktosetoleranz zudem die Aufnahme des in der Milch enthaltenen Vitamins D, das wegen der geringen Lichteinstrahlung in Nordeuropa oft nicht in ausreichenden Mengen vom Körper selbst gebildet werden konnte.

Schwedischen Forscher um die Evolutionsbiologin Oddnyr Sverrisdottir haben nun jedoch in 5.000 Jahre alten Überresten iberischer Bauern ebenfalls das Gen für Laktosetoleranz gefunden und stellen die Frage, wieso die Selektion die große Verbreitung dieses Gens selbst in den südeuropäischen Regionen begünstigt hat, obwohl Vitamin D-Mangel dort aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung nur selten vorkam.

Selektionsfaktor Hunger



Nach Einschätzung der Wissenschaftler kann die Ausbreitung des Gens über ganz Europa nicht allein durch die Vorteile in Bezug auf Kalzium und Vitamin D erklärt werden. Erschwerend kommt nach deren Ansicht hinzu, dass Milchzuckerunverträglichkeit ausgerechnet in Teilen Südschwedens und Irlands relativ weit verbreitet ist.

Sverrisdottir geht auf Basis der aktuellen Datenlage davon aus, dass der große Vorteil der Laktosetoleranz in früheren Zeiten vor allem darin lag, dass die Träger des entsprechenden Gens in Zeiten von Nahrungsmittelknappheit problemlos auf Milchprodukte für die eigene Ernährung zurückgreifen konnten. Laktoseintolerante Personen hätten die entsprechenden Erzeugnisse theoretisch zwar ebenfalls verzehren können, seien dann allerdings von Verdauungsproblemen oder sogar Durchfall geschwächt worden, meint die Biologin.

Während dies für gesunde Personen kaum ein Problem darstelle, reichten die Symptome aus, um für unterernährte Menschen bedrohlich oder sogar tödlich zu sein. Hunger dürfte daher in früheren Zeiten einen starken Selektionsdruck in Richtung Laktosetoleranz ausgeübt haben, so das Fazit der schwedischen Forscher. (AgE)
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