Das seit dem 1. Januar 2008 bestehende Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, bündelt alle Forschungsarbeiten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (
BMELV) im Bereich der Kulturpflanzen. Die neue Einrichtung blickt auf eine zum Teil über hundertjährige Geschichte und Erfahrung zurück, da sie aus drei renommierten Forschungseinrichtungen hervorgegangen ist: der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) und zwei Instituten der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL).
„Das Julius Kühn-Institut ist für das Schutzziel „Pflanze“ zuständig. Mit dem vorhandenem Wissen wollen wir ganzheitliche Konzepte für den gesamten Pflanzenbau, für die Pflanzenproduktion bis hin zur Pflanzenpflege und Verwendung entwickeln“, so der Präsident und Professor Dr. Georg F. Backhaus. „Wir arbeiten in unseren Fachinstituten an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ebenso wie an Kulturen des Garten-, Obst- und Weinbaus und im urbanen Grün“, führt
Backhaus weiter aus.
Der neue Name – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen – ist gleichzeitig das neue Programm: Schlagwortartig beschreiben die Forschungsbereiche Pflanzengenetik, Pflanzenbau, Pflanzenernährung, Bodenkunde sowie
Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit die Arbeit der Einrichtung.
So gilt es, durch spezielle Züchtungsforschungen die genetisch bedingte Widerstandsfähigkeit von Kulturpflanzen gegen Krankheiten und Schadorganismen zu verbessern. Unsere Wissenschaftler entwickeln nachhaltige Pflanzenschutzkonzepte für den integrierten Pflanzenbau und den Ökolandbau. Dabei liegt ein aktueller Focus darauf zu erforschen, wie die gesundheitliche Belastung des Verbrauchers durch Pilzgifte (Mykotoxine) minimiert werden kann. Das Know-how der Wissenschaftler des
JKI ist auch gefragt, wenn es gilt, nationale und internationale Normen und Regelungen zu erarbeiten, zum Beispiel zur Abwehr gefährlicher Quarantäneschadorganismen oder in der Pflanzenschutzgerätetechnik.
Pflanzenschutzmittel werden bewertet und Risiken für die Kulturlandschaft abgeschätzt. Im Bereich der grünen
Gentechnik untersucht das JKI biologische und ökologische Risiken, damit mögliche Gefährdungen erst gar nicht auftreten. Wichtige grundlegende Arbeiten sind die Diagnose von Schaderregern (Viren, Bakterien, Pilze,
Nematoden, Insekten), Forschungen zu Themen des Vorratsschutzes, der Bodenkunde und der Düngung.
Die Arbeit des JKI wurde infolge der Umstrukturierungen der gesamten Ressortforschung im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) auf aktuelle Schwerpunkte ausgerichtet. Backhaus betont, dass eine ständige Fortentwicklung der Forschungsschwerpunkte vorgesehen ist, so dass das JKI jetzt und zukünftig exzellente agrarwissenschaftliche Forschung und aktuelle Politikberatung betreiben kann.
Der Namenspatron des neuen Instituts, Prof. Dr. Julius Kühn, lebte von 1825 bis 1910 und war einer der bedeutendsten Agrarwissenschaftler und Phytopathologen. 1863 erhielt er die Genehmigung der Universität Halle, erstmals in Deutschland ein eigenes Institut der Agrarwissenschaften zu gründen. In den kommenden fast 50 Jahren baute er dieses zu einer der damals bedeutendsten agrarwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsstätte aus. (PD)