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17.10.2007 | 11:18

Pflanzenschutz schützt Bahnreisende und Fluggäste

Frankfurt a.M. - Zug fahren wird teurer und unsicherer, und die Gefahr des Vogelschlags beim Starten und Landen von Flugzeugen wächst, wenn auf Bahngleisen und Flugplätzen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen.

Verunkrautetes Gleisbett
(c) proplanta
Genau das aber fordert der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments. Er will die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in öffentlichen Räumen und auf Verkehrswegen vollständig verbieten. Der entsprechende Richtlinienvorschlag geht in der kommenden Woche in die erste Lesung.  

Aber auch dort sind Pflanzenschutzmittel für viele Problemlösungen unverzichtbar. Darauf haben jetzt der Industrieverband Agrar, Verbände des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus und weitere Organisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme die Brüsseler Abgeordneten aufmerksam gemacht. Auf Sport- und Golfrasen zum Beispiel werden Pflanzenschutzmittel benötigt, um die Plätze gepflegt und vor allem gut bespielbar zu halten.  

Auf Flughäfen müssen die Mäuse in Schach gehalten werden. Darauf weist der Deutsche Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr hin. Mäuse sind Nahrung für große Vogelarten. Jagende Vögel können mit startenden und landenden Flugzeugen kollidieren und schwere Unfälle auslösen. Wühlmausmittel reduzieren den Mausbesatz wirkungsvoll.  

Auch die Sicherheit im Zugverkehr verlangt chemische Unkrautbekämpfung. Pflanzen im Schotterbett verstopfen die Hohlräume, es verliert seine Elastizität, und in kurvigen Streckenabschnitten treten unkontrollierbare Krafteintragungen auf. Wurzeln und abgestorbene Pflanzenteile im Gleisbett halten das Regenwasser wie in einem Schwamm fest; es kommt zu noch mehr Bewuchs, und Holzschwellen können durch die Feuchtigkeit faulen. Werden Pflanzen auf den Schienenköpfen festgefahren, entsteht ein Schmierfilm, der den Bremsweg verlängert. Alle Effekte führen dazu, dass die Züge langsamer fahren müssen und es häufiger zu Verspätungen kommen kann.  

Der Verzicht auf chemische Vegetationskontrolle würde auch teuer: Das Gleisbett müsste lange vor der normalen Liegedauer von 25 Jahren saniert werden. Dabei erfolgt die Unkrautbekämpfung heute besonders schonend. Spezialzüge bringen die Mittel ganz gezielt nur dort aus, wo ein Sensor Pflanzen meldet.  

„Pauschale Verbote oder mechanistische Reduktionsprogramme für den Pflanzenschutz tragen nicht zur Nachhaltigkeit des Pflanzenschutzes diesen Bereichen bei. Auch öffentliche Räume und Verkehrsflächen benötigen innovative Wirkstoffe und sachkundige Anwendung, um Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter immer umweltverträglicher bekämpfen zu können“, heißt es in der Stellungnahme der Verbände. (IVA)
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