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28.09.2009 | 22:39 | Meeresforschung  

Bremer Meeresforschung - die Zukunft beginnt jetzt

Bremen - Am 23. September hatten die Mitarbeiter und Gäste des Bremer Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie doppelten Grund zu feiern: Die Erweiterung des Instituts um einen neuen Gebäudetrakt und der Einstand des neuen Direktors Dr. Marcel Kuypers.

Bremer Meeresforschung - die Zukunft beginnt jetzt
Endlich ist es soweit, weniger als zwei Jahre nach Baubeginn können die neuen Büros und Labore des Erweiterungsbaus des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie bezogen werden. Insgesamt 1000 Quadratmeter stehen nun den ca. 200 Mitarbeitern des Instituts zur Verfügung. Eine eben so große Zahl an Besuchern und Institutsangehörigen hatten sich nun in dem neuen Hörsaal versammelt, darunter viele Gäste von außerhalb: Vertreter der Bildungsbehörde, Abgesandte der Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft, die Architekten, Senatsmitglieder der Universität Bremen, die Vertreter des Fachbeirates des Max-Planck-Institutes, Wissenschaftler und Gäste aus verschiedenen universitären Einrichtungen und anderen Instituten aus der norddeutschen Meeresforschung.

Während Florian Oberlechner und Karol Grondzel, Studenten der Hochschule für Künste, zum Festauftakt musizierten, konnten die Besucher den Blick aus der großen Fensterfront über die Dächer der angrenzenden Forschungseinrichtungen auf dem Campus der Universität Bremen schweifen lassen. Der Forschungsstandort Bremen hat sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich entwickelt, "zusammen mit den wissenschaftlichen Instituten der Universität Bremen und der Jacobs University, aber auch dem Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven hat sich das Bremer Max-Planck-Institut zu eine national und international führenden Forschungsverbund entwickelt", sagte Prof. Dr. Rudolf Amann, der geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts in Bremen. Er bedankte sich in seiner Willkommens-Ansprache bei den Geldgebern - der Max-Planck-Gesellschaft und dem Land Bremen, der Bauleitung und den Planern, sowie den Architekten: "Wissenschaft braucht Köpfe, Wissenschaft braucht Raum! Letzteres umfasst das Privileg des Freiraums für Grundlagenwissenschaft, aber auch echte Räume zum Denken und Arbeiten, also ein Dach über dem Kopf. Für beides sind wir dankbar!".

Das Max-Planck-Institut in Bremen hat als wichtigsten Forschungsschwerpunkt die von Mikroorganismen katalysierten Stoffkreisläufe der Meere. Die Rolle der fürs bloße Auge unsichtbaren, aber unglaublich zahlreichen Meeresbewohner ist nicht zu unterschätzen, denn sie beeinflussen maßgeblich den Kohlendioxid- und Methangehalt in der Atmosphäre und damit das Klima. Die erst im letzten Jahr etablierten neuen Forschungsgruppen unter der Leitung von Prof. Marc Strous und Dr. Thorsten Dittmar ergänzen in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und am Institut für die Chemie und Biologie des Meeres in Oldenburg das breite Methodenspektrum am Bremer MPI. Die Labor- und Bürokapazitäten waren vor dem Umbau bis an die Grenze ausgelastet, weil die Zahl der jetzt zwölf unabhängigen Forschungsgruppen seit der Gründung des Instituts im Jahr 1992 mit damals zwei Abteilungen stetig angewachsen war.

Heute ist ein besonderer Tag, wir haben zweifachen Grund zu Feiern, die Einweihung eines neuen Gebäudes und den Einstand eines jungen Direktors", freute sich Bremens Wissenschaftssenatorin Renate Jürgens-Pieper zu Beginn ihrer Ansprache. Das Land Bremen unterstützte das Bauprojekt mit einem Viertel der Kosten von knapp 7 Millionen Euro. Die Senatorin verwies auf das dichte Kooperationsnetz zwischen den Bremer Forschungsinstituten. Die außeruniversitäre Meeresforschung des Landes Bremen sei durch mehrere bekannte und hochkarätige Wissenschaftsinstitute exzellent positioniert: das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung der Helmholtz-Gemeinschaft, das Zentrum für Marine Tropenökologie der Leibniz-Wissenschaftsgemeinschaft und natürlich das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie. All diese Institute vernetzen sich eng mit der zentralen universitären Einrichtungen in der Meeresforschung, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum). Durch das Konsortium Deutsche Meeresforschung sind die Bremer Forschungseinrichtungen mit anderen norddeutschen Meeresforschungs-Instituten der Standorte Oldenburg, Wilhelmshaven, Kiel, Rostock, Warnemünde, Stralsund, Geesthacht und Hamburg über Kooperationen gut vernetzt.

Auch der Universitätsrektor Prof. Dr. Müller betonte die gute Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Einrichtungen und die Chance für den Standort Bremen durch den Erweiterungsbau und die direktorielle Verstärkung. Das MPI Bremen habe wie auch AWI Bremerhaven zum großen Erfolg der Universität in der Exzellenzinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft beigetragen. Viele der Gruppenleiter des MPI sind im Nebenamt Hochschullehrer in den Fachbereichen Biologie und Geowissenschaften.

Der Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft Prof. Dr. Jäckle dankte dem Architekten für den geschaffenen "Wohlfühlrahmen" und dass es ihm gelungen ist "aus dem alten Heim ein neues Zuhause für die jungen Forscher zu schaffen". Der Architekt Markus Hammes widerstand der Versuchung eines jeden Architekten "die Welt neu zu erfinden" und plante nach dem Motto "das Neue muss zusammen gehen mit dem Alten". Zusammen mit dem Bauleiter Dieter Grömling überreichte er dem amtierenden geschäftsführenden Direktor, Prof. Dr. Rudolf Amann, den symbolischen Schlüssel und eine 160 Millionen Jahre alte Versteinerung, die in einem Flachmeer der Jurazeit entstanden war, als Geschenk.

Bevor der Schlüssel übergeben wurde, stellte sich Dr. Marcel Kuypers, der am 1. Juli 2009 zum neuen Direktor berufen wurde, mit einem mitreißenden Vortrag über seine Forschungsarbeit vor. "Ich bin schon sehr gespannt auf diese kleinen Wesen Anammox", so die Senatorin Jürgens-Pieper in ihrer Rede. Für sie bringt die frühzeitige Nachfolge für den Direktor Prof. Dr. Bo Barker Jørgensen durch Dr. Kuypers Stabilität und Dynamik für das Institut. Der junge Wissenschaftler aus den Niederlanden forscht seit 2001 in Bremen und hat 2005 eine selbstständige Arbeitsgruppe gegründet, die Nutrient-Gruppe. Mit neuen Methoden und technischen Geräten, wie dem so genannten NanoSIMS-Massenspektrometer, untersucht diese Arbeitsgruppe Zellstrukturen von Mikroorganismen und gleichzeitig deren Aktivität in höchstmöglicher Auflösung. Das Hauptinteresse des Umwelt-Mikrobiologen liegt dabei auf dem Stickstoff-Kreislauf im Meer, die Forschungsergebnisse seiner Gruppe sind führend auf diesem Gebiet. Neben der reinen Forschung wird sich Marcel Kuypers zukünftig auch intensiv in der Lehre engagieren. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten von Nam June Paik "The future is now - die Zukunft beginnt jetzt". (idw)
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