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15.02.2010 | 12:38 | Geothermie  

Forscher erkunden Geothermie in Erdbebenzone

Jena/Potsdam - Geowissenschaftler sehen im Dreiländereck der Bundesländer Sachsen, Bayern und Thüringen Chancen, Energie aus Erdwärme zu gewinnen.

Forscher erkunden Geothermie in Erdbebenzone
Zwischen Ostthüringen und Tschechien erstrecke sich eine der seismisch aktivsten Regionen in Mitteleuropa - der sogenannte Egergraben, sagte der Geowissenschaftler Horst Kämpf im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Jedes Jahr schwanke die Erde in der Region unzählige Male, doch der Ausschlag auf der Richterskala sei meist so niedrig, dass die Menschen es nicht spüren. «Man muss bei Erdbeben nicht nur an Katastrophen denken.»

Die Energiegewinnung aus Erdwärme könne für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor werden. Bis dahin muss aber noch viel Forschungsarbeit geleistet werden. Die Geoexperten um Horst Kämpf vom Potsdamer Geoforschungszentrum und seiner Kollegin Karin Bräuer vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle untersuchen den 150 Kilometer langen und 80 Kilometer breiten Egergraben schon seit 1992. «Für uns als Wissenschaftler ist das Gebiet ein großes Naturlabor.» Über die Jahre fanden sie heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Erdstößen und unterirdischer Magmabewegung gibt. Kämpf: «Wir brauchen kontinuierliche Messreihen, um weitere Anhaltspunkte für diese unsichtbaren Prozesse zu finden.»

Der Wissenschaftler vermutet, dass der Antrieb des aufsteigenden heißen Magmas in rund 65 Kilometern Tiefe liegt und großes Potenzial für die Entwicklung von geothermischen Anlagen liefert. «Ab 150 Grad Celsius wird Energie gewonnen. Wenn man das erreicht, kann man Kraftwerke betreiben», sagte Kämpf. Es sei aber bisher noch sehr teuer, in die Tiefe zu bohren. Auch sei unklar, welche Temperaturen etwa in fünf Kilometer Tiefe herrschen. Nicht umsonst gebe es in Deutschland erst vier Kraftwerke auf der Basis von Erdwärme.

Bei der Ursachenforschung um die Gründe für das starke Aufkommen von Magma und den damit verbundenen Erdstößen bewegen sich die Experten noch im Halbdunkel. Bisher scheint nur klar zu sein, dass unterirdische CO2-reiche Gase zusammen mit dem heißen Magma in höher gelegene Erdschichten aufsteigen. «Es ist wie mit dem Kochtopfdeckel, der beim Sieden des Wassers hochgeht: Der aufsteigende Wasserdampf erzeugt Druck, der das Gewicht des Deckels überwindet und ihn hochhüpfen lässt», erläuterte der Experte.

Entscheidend für die Auslösung von Erdbebenschwärmen im Erdinneren sei der Druckaufbau, der jedoch für die Wissenschaftler schwierig zu untersuchen sei. Deshalb streben die Forscher zusammen mit ihren tschechischen Kollegen für die nächsten Jahre ein Tiefenobservatorium zwischen Leipzig und dem tschechischen Marienbad an. Die ersten Informationen über Erdstöße am Rande des Egergrabens stammen aus Kirchenbüchern aus dem 16. Jahrhundert, doch schon lange zuvor hat die Erde dort gebebt. (dpa)
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