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28.05.2010 | 18:30 | Abholzung verringern 

Schutz des Regenwaldes am Scheidepunkt

Oslo - Der Schutz der Regenwälder befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase.

Schutz des Regenwaldes am Scheidepunkt
Die Wald- und Klimakonferenz verhandelt diese Woche das in Kopenhagen vereinbarte Abkommen "REDD+" (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation), das die Richtung des Waldschutzes der nächsten Jahre vorgeben wird.


Vier Mrd. Dollar zu vergeben

Die Verringerung der Regenwald-Abholzung drängt, verursacht sie doch ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen. "Derzeit wird der Mitteleinsatz diskutiert. Ziel sollte sein, die Lokalbevölkerung in die Schutzmaßnahmen richtig einzubinden", berichtet Konferenzteilnehmer Paul Chatterton vom WWF im pressetext-Interview.

Vier Mrd. Dollar stehen für die Umsetzung bis 2012 zur Verfügung, nachdem auch Deutschland am gestrigen Donnerstag seinen Beitrag von 500 Mio. Dollar bekannt gegeben hat. Chatterton geht davon aus, dass eine Gesamtsumme von bis zu sechs Mrd. Dollar nötig sein wird. Indonesien als einer der größten CO2-Emittenten hat am Mittwoch ein zweijähriges Moratorium für Abholzungs-Genehmigungen unterzeichnet. Norwegen hat angekündigt, den Inselstaat dabei mit einer Mrd. US-Dollar zu unterstützen.


Erste Verlierer der Abholzung sind Indigene

Allzu oft zeigte sich bisher, dass die Vernichtung von Regenwald als erstes den Waldbewohnern, die oft indigene Gruppen sind, schadet. Die Prozesse dabei gleichen sich meist, schildert Chatterton. "Abholzungs-Firmen bieten den Anrainern Geld für den Wald oder versprechen Schulen oder Gesundheitsversorgung. Diese stimmen zu, da sie in Armut leben. Langfristig bleibt jedoch oft wenig außer verschmutztem Wasser. Zudem ist der Weg zurück zur Subsistenzwirtschaft versperrt, da mit dem Wald die Grundlage dafür aufgegeben wurde."

Wie sich der Schutz des Regenwaldes auf die Bewohner auswirkt, wurde zuletzt an der Georgia State University untersucht. Laut der Zeitschrift PNAS trägt die Errichtung von Naturparks langfristig zu einer Reduzierung der Armut der lokalen Bewohner bei. Zwar schränken diese Landwirtschaft und Jägerei ein, doch entstehen etwa durch Wildaufsicht, Ökotourismus und Straßenbau neue Berufe, die in Summe das Haushaltseinkommen steigen lassen, zeigen die Wissenschaftler um Paul Ferrano für Costa Rica und Thailand.


Umweltschutz kann Waldbewohnern auch schaden

Dennoch ist die Diskussion kontrovers, zumal Waldschutz alleine keine Garantie für Armutsbekämpfung ist. "Grund ist, dass hier in der Vergangenheit große Fehler gemacht wurden. Die Lokalbevölkerung wurde bei der Planung der Maßnahmen oft nicht genügend einbezogen, wodurch sie an diesen eher litten als davon zu profitieren", erklärt Chatterton. Dieser Einbezug sei somit entscheidender Faktor für Nachhaltigkeit, zudem könnten die Waldbewohner die besten Wächter des Waldes sein.

Während Organisationen wie WWF und CARE auf konkreter Ausformulierung, Transparenz und Verantwortung bei der Durchführung von REDD pochen, kommt aus anderen Reihen grundsätzliche Kritik an dem Abkommen. Thomas Brose, Experte für die Kooperation mit indigenen Völkern beim Klimabündnis warnt etwa gegenüber pressetext davor, dass sich die Industrieländer durch das Instrumentarium von Verpflichtungen freikaufen. Zudem würden Geldflüsse an indigene Bewohner deren Landtitel aufs Spiel setzen, könnten diese vereinbarte CO2-Grenzwerte nicht erfüllen. (pte) 
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