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23.10.2010 | 10:05 | Deutschland ist nicht wolffrei 

Wolf sorgt in Bayern für Unruhe

Bayrischzell/München - Der Wolf geht um im Alpenland:

Wolf
(c) Petra Kohlstädt - fotolia.com
Vier Jahre nach dem Problembären Bruno ist er auf dessen Spuren genau in der selben Gegend im bayerischen Oberland unterwegs - und wie damals ist das wilde Tier bei der Bevölkerung nicht so willkommen, wie es Naturschützer gerne hätten. Denn immer wieder reißt er Schafe, und immer wieder kommt er dabei auch nahe an Siedlungen heran.

Seit Dezember ist das etwa dreijährige männliche Tier, das wahrscheinlich aus dem südlichen Alpenraum kommt, im Mangfallgebirge unterwegs. Am Freitag berieten Fachleute und betroffene Behörden im Rathaus von Bayrischzell, wie es weiter gehen soll. Weil der Wolf strengem Artenschutz unterliegt, darf er nicht einfach abgeschossen werden.

Der Bayrischzeller Bürgermeister Helmut Limbrunner (Freie Wähler) jedenfalls will, dass das Tier weg kommt. «Wir sind der Meinung, dass der Wolf hier bei uns keine Lebensberechtigung hat. Wir sind ja eine Kulturlandschaft und kein Wildzoo», sagte er am Freitag. Die Politik müsse sich kümmern, Umweltminister Markus Söder (CSU) sei gefordert. «Es ist sein Part», sagt Limbrunner. «Wir sehen nicht ein, dass ein Tier uns so drangsaliert.» Und mit Blick auf den Schutz des Wolfes und die von ihm oft schwer verletzten und qualvoll sterbenden Schafe: «Die Schafe haben auch eine Lebensberechtigung.»

Es ist nicht ganz klar, ob der streng geschützte Wolf überhaupt umgesiedelt werden dürfte. Doch das brächte laut Naturschützern sowieso keine Lösung: «Damit ist nichts getan, denn der nächste Wolf kommt sicher», sagt der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Denn Isegrim ist längst zurück in Deutschland. «Wir haben inzwischen in acht Bundesländern Wölfe. Es ist nicht so, dass ganz Deutschland wolffrei ist.» In Niedersachsen und Hessen, vor allem aber im Osten leben Wölfe. Besonders in der sächsischen Lausitz sei das Management besonders weit, unter anderem mit Elektrozäunen und Hütehunden würden die Tiere von den Schafen ferngehalten. Niemand dort könne die Aufregung in Bayrischzell verstehen, sagt Weiger.

Auch in anderen Teilen Europas, etwa Italien und der Schweiz werden immer wieder Tiere gesichtet. Für Limbrunner ist das aber etwas ganz anders: «Das sind ja ganz andere Landschaftsstrukturen.» Dort gebe es Rückzugsgebiete, die in der kleinstrukturierten oberbayerischen Landschaft fehlten.

Schon nach dem heftig umstrittenen Abschuss von Braunbär Bruno 2006 waren Managementpläne für einwandernde Wildtiere erarbeitet worden. Für den Fall, dass wieder ein Bär oder Wolf nach Bayern kommt, regeln sie Abwehrmaßnahmen und einen Ersatz möglicher Schäden für Bauern. «Die Entschädigung klappt auf alle Fälle, auch unbürokratisch», gibt Limbrunner zu. Auch die anfängliche Sorge, dass der wilde Wolf ein Kind anfallen könnte, bestehe nicht mehr.

Doch das sei nicht alles. Der Wolf störe aber den Weidebetrieb. Schafe, die in unwegsamen Bergregionen anstelle der Kühe die Kulturlandschaft erhielten und mit dem Abweiden von langem Gras sogar Lawinenschutz betrieben, rissen verängstigt aus, blieben verschollen oder stürzen in Schluchten. Im Gespräch sei gewesen, dass Bergwacht helfen solle. «Aber das ist keine Aufgabe der Bergwacht.»

Für Weiger muss nun vor allem der Managementplan weiterentwickelt werden. «Man muss sich damit intensiv befassen, wie Wolf und Schafe in diesem Naturraum leben können», sagt Weiger. «Wenn es nicht bei einem Wolf bleibt, sondern ein Rudel entsteht, muss die Schafhaltung neu geordnet werden. Wir brauchen Hütehunde. Wir brauchen eine Anpassung des Schafmanagements.» Vor allem aber warnt Weiger: «Wir hoffen als deutsche Naturschützer nur, dass es diesem Wolf nicht so geht wie dem Bären Bruno, der dann ausstopft in einem Münchner Museum gelandet ist.» (dpa)
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Kommentare 
Johanna schrieb am 11.06.2011 20:35 Uhrzustimmen(47) widersprechen(65)
Es ist richtig.Der Wolf ist dort zu lassen wo er ist.Er ist in den Karpaten ,in Russlands großen Weiten... In der kleinen Lausitz leben nun schon 80 Wölfe,das Vieh wird gerissen.Nicht nur Schafe sondern auch schon Rinder. - Die Jäger werden beschimpft.- Eine Neidreaktion.- Noch was zum Nachdenken."Die Natur braucht kein Eingreifen des Menschen." Da ja die 80 Wölfe auf ein Elternpaar zurückzuführen sind müßte die Inzucht nun mal Wirkungen zeigen. (Warum bleibt das aus?)-Hütehunde werden vom klugen Wolf überlistet,Elektrozäune überspringt ein Wolf oder er untergräbt diese.Bitte in Zukunft etwas mehr vor Ort informieren.
Prolupus schrieb am 01.02.2011 20:05 Uhrzustimmen(52) widersprechen(62)
Es ist richtig den Wolf da zu lassen wo er ist !!! Es ist FALSCh ihn abzuschiessen und vorallem den Hobbyjägern noch mehr anreiz zu geben wie die wahnsinnigen die Wälder leer zu ballern, nur um ihrem Mordtrieb und der Lustjagd nachzugehen. Auch das momentan geltende Jagdgesetzt MUSS geändert werden um nicht noch weiteren Schaden an der Natur zu verurschen. Und nein liebe Jäger Eure fadenscheinigen Ausreden Ihr würdet das alles "Regulieren" ziehen nicht, wie gesagt das sind Ausreden nur um Eure Lust zu Töten zu befriedigen. Die Natur braucht kein eingreifen des Menschen um Tierbestände zu regulieren das kann Mutter Natur ganz alleine!!!. Wenn ein Wolf in dieses oder irgendein Gebiet kommt werden auch weitere kommen, das kann nur durch Abholzung und "zu betonieren" verhindert werden .... na vielen Dank. Schafft euch Hüter Hunde an, stellt Elektrozäune auf um den Wolf von euren Herden fern zu halten, und seid verdammt nochmal nicht so GEIZIG!!!
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