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20.03.2011 | 15:30 | Amazonas-Indigene  

Regenwald-Ernte: Seit 100 Jahren zerstörerisch

Berlin - 30.000 Amazonas-Indigene wurden während des Kautschukbooms in nur 12 Jahren versklavt, gefoltert, vergewaltigt und dem Hungertod überlassen.

Regenwald
(c) proplanta
Heute jährt sich zum hundertsten Mal die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts des Iren Roger Casement, der diese Gräueltaten aufdeckte. Gleichzeitig geht die Ausbeutung des Regenwaldes noch heute weiter und riskiert erneut das Überleben indigener Völker.

Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: „Wo immer es im Amazonas Geld zu machen gibt - egal ob durch Abholzung oder durch die Entnahme anderer Reichtümer - überleben indigene Völker nicht. Das war die Geschichte vor 100 Jahren und es ist die Geschichte heute. Ein Jahrhundert der Menschenrechtserklärungen und ausgeklügelten Waldschutzplänen hat nicht viel Unterschied gemacht. Und sie werden weiter keinen Unterschied machen, solange nicht die Indigenen, deren Land es ist, ins Zentrum der Debatte gerückt werden. Sie haben immer wieder gezeigt, dass sie die besten Wächter ihres eigenen Landes sind.“

Während des Kautschukbooms wurde Casement wurde von der britischen Regierung entsandt, um die Verbrechen des in Großbritannien registrierten Kautschukunternehmens Peruvian Amazon Company zu untersuchen. Casement kam zu dem Schluss, dass „die Verbrechen, der viele Mitarbeiter der Peruvian Amazon Company beschuldigt werden, der schlimmsten Art sind, darunter Mord, Missbrauch und ständiges Auspeitschen.“

Im Auftrag des Unternehmens wurden Dutzende indigene Völker im westlichen Amazonas zusammengetrieben, um wilden Kautschuk für den Export nach Europa und Amerika zu sammeln. In wenigen Jahren wurden einige der Völker komplett ausgelöscht.

Viele Details dieser schrecklichen Zeit sind in Vergessenheit geraten. Für die Nachfahren der Überlebenden, ist die Realität der immer noch stattfindenden „Regenwald-Ernte“ jedoch unmöglich zu ignorieren.

Die unkontaktierten Indianer, die in kürzlich veröffentlichten Filmaufnahmen zu sehen sind, sind höchstwahrscheinlich Nachfahren von Überlebenden des Kautschukbooms. Gleichzeitig findet unweit ihres Landes eine weitere „Regenwald-Ernte“ statt: Illegale Holzfäller, angetrieben von dem Wert seltener Tropenhölzer, dringen immer weiter in die Heimat der Indianer vor.

Die US-Naturschutzorganisation Upper Amazon Conservancy (UAC) hat erst vor einem halben Jahr illegale Holzfällarbeiten in einem Gebiet der unkontaktierten Murunahua Indianer dokumentiert. Dennoch hat der peruanische Umweltminister letzte Woche bekannt gegeben, dass die Regierung die Abholzung zu fast 100 Prozent unter Kontrolle hat: „Jeder Mahagoni-Baum der heute gefällt wird, wird georeferenziert und kontrolliert.“

Chris Fagan, Sprecher von UAC, sagte gegenüber Survival: „Diese Aussage des Ministers ist 100-prozentig inkorrekt. Der Mehrheit des Mahagonis wird immer noch illegal in Perus geschützten oder indigenen Gebieten abgeholzt – ohne sich an angemesse Verwaltungspläne zu halten.“ (PD)
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