Die neu gepflanzten Bäume sind die Sorgenkinder der Forstleute. Allein das Forstamt Oberes Sauerland in Nordrhein-Westfalen hat zu Jahresbeginn 1,4 Millionen Bäumchen auf den Hängen gesetzt, wo vor vier Jahren der Orkan Kyrill gewütet hatte.
Forstamtsleiter Hans von der Goltz befürchtet, dass viele nicht durchkommen: «Wir haben große Sorgen, dass ein nennenswerter Teil ins Jenseits geht. Die Trockenheit macht uns sehr schwer zu schaffen», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Natur brauche einen schönen langen Landregen, mindestens eine Woche lang.
Die Ufer des Rheins liegen schon blank. Strände, Kiesbänke und Buhnen aus Wasserbausteinen ragen hervor. Das Wasser hat sich in die Mitte zurückgezogen. Die Fahrrinne bietet an manchen Stellen zwischen Bonn und Emmerich gerade noch die Mindestbreite. Für Mai ist das sehr ungewöhnlich: Jan Böhme vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein spricht vom niedrigsten Wasserstand seit 100 Jahren.
In Düsseldorf betrug er nur rund einen Meter. Normal für die Jahreszeit ist fast das Dreifache, nämlich 2,80 Meter. Das heißt, weniger laden, mehr fahren.
Auch die Landwirte stöhnen. Die Thüringer Bauern schauen mit Sorge auf ihre Saaten bei Raps, Weizen und Mais. «Wenn es im Mai nicht weiter regnet, wird es für diese Arten kritisch», sagte die Sprecherin des Thüringer Bauernverbandes, Stephanie Weise.
Vor allem
Wintergerste und Raps hätten nach dem Frost im Frühjahr im April unter Wassermangel gelitten. Aber auch Mais und Sommerweizen bräuchten jetzt dringend Wasser, um keimen und wachsen zu können.
Viele Landwirte in Bayern befürchten wegen der extremen Trockenheit ebenfalls eine schlechtere Ernte. Im April sei nur ein Drittel der sonst üblichen Niederschläge gefallen, teilte der Bayerische
Bauernverband am Donnerstag in München mit. Besonders bei Raps sei es dadurch zu Schäden gekommen.
Auch bei Winterweizen und Wintergerste stellen sich die Bauern auf Ernteausfälle ein. «Dort wo es so gut wie gar nicht geregnet hat, müssen wir mit massiven Einbußen von bis zu einem Drittel des durchschnittlichen Ertrags rechnen», sagte Franz Brütting vom Bauernverband in Bamberg.
Schlechte Nachrichten auch für
Winzer und Weinfreunde. Der Frost hat Weinreben auf vielen tausend Hektar zugesetzt und die Knospen erfrieren lassen. Besonders getroffen wurden die rheinland-pfälzischen Anbaugebiete.
Allein in Rheinhessen und der Pfalz erfroren jeweils auf mehreren tausend Hektar die Knospen. In der Pfalz seien vermutlich 10 bis 20 Prozent der insgesamt 23.000 Hektar Rebfläche betroffen. In Hessen sind bis zu 80 Prozent der Reben aus einzelnen Weinbergen erfroren, sagte Reinhard Antes, Vorsitzender der Bergsträßer Winzer Genossenschaft: «Da ist die Ernte vernichtet.»
Auch in den kommenden Tagen ist kein Ende der Trockenheit in Sicht. Bis Anfang der kommenden Woche sorgt Hoch «Uta» für sonniges Wetter. Es wird deutlich wärmer. Die Temperaturen könnten am Sonntag im Westen vielleicht sogar auf 30 Grad klettern, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Donnerstag.
Tief «Norbert», das derzeit über dem Nordatlantik lauert, wird die standfeste «Uta» erst zum Dienstag bedrängen. «Leider wird wohl auch dieses Tief nicht wesentlich zur Entspannung der Trockenheit beitragen», sagte Dorothea Paetzold vom DWD. (dpa)