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27.05.2011 | 06:28 | Tropenwald 

Brasiliens Parlament schränkt Schutzregelungen für den Regenwald ein

Leipzig - Das Brasilianische Parlament hat am Dienstag eine Änderung des Forstgesetzes beschlossen. Durch den Neuentwurf befürchten Forscher einen starken Anstieg der Abholzungsrate und eine weitere Verringerung der Waldschutzgebiete in Brasilien.

Urwald
Durch den Neuentwurf befürchten Forscher einen starken Anstieg der Abholzungsrate und eine weitere Verringerung der Waldschutzgebiete in Brasilien. Die bereits festgestellten verstärkten Abholzungen der letzten Monate seien die Vorboten für die künftige Entwicklung, so Experten. Welche Auswirkungen eine weitere intensive Entwaldung für das Ökosystem Amazonasregenwald, die Bevölkerung und das Weltklima haben können, haben deutsche Biodiversitätsforschende untersucht. Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung hat Beispiele davon in einem Themenpaket zusammengestellt.

410 Abgeordnete stimmten für den Neuentwurf, nur 60 dagegen. Das Gesetz muss nun noch vom Senat verabschiedet werden. Bei diesem Konsens scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Ablehnung dort jedoch gering. Die letzte Entscheidung trifft dann die Präsidentin Dilma Rousseff.

Satellitenbildauswertungen des Staatlichen Institutes für Weltraumforschung (Inpe) hatten bereits eine deutlich verstärkte Aktivität von meist illegalen Abholzungen festgestellt. Besonders betroffen sei der Bundesstaat Mato Grosso, wo die Waldzerstörung von August 2010 bis April 2011 um 43 Prozent gestiegen sei.

"Diese Bilder zeigen nur, was uns in den kommenden Jahren erwarten wird." sagt Dr. Christoph Knogge, der für das Institute of Ecological Research IPE in Brasilien die Auswirkungen von Waldzerschneidung auf die Ausbreitung von Tieren untersucht hat. "Das neue Gesetz sieht auch vor, in der Vergangenheit stattgefundene illegale Rodungen im Nachhinein zu legitimieren."

Bisher waren die Verantwortlichen verpflichtet, dafür einen Ausgleich zu schaffen, dies wird nun erlassen. "Man kann davon ausgehen, dass die Verantwortlichen der Rodungen in der Mato Grosso sich schon in Sicherheit fühlten." sagt Knogge.

Forscher in Brasilien beschweren sich, dass das neue Gesetz mit dem Argument durchgesetzt wurde, die alten Regelungen hätten nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Dabei seien die neuen Regelungen aus Forschungssicht unvernünftig und widersprächen zudem internationalen Abkommen wie z.B. dem Übereinkommen über die Biologische Vielfalt CBD. Hier hatte die Staatengemeinschaft mit Brasilien noch letzten Herbst verstärkte Anstrengungen zum Waldschutz beschlossen. (NeFo/UFZ)
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