12.07.2014 | 15:53 | Kaiman Sammy
Die Bestie im Baggersee feiert JubiläumDormagen - Die «Bestie im Baggersee», das «Ungeheuer von Loch Neuss»: Vor 20 Jahren begann in einem Baggersee in Dormagen südlich von Düsseldorf die Jagd auf Kaiman «Sammy». |
(c) proplanta Es war das Sommer-Spektakel des Jahres 1994. Besitzer Jörg Z. war sein Reptil bei einem Ausflug an den Baggersee ausgebüxt - das «Unheil» nahm seinen Lauf.
Die Jagd auf den damals 80 Zentimeter langen Kaiman mit den bernsteinfarbenen Augen hielt die Nation in Atem. Tagelang war das Badegewässer gesperrt. «Sammy» wurde zum bekanntesten Alligator Deutschlands.
Heute ist er auf der «Alligator-Action-Farm» im hessischen Friedberg zu Hause. Doch in seinem Gehege ist er derzeit nicht: «Sammy» soll an unbekanntem Ort Nachwuchs zeugen, sei unterwegs in Sachen Zucht, verrät Farm-Inhaber René Renz am Mittwoch auf dpa-Anfrage.
Die messerscharfen Zähne des Reptils hatten vor 20 Jahren die Behörden in Unruhe versetzt und sie schweres Gerät wie Flutlichtmasten auffahren lassen. «Sammy» wurde sogar mit einem großkalibrigen Gewehr gejagt, obwohl sich ein Fanclub und der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen für den kleinen Kaiman stark machten.
Ein Schleppnetz wurde ausgelegt, Brunftrufe wurden imitiert, blutiges Rinderfilet ausgelegt - doch «Sammy», der zuvor zahm im Bett seines Besitzers gekuschelt hatte, fiel auf keinen Köder herein.
Die bundesweite Aufregung fand erst ein Ende, als das «See-Ungeheuer» in der Toilette des Freibads festgesetzt und die einwöchige «Großwildjagd» beendet war. Damals hatte «Sammy» sein Abenteuer als ein ausgehungertes Häufchen Elend überlebt. Nach sechs Tagen Flucht hatte ihn ein Sporttaucher mit der bloßen Hand aus dem Baggersee gefischt.
Nach dem Ausflug in die Freiheit begann eine Odyssee und ein juristisches Tauziehen um das Tier. Zunächst wurde er in den Kölner Zoo gebracht, dann fand er Exil im Tierpark Falkenstein in Sachsen. Doch sein Besitzer kämpfte vor verschiedenen Gerichten um seinen moosgrünen Freund und durfte ihn zeitweise wieder bei sich aufnehmen, bevor er 1998 vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht in letzter Instanz scheiterte.
In Sachsen wurde «Sammy» den Tierpflegern 2006 zu gefährlich: Er sei «ein richtig wilder Kaiman», hatte die Falkensteiner Zooleiterin Irene Schönefelder gesagt. Der Tierpark gab seine größte Attraktion «aus Sicherheitsgründen» ab. Inzwischen ist «Sammy» etwa 25 Jahre alt. Als «frech und gefährlich» hatte auch René Renz den Kaiman beschrieben, der heute mehr als doppelt so groß ist und in einem Baggersee inzwischen wohl eine ernsthafte Gefahr wäre.
«Sammy» hatte in den vergangenen 20 Jahren einige Nachfolger. So tummelte sich ein zwei Meter langes Krokodil im Sommer 1999 an einem polnischen Badesee. Ein junger Alligator verirrte sich 2000 in das sommerliche New York. Krokodile wurden angeblich im Rhein bei Speyer gesichtet, später in Eltville, und auch Wiesbaden soll bereits Besuch von einem Krokodil bekommen haben. In Mönchengladbach machte «Kuno der Killerwels» dem Kaiman 2001 einen Sommer lang Konkurrenz.
Erst vor wenigen Tagen wurde ein weiterer Fall bekannt: Auf der Urlaubsinsel Kreta wird nach einem Krokodil gesucht, das in einem Stausee leben soll. Das Tier soll 1,50 bis 2 Meter lang sein. Die Einwohner wurden dazu aufgerufen, nicht zum Stausee zu gehen und dort auf keinen Fall zu schwimmen. Am Ufer versammelten sich - wie einst in Dormagen - Schaulustige und Reporter. (dpa)
|
|
|
|
|