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19.10.2017 | 13:06 | Bayerischer Nahversorgungstag 

Erfährt der Tante Emma Laden ein Revival?

Hallstadt/Tirschenreuth - Kein Lebensmittelgeschäft, kein Bäcker und kein Metzger mehr im Dorf - das Problem der fehlenden Nahversorgung gibt es nach Einschätzung des Handelsverbandes Bayern nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt.

Kleine Einkaufsläden
Dass es auf dem Land immer weniger Einkaufsläden gibt, ist schon seit Jahren ein Problem. Doch auch in den Städten fehlt immer häufiger der Laden um die Ecke, um sich schnell Butter oder Milch zu kaufen. Doch es könnte ein neues Geschäftsmodell geben. (c) proplanta
Hier könne man ebenfalls häufig nicht mehr fußläufig einen Anbieter von Lebensmitteln erreichen, sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann. Gründe seien beispielsweise, dass Supermärkte auf immer mehr Fläche setzten - und deshalb in zentralen Lagen oft nicht genug Platz hätten. Zudem hätten gerade Tante-Emma-Läden meist Probleme, einen Nachfolger fürs Geschäft zu finden.

Beim bayerischen Nahversorgungstag am Donnerstag in Hallstadt (Kreis Bamberg) debattieren Experten und Politiker über Möglichkeiten für die Bürger, Dinge des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Nähe einkaufen zu können. Es gebe aber durchaus erfolgversprechende Geschäftsmodelle, betonte Ohlmann - beispielsweise durch die Fokussierung auf regionale Produkte. «Das ist ein Megatrend, damit können kleinere Geschäfte punkten.»

Auf regionale Produkte setzt auch das Projekt «mobiler Bauernmarkt» der Steinwald-Allianz aus dem Landkreis Tirschenreuth, das sich in Hallstadt präsentiert. Die Idee: Direktvermarkter aus der Umgebung und Kunden vernetzen sich über eine digitale Plattform. Ein Verkaufswagen soll dann nicht nur allgemeine Dinge des täglichen Bedarfs in Dörfer ohne Einkaufsmöglichkeit ausliefern, sondern vor allem Produkte von lokalen Direktvermarktern an Bord haben. Im Internet können Vermarkter ihr aktuelles Angebot einstellen, der Kunde kann sich seinen Warenkorb befüllen und bekommt die Lebensmittel geliefert. Das Internet-Programm ermittelt zudem die effektivste Route für den Verkaufswagen, um Waren einzusammeln und wieder zu verkaufen.

Das Projekt «mobiler Bauernmarkt» wird vom bayerischen Wirtschaftsministerium unterstützt, ab Mitte nächsten Jahres soll der Verkaufs-Lkw durch 16 Kommunen rollen. Auch Bargeld sollen die Kunden abheben können, wie Martin Schmid, Geschäftsführer der Steinwald-Allianz, erläuterte. Schließlich habe es auch Schließungswellen bei den Bankfilialen gegeben.

Befragungen im Vorfeld hätten ergeben, dass es den Bürgern wichtig sei, regionale Produkte einzukaufen. Wer aber im Steinwald seinen Wocheneinkauf bei Direktvermarktern erledigen wolle, sei lange unterwegs: «Der eine hat die Eier, der andere das Gemüse.» Deshalb wolle man das Angebot bündeln, sagte Schmid, der Wert darauf gelegt hat, dass bei der Konzeption auch eine telefonische Bestellung möglich ist - gerade für ältere Menschen.
dpa/lby
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Kommentare 
cource schrieb am 20.10.2017 09:08 Uhrzustimmen(56) widersprechen(43)
die nur mit dem auto erreichbaren billigen supermärkte wurden ja gezielt mit steuergeldern subventioniert um die generell schwindene deutsche kaufkraft zu kompensieren/zu mobilisieren--erbärmliche maximalprofitgesellschaft und der deutsche schinder/konsumtrottel merkt nichteinmal, dass er mit den langen anfahrtswegen/fahrkosten, die so genannten schnäppchen, teuer bezahlt und sogar noch seine wenige freizeit dafür opfert--schön bescheuert
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