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28.03.2019 | 14:23 | DNA-Analyse 

Wolfsattacke trotz 1,8 m hohem Zaun und Stromschutz

Borken/Schwerin - Im Süden Vorpommerns hat es nach Angaben von Gutachtern erneut eine Wolfsattacke auf Nutztiere in einem gut gesicherten Gehege gegeben.

Wolfsattacke
Kann ein Wolf einen 1,80 Meter hohen elektrischen Zaun überwinden? Wahrscheinlich ja, meinen Gutachter nach einem neuen Fall in Vorpommern. (c) natureguy - fotolia.com
In dem neuen Damwildgatter seien 8 von 15 Tieren getötet worden, sagte der Geschäftsführer des Gutes Borken, Sven Grumbach, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Er sei ratlos: «Der Zaun ist 1,80 Meter hoch und hat oben eine Stromleitung.» Auch Wolfsexperten hätten ihm dafür noch keine Erklärung geben können.

Zwei vom Land anerkannte Rissgutachter hätten die für Wölfe typischen Kehlbisse und Pfotenabdrücke entdeckt. Eine DNA-Analyse stehe aber noch aus. Zuvor hatte der «Nordkurier» aus Neubrandenburg darüber berichtet. Es wäre die fünfte Wolfsattacke in dieser Region innerhalb von zwei Monaten.

Der Biobetrieb hat mehrere tausend Rinder. Fünf Hektar Flächen hat er jüngst für das Damwild hergerichtet - mit 70 Zentimeter tiefem «Untergrabeschutz» ringsherum. «An einer Stelle hat ein Tier gegraben, dann aber aufgegeben», sagte Grumbach. Die Wölfe müssen den Experten zufolge über den Zaun gekommen sein. Drei Tiere im Gehege, gleich neben dem Dorf, waren fast vollständig aufgefressen.

Seit Ende Januar haben Wölfe mehrfach Schafe und Damwild in dieser Region gerissen, zuletzt unter anderem in Gegensee. Zwischen der Ueckermünder Heide mit dem riesigen Truppenübungsplatz Jägerbrück und der Uckermark jagen nach Angaben der Ministerien mehrere Wolfsrudel.

In ganz Mecklenburg-Vorpommern haben Wölfe 2019 schon mindestens neunmal Schafe, Damhirsche und andere Nutztiere angefallen. Dabei wurden laut einer Statistik des Schweriner Agrarministeriums mindestens 36 Nutztiere getötet und verletzt, wie eine Ministeriumssprecherin am Donnerstag erklärte. Im ganzen Jahr 2018 hatte es mit 23 Wolfsangriffen und 160 toten und verletzten Nutztieren einen neuen Höchststand gegeben.

Seit 2007 wurden nach Angaben des Ministeriums in Mecklenburg-Vorpommern fast 600 Nutztiere durch Wölfe getötet oder verletzt. Dazu gehörten etwa 540 Schafe, aber auch Rentiere, acht Rinder und ein Pferd. Das Land habe 84.000 Euro an Schadenersatz gezahlt. Die Sprecherin wies darauf hin, dass Rinder- und Pferdehalter auch ohne Sicherheitsmaßnahmen Ausgleichszahlungen bei Wolfsangriffen bekommen. Da Rinder «grundsätzlich wehrhafte Tiere sind, würden solche Attacken auf Einzelfälle beschränkt bleiben.»  
dpa
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Kommentare 
trakifreund schrieb am 30.03.2019 18:26 Uhrzustimmen(12) widersprechen(3)
Wann kommt der Aufschrei der Kommunen, wenn sie ihre Jagdeinnahmen verlieren, weil keiner mehr die Jagd pachtet.

Die Bestandsdichte an Wölfen ist in manchen Bundesländern mittlerweile so dicht, dass er, wo immer er gesichtet wird, abgeschossen werden sollte.
Nur damit ist der Wolf in den Griff zu bekommen.
maximilian schrieb am 28.03.2019 16:52 Uhrzustimmen(12) widersprechen(42)
Es ist unsere Bürgergesellschaft, kurz Allgemeinheit, die den Wolf in Deutschland wieder angesiedelt hat; zu Recht. Die Allgemeinheit verschwendet jedes Jahr Milliarden an Agrarsubventionen;dakommt es auf die paar Euro für die Schutzmassnahmen und den Schadensausgleich nun wirklich nicht an.
Unser Land auf ein Wirtschaftsgebiet zu reduzierenist zu kurz gedacht.
Mabruk schrieb am 28.03.2019 15:55 Uhrzustimmen(40) widersprechen(14)
Zunächst bezahlt die Allgemeinheit den Wolfs-Schutzzaun, dann die Schäden, die trotdem durch ein solches Raubtier angerichtetn werden. Wer möchte das? Wölfe gehören in ein Wirtschaftsgebiet (wie es unser Land nunmal zu über 70% ist) genauso wie Kinder auf eine Baustelle - aber dem Irrsinn sind leider keine Grenzen gesetzt.
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