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14.05.2023 | 15:06 | Lebensmittelsicherheit 

foodwatch drängt auf Verbot von Bisphenol A

Berlin - Die Verbraucherorganisation foodwatch hat am Montag (8.5.) an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir appelliert, Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelverpackungen zu verbieten.

Lebensmittelverpackungen
Verbraucherorganisation fordert Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir zum Handeln auf - Online-Petition zum Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen gestartet - Neubewertung der EFSA: BPA als Gesundheitsrisiko eingestuft - Wert für tolerierbare tägliche Aufnahmemenge um Faktor 20 000 herabgesetzt - BfR trägt Entscheidung nicht mit. (c) proplanta
Als Anlass nennt foodwatch eine im April veröffentlichte Neubewertung von BPA durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Darin kamen die wissenschaftlichen Sachverständigen zu dem Schluss, dass die Chemikalie in Lebensmitteln ein Gesundheitsrisiko für Verbraucher in allen Altersgruppen darstellt.

Das Expertengremium der EFSA setzte daraufhin einen etwa 20.000-mal niedrigeren Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge für BPA im Vergleich zur bisherigen Bewertung aus dem Jahr 2015 fest. Pro Tag sollen künftig statt 4 Mikrogramm nur noch 0,2 Nanogramm je Kilogramm Körpergewicht zulässig sein.

Deutschland sollte nach Ansicht von foodwatch dem Vorbild Frankreichs folgen, das BPA bereits seit 2015 in allen Lebensmittelverpackungen verboten hatte. Die Organisation hat dafür eine Online-Petition ins Leben gerufen, bei der Minister Özdemir aufgefordert wird, dem EU-Vorsorgeprinzip nachzukommen und ein Verbot auf nationaler und EU-Ebene voranzutreiben.

Schädliche Auswirkungen



Laut der neuen EFSA-Risikobewertung kann BPA schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem haben. In Tierstudien wurde ein Zusammenhang mit allergischen Lungenentzündungen und Autoimmunerkrankungen beobachtet. In Deutschland ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für die Bewertung von Schadstoffen aus Lebensmittelverpackungen zuständig.

Das BfR unterstützt nach eigenen Angaben den von der EFSA abgeleiteten neuen Wert aufgrund von mehreren „wissenschaftlichen und methodischen Unstimmigkeiten“ nicht.

Einsatz der Chemikalie



BPA ist nach Angaben der EFSA ein chemischer Stoff, der zur Herstellung von Lebensmittelbehältnissen verwendet wird und in sehr geringen Mengen in die darin enthaltenen Lebensmittel und Getränke übergehen kann. BPA wird beispielsweise eingesetzt, um den harten Kunststoff Polycarbonat sowie Epoxidharze herzustellen. Aus Polycarbonat werden unter anderem Mehrweg-Getränkeflaschen produziert.

Epoxidharze kommen als Schutzbeschichtungen und Innenauskleidungen für Getränke- und Konservendosen zum Einsatz. Polycarbonat und Epoxidharze selbst sind dem BfR zufolge zwar „chemisch stabil“ und werden bei normaler Verwendung nicht wieder in Bisphenol A gespalten. Allerdings könne der Stoff in geringen Mengen als Rückstand in den Kunststoffen enthalten sein und daraus gegebenenfalls freigesetzt werden.

Die Chemikalie wurde als endokriner Disruptor eingestuft, ist also ein Stoff, der auf das Hormonsystem einwirkt und gesundheitsschädigende Effekte hervorrufen kann. Daher gilt er nach dem europäischen Chemikalienrecht als „besonders besorgniserregende Substanz“. Anfang des Jahres 2020 wurde BPA bereits in Thermopapieren verboten. Aus diesen werden beispielsweise Kassenzettel oder Parkscheine gefertigt.
AgE
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