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08.03.2011 | 18:03 | Dialogforum Ethik 

Europäische Biodiversitätsstrategien begründen und kommunizieren

Stuttgart/Bonn, 03.03.2011: Heute begann in Stuttgart-Hohenheim das zweitägige „Dialogforum Ethik: Europäische Biodiversitätsstrategien begründen und kommunizieren".

Universität Hohenheim
(c) proplanta
Im Zentrum steht die kritische Auseinandersetzung mit den ethischen Begründungen, auf denen die Biodiversitätsstrategien im deutschsprachigen europäischen Raum fußen.

BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel forderte eine deutliche Abkehr sowohl vom überholten Lagerstreit 'Anthropozentrik contra Biozentrik' als auch von der unnötigen Debatte „Ökologie contra Ökonomie“. „Ethische Argumente stehen ökonomischen und ökologischen nicht konträr gegenüber, sie bilden vielmehr die Grundlage für jedwede Naturschutzargumentation. Wir brauchen daher grundlegende und schlüssige ethische Perspektiven zur Fundierung unserer Naturschutzbegründungen und -argumente,“ sagte Jessel bei der Eröffnung.

Einen ersten Ansatz, wie diese ethische Fundierung gestaltet sein kann, zeigte Dr. Uta Eser der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen auf. Sie stellte eine transparente Neustrukturierung ethischer Begründungen in der Naturschutzarbeit unter dem Dreiklang Klugheit, Gerechtigkeit und Glück vor. Unter „Klugheit“ sind Argumente zu verstehen, die den Schutz der biologischen Vielfalt als eine Frage unseres eigenen Überlebensinteresses betonen, hierunter fallen sowohl ökologische als auch ökonomische Begründungen. Die „Gerechtigkeit“ nimmt Bezug auf das, was Menschen voneinander im Sinne moralischer Pflichten verlangen können. Unter „Glück“ werden Argumente verstanden, die biologische Vielfalt als Bestandteil eines guten und erfüllten Lebens hervorheben.

Die bisherigen Argumentationen für den Naturschutz, die ihr Gewicht auf ökologische und ökonomische Sachverhalte legen, stützen sich eher auf „Klugheitsargumente“, die aber wiederum nur einen Ausschnitt der Debatte darstellen. Eine Ausweitung der Diskussion auf Gerechtigkeits- und Glücksargumente ist daher nach Ansicht von Uta Eser dringend erforderlich.

Ein wesentlicher Aspekt der Tagung war der Vergleich, welche ethischen Perspektive denn anderen europäischen Biodiversitätsstrategien zugrunde liegen. Neben der deutschen wurde auch die österreichische Strategie und der Entwurf der schweizerischen Strategie vorgestellt. Einen tieferen Einblick in die EU-Strategie gab Dr. Hans Friederich, der Regional-Director für Europa der International Union for Conservation of Nature, IUCN. Alle Beiträge klärten grundsätzliche Fragen zu Aufbau, Zielen und Entwicklung der Strategien, ließen aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem bisherigen Umsetzungsprozess nicht außer acht.

Am zweiten Tag geht es dann schwerpunktmäßig um den aktuellen Trend zu ökonomischen Bewertungssystemen im Naturschutz. Prof. Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung wird die internationale, maßgebolich von Deutschland und der EU initiierte TEEB-Studie („The Economics of Ecosystems and Biodiversity“) und ihre Resonanz in der Politik als Auftakt zu einer intensiven Diskussionsrunde vorstellen.

Der Philosoph Prof. Dr. Marcus Düwell (Universität Utrecht) wird mit seinen Betrachtungen zur Rolle ethischer Reflexionen für politische Prozesse den Abschluss der Tagung bilden.

Die Veranstaltung wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Rahmen des Umsetzungsprozesses der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt ausgerichtet. Kooperationspartner sind das österreichische Umweltbundesamt und das Bundesamt für Umwelt in der Schweiz. (BfN)
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