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10.09.2007 | 18:53 | Heilungschancen 

Regierung will Forschung mit nicht-embryonalen Stammzellen forcieren

Berlin - Die Bundesregierung will die Forschung mit nicht-embryonalen Stammzellen forcieren. Man müsse nicht ständig menschliche Embryonen für die Forschung gebrauchen, um neue Heilungschancen für Kranke zu entwickeln, sagte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Montag in Berlin.

Mikroskop
(c) dgrilla - fotolia.com
Es gebe berechtigte Hoffnung, dass in der Forschung mit so genannten adulten Stammzellen mehr Potenzial stecke als bisher angenommen. Diese Stammzellen werden unter anderem aus Rückenmark von Erwachsenen gewonnen. Für förderungswürdige Projekte würden zunächst fünf Millionen Euro bereitgestellt, sagte die Ministerin.
 
Mit dem Programm kommt Schavan vor allem den Kritikern in der eigenen Partei und in den Kirchen entgegen, die eine Ausweitung der embryonalen Stammzellenforschung strikt ablehnen. Dagegen halten namhafte Forscher eine Lockerung des strengen Stammzellengesetzes für dringend notwendig, damit die deutsche Forschung und Entwicklung auf dem weltweiten Gesundheitsmarkt wettbewerbsfähig bleibt. Schavan sagte, die Forschungsfreiheit habe Grenzen beim Schutz der Ethik. «Es darf nicht der Eindruck entstehen, die Forschung ist um so erfolgreicher, je mehr sie Zugriff auf embryonale Stammzellen hat.»
 
Die CDU-Politikerin widersprach Darstellungen, Deutschland habe sich mit seinem Schwerpunkt auf adulte Stammzellen bei der Forschung international isoliert. Erfolgreiche Behandlungsschwerpunkte seien die Haut, Knorpel sowie das blutbildende System. Hier liege Deutschland in der Spitzengruppe. Die Hoffnung besteht auch darin, dass sich solche eingepflanzen Zellen im menschlichen Körper weiter entwickeln und kranke Zellen ersetzen.
 
Die Ministerin räumte ein, dass es eine «erhebliche Lücke» zwischen Grundlagenforschung und wirtschaftlichem Zuwachs gebe. Die zunächst fünf Millionen Euro für förderungswürdige Projekte seien nur ein Einstieg. Sie stellte noch mehr Mittel in Aussicht. Unterstützung bekam Schavan von den SPD-Forschungspolitikern René Röspel und Jörg Tauss. Beide erklärten, im Idealfall werde es den Wissenschaftlern gelingen, in den nächsten Jahren die Umprogrammierung von adulten Stammzellen soweit voranzutreiben, dass sie ähnliche Eigenschaften wie embryonale Zellen besitzen.
 
Zur aktuellen Debatte um die Lockerung der Stichtagsregelung beim Forschungseinsatz von embryonalen Stammzellen machte Schavan keine Angaben. Sie wolle dem Parlament nicht vorgreifen, gehe aber davon aus, dass es weiterhin bei einer Stichtagsregelung bleibt. Nach dem Gesetz vom Juli 2002 dürfen in Deutschland nur embryonale Stammzellenlinien eingesetzt werden, die aus dem Ausland kommen und vor dem 31.12.2001 gewonnen wurden. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken appellierte an die Politik, nicht hinter diese Regelung zurückzugehen. Eine Änderung verlangt unter anderem die Deutsche Forschungsgemeinschaft. (dpa)
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