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17.03.2011 | 18:04 | Atomkraftpläne in Asien 

Katastrophe in Japan erschüttert Atomkraftpläne in Asien

Peking - Die Regierungen in Asien überdenken nach der Katastrophe in Japan vielfach ihre Pläne für die Energieerzeugung der Zukunft.

Atomkraftpläne
Viele Länder setzen derzeit selbst auf Atomkraft, um den stark wachsenden Bedarf zu decken und gleichzeitig den CO2-Ausstoß sowie die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen zu drosseln. Doch selbst in China hat die Regierung, die zuvor das nukleare Desaster in Japan zunächst ignoriert hatte, ihre Haltung revidiert. Die katastrophalen Ereignisse in Japan sollten erst nichts an den eigenen Plänen zum Bau von Reaktoren ändern, die bis 2020 mit 86 Gigawatt fünf Prozent des gesamten Energiebedarfs decken sollten.

Am Mittwoch setzte Peking nun die Genehmigung von Kernkraftwerken zunächst aus und will die Freigabe von neuen Sicherheitsuntersuchungen und veränderten Regulierungsbestimmungen abhängig machen. Noch ist allerdings unklar, ob die 25 derzeit im Bau befindlichen Reaktoren von den Sicherheitsprüfungen betroffen sein werden. Eines der Kraftwerke ist nur hundert Kilometer von Wuhan entfernt - mit über vier Millionen Einwohnern eine der größten Städte des Landes.

In anderen Ländern Asiens fallen die Reaktionen auf die Katastrophe in Japan gemischt aus. Vietnam plant den Bau von acht Atomkraftwerken im Zentrum des Landes, die bis 2030 insgesamt 16.000 Megawatt an Strom produzieren sollen. «Japans nukleare Krise wird unsere Baupläne nicht beeinflussen», sagte Vuong Huu Tan, Vorsitzender der vietnamesischen Atomenergie-Kommission. «Vietnam wird die modernste Nukleartechnologie nutzen, die auch sicher gegen solche Störfälle läuft.»

Die mehr demokratisch geführten Länder in Asien stehen allerdings vor der Herausforderung, ihre Bevölkerung zu überzeugen, dass Atomkraft eine sichere Energie-Alternative ist.

«Sogar ein Land wie Japan, das bekannt für seine strikten Sicherheitsstandards und seine soziale Disziplin ist, zudem im Umgang mit Katastrophen sehr erfahren, hat Probleme, das zu stoppen, was wir jetzt als eine nukleare Katastrophe erleben», teilte eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftlern in Indonesien in einer Stellungnahme mit. Das Land erwägt derzeit, auf der Insel Bangka östlich von Sumatra bis 2025 vier Reaktoren zu bauen.

In Thailand, wo fünf Reaktoren bis 2025 fertiggestellt werden sollen, ordnete der Premierminister eine Überprüfung der Pläne an. Das Land hatte gerade eine breit angelegte Informationskampagne zur Atomkraft gestartet. Die drohende Kernschmelze in den japanischen Reaktoren dürfte dabei nicht helfen.

«Die öffentliche Wahrnehmung der Atomreaktoren ist eine der fundamentalen Herausforderungen für die Politik», sagte Tara Buakhamsri, Energie-Spezialist bei Greenpeace in Thailand. «Was auch immer die Regierung jetzt sagt, nach Japan werden die Menschen ihr nicht glauben.»

Auch die Pläne in Malaysia, bis 2021 ein Zwillings-Nuklearkraftwerk mit einer Gesamtkapazität von zwei Gigawatt zu bauen, dürften auf politischen Widerstand stoßen. «Ein Kernreaktor ist etwas Neues in Malaysia», sagt Chua Soi Lek, Präsident der Malaysian Chinese Association, der zweitgrößten Partei in der regierenden Koalition. «Die Regierung sollte überdenken, ob es eine echte Notwendigkeit für das Kraftwerk gibt.»

Weder Singapur noch die Philippinen haben sich bislang für Kernkraft als potenzielle Energiequelle entschieden. «Es gibt Sicherheitsbedenken, und das ist noch dramatischer geworden durch den jüngsten Unfall im Reaktor in Fukushima», sagte der Sprecher des philippinischen Präsidenten Edwin Lacierda.

Die gute Nachricht aus Japans Katastrophe für die Region könnte in dem größeren Schwerpunkt auf erneuerbare Energien in nächster Zukunft liegen. «Den einzigen Silberstreifen, den ich sehe, ist die Möglichkeit für erneuerbare Energien», sagt Twarath Sutabutr, Direktor der Behörde für die Entwicklung alternativer Energien in Thailand. «Aber es wird sehr von der Regierung abhängen», fügt er hinzu. «Ein Sonnenkraftwerk kann innerhalb eines Jahres gebaut werden.» Dafür werde aber eine Menge an Fördergeldern benötigt, die von den Bürgern gezahlt werden müssten. «So hängt das Projekt von der allgemeinen Wirtschaftslage ab.»

Die wahrscheinlichsten Alternativen zur Kernenergie sind Kohle- und Wasserkraftwerke, die ähnlich kontrovers diskutiert werden. China beispielsweise könnte unter Druck geraten, die umstrittenen Staudamm-Projekte am Saluen und am Mekong in der Provinz Yunnan voranzutreiben. «Ich glaube, dass Wasserkraft die beste Energiequelle ist», sagte kürzlich Luo Zhengfu, Vizebürgermeister in Yunnan. Thailand dürfte sich nach einer möglichen Aufgabe seiner Atompläne gezwungen sehen, ein Dutzend Kohlekraftwerke zu bauen.

«Das wird passieren, weil der Bedarf an Energie in Thailand und Südostasien weiter ansteigen wird», sagte Greenpeace-Aktivist Tara. «Aber für die Menschen, die in der Nähe der Kraftwerke leben, wird es nur ein kleiner Unterschied zwischen Atom und Kohle sein, und sie werden sich widersetzen. (dpa)
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