Drei Tage vor dem UN-Gipfel Rio+20 zur nachhaltigen Entwicklung hat Gastgeber Brasilien einen gekürzten Entwurf für die umstrittene Abschlusserklärung vorgelegt. Umweltverbände reagierten enttäuscht. Ohne Einsatz für konkrete und ambitionierte Beschlüsse zur Rettung des Klimas, der Meere und der Wälder werde der Gipfel scheitern und die Erde einer weiteren Umweltzerstörung, Verschmutzung und Plünderung preisgegeben, warnte Greenpeace-Experte Martin Kaiser in Rio de Janeiro.
Der seit Sonntag zur Diskussion stehende neue Text hat anstatt 80 derzeit nur 56 Seiten. Gestrichen wurden - auch mit Blick auf die Finanzkrise - Vorschläge zur Einrichtung eines milliardenschweren Fonds für nachhaltige Projekte. An mehreren Stellen wurden konkrete Zeitvorgaben, etwa für den Stopp der Waldzerstörung, fallen gelassen. Auch von einer Aufwertung des UN-Umweltprogramms UNEP zu einer UN-Vollagentur ist in der neuen Textvariante nicht mehr die Rede.
Deutschlands Umweltminister Peter Altmaier (CDU), der am Sonntagabend in Rio erwartet wurde, betonte in einem dpa-Gespräch, vor dem Hintergrund der Schuldenkrise, der Bankenkrise und anderer Krisen seien Umweltthemen leider vielerorts in den Hintergrund getreten. «Daher müssen wir dafür sorgen, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen.» Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (
BUND) sieht im ungebremsten Ressourcenverbrauch und der Missachtung von Zielen für
Nachhaltigkeit eine Ursache von Finanz- und Wirtschaftskrisen.
«In Rio müssen vor allem die Versuche der Industrie zurückgewiesen werden, ihrem Tun oder Lassen einen grünen Tarnanstrich zu geben. Wir werden den neuen Bundesumweltminister daran messen, ob er sich dieser Aufgabe stellt oder nicht», sagte BUND-Chef Hubert Weiger. Zum Rio+20-Gipfel, der direkt im Anschluss an den G20-Gipfel der führenden Volkswirtschaften in Los Cabos (Mexiko) stattfindet, werden vom 20. bis 22. Juni über 130 Staats- und Regierungschefs erwartet. (dpa)