Die anhaltende Trockenheit macht vielen landwirtschaftlichen Kulturen zu schaffen und den Landwirten große Sorgen um die Ernte. „Als Folge fehlender Niederschläge müssen wir bereits zum jetzigen Zeitpunkt
Ernteeinbußen von bis zu 30 Prozent in diesem Jahr befürchten.“ Das erklärt Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) am 18. Mai 2011 in Stuttgart. Der
Klimawandel mit neuen Wetterextremen hinterlässt zunehmend deutlichere Spuren in der
Erntebilanz, erläutert Rukwied. Er fordert erneut zur Abfederung der Marktrisiken eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage für die Landwirtschaft.
Besonders dramatisch stellt sich die Situation bei Getreide, Raps und im Futterbau dar. Nach dem trockenen April, der überdurchschnittlich warm und in weiten Landesteilen - ähnlich wie im Trockenjahr 2007 - ohne jeden Niederschlag blieb, zeigt sich der Wassermangel in der Entwicklung der landwirtschaftlichen Kulturen. Nach dem kalten Winter setzte die Vegetation zwar schnell und relativ früh ein, doch notwendige Niederschläge blieben aus. So stehen die Getreidebestände vielfach ausgedünnt mit häufig reduziert ausgebildeten Ährenanlagen da. Als Folge des Wassermangels haben sich die Rapspflanzen während der Blüte vielfach nicht wie üblich verzweigt und blieben im Wuchs zurück, sodass Ernteeinbußen programmiert sind. Erhebliche zusätzliche Kosten entstehen zudem durch die notwendige Beregnung vor allem bei Gemüsekulturen und im Kartoffelanbau.
So hoffen die betroffenen Landwirte auf ergiebige Regenfälle noch im Mai, damit die sich abzeichnenden Ernteeinbußen nicht noch heftiger ausfallen. Regenfälle sind zudem dringend erforderlich, um die erschöpften Wasservorräte im Boden wieder aufzufüllen. Gerade Mais und Rüben, die meistens gut ausgekeimt haben, brauchen jetzt dringend Wasser, damit es nicht auch noch bei diesen Kulturen zu gravierenden Ertragsausfällen kommt.
Falls die von den Landwirten erhofften ergiebigen Regenfälle ausbleiben, droht eine Futterknappheit im Land. Bereits bisher zeichnen sich beim Grünfutter ebenfalls Einbußen bis zu 30 Prozent ab.
„Die aktuelle Wetterlage und der Zustand der Feldbestände zeigen nicht nur die große Abhängigkeit auch der modernen Landwirtschaft von der Witterung und von der Natur, sondern ebenso die zunehmend steigenden Herausforderungen durch den verstärkt in Erscheinung tretenden Klimawandel. Wärmeres Klima mit höheren Temperaturen und Wärmesummen erfordert neue Anbausysteme und verstärkte Anstrengungen in der angewandten Wissenschaft“, betont der Landesbauernpräsident.
Wetterextreme tragen einen erheblichen Teil zu den zunehmenden weltweiten Marktschwankungen bei. Dies erhöht das Einkommens- und Liquiditätsrisiko der landwirtschaftlichen Unternehmen in verstärktem Umfang. „Risikomanagement und ständige Kontrolle der Betriebsabläufe reichen allein zur nachhaltigen Liquiditätssicherung nicht aus“, erläutert Rukwied. Der Bauernpräsident fordert die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage für die Landwirtschaft, damit die Betriebe ihre finanzielle Eigenvorsorge optimieren können. (lbv)