«Aufgrund gesunkener
Erzeugerpreise können sich die Verbraucher mittelfristig auf eine Drosselung des Preisanstiegs bei Nahrungsmitteln freuen», sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Helmut Born, am Donnerstag in Berlin.
Mit rund 47 Millionen Tonnen wird die
Getreideernte in diesem Jahr um 16 Prozent über dem niedrigen Vorjahreswert liegen. «Wir haben also eine gute, aber keine
Rekordernte eingefahren.» Die Bauern klagen jedoch über eine Kostenexplosion.
Die Ernährungsindustrie zeigte sich skeptisch angesichts der Preisentwicklung. «Die verarbeitende Industrie kämpft nach wie vor mit steigenden Rohstoffpreisen», sagte die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Sabine Eichner Lisboa, der dpa. «In einem kurzen Zeitraum wird sich da erst einmal nichts nach unten bewegen.» Die Erzeugerpreise für Nahrungsmittel und Getränke seien im Juli um 8,5 Prozent gegenüber Juli 2007 gestiegen, für Teigwaren um 35 Prozent, für Käse und Quark um fast 18 Prozent.
Die gute Ernte lässt die aktuellen Preise sinken: Der Brotweizenpreis liegt mit 169 Euro pro Tonne um zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Der
Bauernverband rechnet wegen des schwächeren Euro mit besseren Exportchancen, was die Preise stabilisiere. Born sagte, er setze darauf, dass die Ernährungswirtschaft die günstigeren Rohstoffpreise auch den Konsumenten zugutekommen lasse.
Die Ernte fällt bundesweit unterschiedlich aus: Während im Norden und Westen Deutschlands das Vorjahresergebnis übertroffen wird, liegen die Erträge in Bayern darunter. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hinterließ die Trockenheit Spuren. Die Menge bei Winterweizen, der wichtigsten Getreideart, legte nach Angaben des Verbands um 17,5 Prozent auf 24,3 Millionen Tonnen zu. Die Menge bei
Wintergerste und Roggen wuchs ebenfalls.
Die Landwirte in Deutschland bauten allerdings auf fast 480.000 Hektar zusätzlich Getreide an. Das sei ein deutliches Zeichen, dass die Bauern die Nahrungsmittelproduktion ernst nähmen. Für den Anbau von Bioenergiepflanzen bleibe genug Spielraum. Auch die Ernte der Sommergerste legte zu - deshalb brauchen Biertrinker keine Angst um genug
Braugerste zu haben. Die
Obsternte ist dagegen niedriger als die sehr gute Ernte im Vorjahr. Für den Wein sehe es jedoch gut aus.
Die Bauern sehen die gute Ernte zwiespältig. Die Herstellkosten für die Tonne Weizen hätten sich vor allem wegen der Preissteigerung bei Energie um 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Der Düngerpreis habe sich seit 2006 verdoppelt.
In Europa und weltweit fällt die Getreideernte nach Angaben des Verbands ebenfalls höher aus. Das liege an «halbwegs normalen» Wetterbedingungen, aber auch an einer höheren Anbaufläche durch bessere Erzeugerpreise. Die Marktlage habe sich entspannt. «Es steht seit Jahren erstmals wieder mehr Weizen zur Verfügung als verbraucht wird», sagte Born. Die Getreideernte in der EU liege voraussichtlich bei mehr als 300 Millionen Tonnen - ein Plus von 43 Millionen Tonnen. Die weltweite Ernte wird auf 2,1 Milliarden Tonnen prognostiziert. (dpa)