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28.01.2009 | 07:13 | Bio-Landbau 

BÖLW: Innovationspotenzial des Ökolandbaus wird in der Forschung sträflich vernachlässigt

Berlin - Die Ertragsfähigkeit der Böden erhalten, zum Klimaschutz beitragen, weltweit das Recht auf Nahrung einlösen und zusätzlich nachwachsende Rohstoffe erzeugen - der Ökolandbau zeigt vielversprechende Lösungsansätze, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Strohballen
(c) proplanta
„Doch diese Potenziale bleiben in der Forschungsförderung nahezu unbeachtet. Denn diese ist extrem einseitig auf eine Landwirtschaft mit Agro-Gentechnik und Chemie-Einsatz ausgerichtet“, so das Fazit von Alexander Gerber, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, anlässlich des Tags des Ökolandbaus auf der Grünen Woche.

„Zwar konnten mit im Schnitt jährlich ca. 7 Mio. € aus Mitteln des Bundesprogramms Ökologischer Landbau wichtige Praxisfragen beforscht werden“, lobte Prof. Jürgen Heß von der Universität Kassel, „aber für notwendige Grundlagenforschung und um den Ökolandbau als innovatives System für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft weiterzuentwickeln, gibt es kein Geld.“ Den Mitteln für die Ökolandbauforschung stehen jährlich allein 165 Mio. € für Biotechnologieforschung durch das Bundesforschungsministerium und 26 Mio. € für die Erforschung nachwachsender Rohstoffe gegenüber: „Das ist eine eklatante Ungleichstellung der verschiedenen Ansätze innerhalb der Agrarforschung“, so Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW.

Zusätzlich wird die Agro-Gentechnik-Forschung von der Privatwirtschaft finanziert, BASF investiert jährlich allein 133 Mio. € in diesem Bereich. „Gerade weil der Ökolandbau keine patentierbaren Produkte, hinter denen privatwirtschaftliche Interesse stehen, hervorbringt, muss der Staat hier Forschungs- und Entwicklungsvorhaben verstärkt fördern und fordern“, so Felix Prinz zu Löwenstein.

Insgesamt ist die genaue Zuordnung staatlicher Forschungsmittel kaum möglich. Auch Heike Strelen von der DFG sieht zwar in einigen Projekten mit DFG-Förderung ökologische Anliegen berücksichtigt, konnte aber keine Angaben zur Forschungsförderung des Ökolandbaus im Speziellen geben. Der BÖLW fordert daher unbedingt transparente Angaben über die Verwendung der Forschungsgelder.

Obwohl der Ökolandbau intelligente Lösungen verspricht, dokumentierte das Bundesforschungsministerium auch durch sein Fernbleiben von der BÖLW-Veranstaltung, dass diese Option aktuell für die Politik keine Rolle spielt. „Das ist eine sträfliche Einseitigkeit, denn Aufgabe des Staates ist es, verschiedene Entwicklungsstrategien offen zu halten. Wirklich innovativ ist dabei das System, welches das gesetzte Ziel am effizientesten und mit den geringsten Nebenwirkungen erreicht“, so Gerber. (BÖLW)
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