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09.04.2007 | 07:21 | Politik 

Wettlauf um die Stoiber-Nachfolge - Hase Huber kontra Igel Seehofer

München - Erwin Huber läuft und läuft und läuft.

Horst Seehofer
Horst Seehofer (c) Dt. Bundestag
Im Wettstreit um den CSU-Vorsitz mit Bundesagrarminister Horst Seehofer absolviert der bayerische Wirtschaftsminister ein riesiges Pensum, während Seehofer scheinbar noch nicht aus den Startlöchern gekommen ist. Doch der Eindruck täuscht. Denn beide verfolgen im Kampf um die Nachfolge des scheidenden CSU-Chefs Edmund Stoiber gegensätzliche Strategien.

Wie im sprichwörtlichen Wettlauf von Hase und Igel müht sich Huber, das Feld so früh und so schnell wie möglich zu bestellen. Der langsamere Seehofer dagegen lässt sich erst gar nicht auf einen Wettlauf ein. Huber liegt vorn, so die gängige Meinung in der CSU-Führungsriege. Seehofer vertraut auf die letzten Wochen vor dem Showdown auf dem Münchner CSU-Parteitag Ende September.

Huber wird in den nächsten Wochen und Monaten bei 50 CSU-Kreisverbänden zu Gast sein - und es sollen noch mehr werden. «Ich bin gut im Lauf», sagt er. Er erfahre aus der ganzen Partei eine sehr starke Unterstützung - «ob jung oder alt, ob Mann oder Frau». Als bayerischer Wirtschaftsminister genießt Huber einen natürlichen Standortvorteil. Seine Termine absolviert er ohnehin größtenteils in Bayern - ob er eine Handwerkskammer besucht oder eine Autobahn einweiht.

Der Bundesminister Seehofer dagegen ist häufig an Berlin gefesselt, muss ganz Deutschland bereisen und sich auch noch in Brüssel mit seinen europäischen Amtskollegen treffen. Seehofer hat schlicht keine Zeit für einen Wahlkampf à la Huber. Die Umfragen geben derzeit Huber recht. In der Gunst der CSU-Wähler habe er Seehofer mit 46 zu 42 Prozent erstmals überrundet, ermittelte kürzlich infratest dimap. Außerdem hat Huber eine Mehrheit in der Führungsriege der Partei hinter sich, wie CSU-Vorständler berichten.

Doch darauf will Seehofer nichts geben. «Maßgebend ist die Stimmung im September», lautet seine Devise. «Es gibt nur eine Wahrheit - die geheime Abstimmung.» Er gehe davon aus, dass viele Parteifreunde derzeit doppelgleisig fahren. «Ich habe schon erlebt, dass mir 20 zu einer Wahl gratuliert haben, obwohl ich nur zehn Stimmen bekommen habe.» Und nicht zuletzt setzt Seehofer offenbar darauf, die Stimmung auf dem Parteitag durch eine feurige Rede drehen zu können. In der CSU gilt der Parteivize als der bessere Redner. Am Ende gebe vielleicht eine «dumme Rede oder ein falsches Wort» den Ausschlag, sagt er. Ein unwägbarer Faktor sind die Berichte über eine Liebesaffäre Seehofers in Berlin.

Doch verbirgt sich hinter der Auseinandersetzung mehr als nur unterschiedliche Taktik. Seehofer und Huber verkörpern zwei gegensätzliche Politikertypen. Seehofer gilt CSU-intern als Einzelkämpfer, nicht als Strippenzieher. Seine Hausmacht ist der CSU-Arbeitnehmerflügel, eine eher kleine Gruppe. Huber hingegen gilt als Paradebeispiel für einen Netzwerk-Politiker im Stile Helmut Kohls, der Allianzen knüpft und Verbündete sucht.

Seehofer hat freilich einen anderen großen Solisten in der CSU vor Augen, der über Jahre ohne fein gesponnenes Netzwerk mit vergleichsweise wenigen Verbündeten erfolgreich agierte: den scheidenden Parteichef Edmund Stoiber, den er beerben will. (dpa)
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