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13.03.2019 | 01:02 | Agrarlobbyismus 
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Klöckner kritisiert Schwarz-Weiß-Diskussionen über Landwirtschaft

Berlin - Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat vor «Schwarz-Weiß-Diskussionen» von Interessengruppen über die Ausrichtung der Landwirtschaft gewarnt.

Agrarlobbyismus
Tut die Politik genug, damit in der Landwirtschaft mehr Tierwohl und Umweltschutz durchgesetzt werden? Kritikern reicht der Kurs der Ministerin bei weitem nicht - die wirbt aber für nötige Kompromisse. (c) proplanta
Wenn die einen pauschal von «Agrarlobbyismus» redeten und die anderen von «Bauern-Hetzjagd», stimme beides in der Extremform nicht, sagte sie am Dienstag in Berlin. Man werde nur Akzeptanz in der Gesellschaft erreichen, wenn man weg von Radikalität und Pauschalisierung und zum Konsens komme.

Ein Jahr nach Klöckners Amtsantritt kritisierten Umwelt-, Verbraucherschützer und die Grünen, sie gehe bei Tierschutz und gesunder Ernährung zu unverbindlich vor.

Der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, Martin Rücker, monierte in der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag): «Sowohl den inakzeptablen Zuständen in der Nutztierhaltung als auch den gewaltigen Gesundheitsproblemen durch Fehlernährung setzt die Ministerin freiwillige Lösungen in treuer Partnerschaft mit Bauernverband und Zuckerverkäufern entgegen.»

Die Umweltorganisation Greenpeace forderte mehr Einsatz für eine europäische Agrarreform zur Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft. «Tierleid nicht unter den Teppich kehren, Frau Klöckner!», hieß es auf einem Greenpeace-Banner, das Aktivisten am Dienstag an der Ministeriumsfassade anbrachten.

Die Grünen-Politikerin Renate Künast kritisierte, statt des geplanten freiwilligen Tierwohllabels für Fleisch im Supermarkt seien dringend die gesetzlichen Haltungsstandards für alle Schweine anzuheben.

Die Ministerin verteidigte ihr Vorgehen. Um Zielkonflikte zu überwinden, könne auch die Digitalisierung helfen - etwa beim genaueren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der aber nötig sei.

Klöckner sagte, beim umstrittenen Unkrautgift Glyphosat sei sie mit Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) über die geplante Reduzierung des Einsatzes im Gespräch. Zu klären sind demnach etwa Regelungen für erosionsgefährdete Flächen mit starker Bodenabtragung. Vorgesehen seien Verbote unter anderem in Parks oder für Privatleute, ein Totalverbot würde aber EU-rechtlich scheitern. Dem Umweltministerium sei zudem ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz vorgelegt worden, das unter anderem strengere Düngeregeln und den Moorböden-Schutz umfasse.

In der Debatte darüber, wie die Ausbreitung von Wölfen auch mit einem leichteren Abschuss stärker eingedämmt werden kann, reichen Klöckner Vorschläge von Schulze nicht aus. Statt nur aggressive «Einzeltäter» unter den Tieren ausfindig zu machen, solle nach Vorfällen vorbeugend eingegriffen werden können. Dabei gehe es nicht um eine Ausrottung.

Die größten Wolfsfreunde lebten aber in den Städten, sagte Klöckner. In vielen ländlichen Gebieten sehe es da mit Sorgen ganz anders aus. Mit Blick auf Tiertransporte rief Klöckner die zuständigen Länder auf, Kontrollen stärker zu koordinieren. Aus ihrer Sicht seien Transporte von Schlachttieren außerhalb der EU nicht notwendig.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 14.03.2019 16:12 Uhrzustimmen(29) widersprechen(1)
Die Angriffe auf Frau Klöckner sind meines Erachtens unbegründet. Da ergehen die Kritiker sich, aus ihrer Sicht, in Wunschvorstellungen. Wem wird der schwarze Peter zugeschoben, natürlich der Landwirtschaft, der Prügelknabe der Nation!
Der Vorwurf von Herrn Martin Rücker, die Nutztierhaltung sei völlig inakzeptabel, wer hat den diese Verhältnisse hervor gerufen? Es war doch politisch so gewollt, Hauptsache die Mehrheit hat genug Geld in der Tasche. Es wird immer so getan als wenn jede Preiserhöhung bei uns Bauern landen würde! Der Verbraucher gab 1948, nach der Währungsreform, 46 % seines Einkommens für das tägliche Brot aus, heute sind es nur noch 10%. Wir konnten 1950 für den Gegenwert von 1 dt.Weizen, 22,55 auf Euro umgerechnet, 19,6 Stunden einen Elektriker bezahlen! Heute reicht es nur für unter 20 Minuten! Man darf dem Handwerker nur die Hand zu geben. schon ist man 1 € los! Die letzte Rechnung vom Elektriker betrug 53,25 € zuzgl. 19 Mehrwertsteuer! Es sind z.Zt. also ca. 4 dt. Weizen zu verkaufen, damit man den Elektriker bezahlen kann
Das Brötchen durfte im gleichen Zeitraum um über 1360% steigen! Ich bin traurig, wie mit uns umgesprungen wird!

Das musste mal gesagt werden! Wer arbeitet den über 60 Stunden? Natürlich die Bauern. Dafür müssen wir Tag für Tag arbeiten um zu überleben. Es schon eine böswillige Verleumdung, wie ständig gegen uns Stimmung gemacht wird!
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