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17.12.2023 | 17:39 | Umweltbonus 
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Ende für E-Auto-Förderung schlägt Wellen

Berlin - Die Bundesregierung hat beim geplanten früheren Ende der staatlichen Kaufprämie für Elektroautos nicht lange gefackelt und den Umweltbonus am Wochenende eingestellt.

E-Auto-Förderung
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Dass die staatliche Kaufprämie für E-Autos den Einsparungen der Ampel «zeitnah» zum Opfer fällt, ist seit einigen Tagen klar. Nun ist der Umweltbonus überraschend schnell schon an diesem Wochenende Geschichte. (c) proplanta
Mit Ablauf des 17. Dezember 2023 können keine neuen Anträge mehr für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt werden, wie das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium am Samstag in Berlin mitteilte. Bereits zugesagte Förderungen sind nicht betroffen und werden gezahlt. Anträge, die noch bis einschließlich 17. Dezember 2023 beim Bafa eingegangen sind, werden in der Reihenfolge ihres Eingangs weiterbearbeitet.

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte am vergangenen Mittwoch eine Einigung darüber erreicht, wie nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher gestopft werden. Das betrifft den Kernhaushalt sowie den Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem auch die Förderung für E-Autos finanziert wird. Ursprünglich sollte die E-Auto-Förderung laut Ministerium Ende 2024 auslaufen - oder vorher, wenn die Mittel aufgebraucht sind.

Bestellte Autos fallen raus

Die Verbraucherzentralen hatten das frühere Ende der Kaufprämien zwar grundsätzlich begrüßt. «Kaufprämien waren kurzfristig wichtig, um die Verbreitung von Elektroautos anzukurbeln», sagte die Mobilitätsexpertin des Bundesverbands, Marion Jungbluth, der Deutschen Presse-Agentur. Langfristig könne das Markthochlaufen aber nicht auf Kosten der Steuerzahler finanziert werden. «Es muss jedoch sichergestellt werden, dass mindestens alle eine Prämie erhalten, die ihr E-Fahrzeug bereits im Vertrauen auf die Förderung bestellt haben.» Dafür müsse die Bundesregierung das Kaufdatum zum entscheidenden Faktor machen.

Auch der ADAC kritisierte das Verfahren, die Förderzusage erst bei der Zulassung zu machen, statt beim Kauf. Für Verbraucher, die ein E-Fahrzeug bestellt hätten, es aber vor dem 17. Dezember nicht zulassen könnten, sei die Entscheidung besonders bitter, weil sie den Umweltbonus einkalkuliert hätten.

Forderung nach verlässlichem Übergang

Die SPD-Bundestagsfraktion steht zum vorzeitigen Auslaufen der Förderung. «Wir empfinden den am Samstag kurzfristig verkündeten Förderstopp zum 17.12. jedoch als äußerst unglücklich», teilten drei stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende der dpa mit.

Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) müsse einen verlässlicheren Übergang organisieren. Die Fraktionsvizes Detlef Müller, Matthias Miersch und Verena Hubertz erklärten: «Die Bürgerinnen und Bürger erwarten lebensnahe Übergangsfristen von politischen Entscheidungsträgern. Die meisten Menschen müssen bei der Anschaffung eines neuen Pkws sehr genau rechnen, wie sie sich das leisten können, und haben die Prämie sicher eingeplant.»

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisierte das abrupte Förderende. «Das ist ein unfassbar großer Vertrauensbruch für mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden, die ihre E-Fahrzeuge bestellt haben unter der Voraussetzung, dass die Fördersumme fließt», sagte ZDK-Präsident Arne Joswig laut Mitteilung. «Das Mindeste wäre, den Umweltbonus bis zum Jahresende laufen zu lassen und gleichzeitig in Abstimmung mit Ländern und Kommunen dafür zu sorgen, dass bis zum 31.12.2023 Zulassungsstellen geöffnet bleiben, um Zulassungen vornehmen zu können.»

Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagte am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin», es sei immer klar gewesen, dass der Umweltbonus irgendwann auslaufen werde. Es habe kein festes Enddatum für die Förderung gegeben. «Insofern gab es nie eine Fördergarantie, sondern das Auslaufen war klar.»

Förderung 2016 eingeführt

Um den Absatz anzukurbeln, hatte die damalige Bundesregierung 2016 eine Kaufprämie beschlossen. Laut Mitteilung des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums vom Samstag wurden seitdem etwa zehn Milliarden Euro für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge ausgezahlt. Das Förderprogramm sei sehr erfolgreich gewesen und habe die Elektromobilität in Deutschland entscheidend vorangebracht.

Nach Bafa-Angaben sind in diesem Jahr bislang rund 376.000 Anträge für elektrisch-betriebene Fahrzeuge eingegangen und 2,4 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Die Zahl der beantragten Fahrzeuge ist im Vergleich zu 2022 gesunken. Dies liegt daran, dass seit dem 1. Januar 2023 ausschließlich batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge gefördert werden und keine Hybridfahrzeuge mehr. Außerdem können seit dem 1. September nur noch Privatpersonen einen Antrag für den Umweltbonus stellen. So waren 2022 für 820.000 Fahrzeuge noch 3,4 Milliarden Euro bewilligt worden.

Geld wohl bereits knapp

Das Wirtschaftsministerium wies am Sonntag Kritik am schnellen Ende zurück. «Wir wissen, dass es für jene, die auf die Förderung gehofft hatten, eine missliche Situation ist. Aber leider war diese Entscheidung notwendig, weil nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung steht, um Anträge, die nach dem Sonntag eingehen, noch berücksichtigen zu können», hieß es.

Wie aus Kreisen des Ministeriums verlautete, sind die Mittel für 2023 aufgebraucht. Die noch für 2024 angesetzten 209 Millionen Euro reichen wohl nur noch aus, wenn die Förderung mit sofortiger Wirkung ausläuft. Nach dpa-Informationen gehen täglich rund 1.400 Anträge zur Prüfung ein bei einer durchschnittlichen Förderung von 4.000 Euro.

Jeder weitere Tag der Antragstellung könnte den Steuerzahler damit etwa 5,6 Millionen Euro kosten. Bei einem Antragstopp zum Jahresende wären demnach noch Mittel von etwa 80 Millionen Euro nötig gewesen.

Absturz befürchtet

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß, befürchtet, das Förderende werde die jetzt schon schleppenden Verkaufszahlen bei E-Autos zum Absturz bringen. Viele Menschen würden sich in Zukunft wieder für einen Verbrenner entscheiden. Die Ampel-Regierung gebe ihre Ziele zur Verkehrswende damit endgültig auf. «Für die deutsche Automobilbranche und die über 700.000 Beschäftigten ist das ein weiterer schwerer Dämpfer.»

«Mit der Haushaltskrise fährt nach unserer Einschätzung die Autoindustrie in Deutschland in eine Elektroautokrise», sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er rechnet 2024 mit einem Rückgang von bis zu 200.000 Elektroauto-Verkäufen in Deutschland.

E-Autos seien ohne Förderung für Neuwagenkäufer deutlich zu teuer. Der ADAC monierte, auf dem deutschen Markt seien nur drei Fahrzeuge unter 30.000 Euro verfügbar. «Hersteller müssen zusätzlich das Angebot an günstigeren Fahrzeugen erhöhen», sagte eine Sprecherin.
dpa
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Kommentare 
Till Eugenspiegel schrieb am 18.12.2023 02:14 Uhrzustimmen(1) widersprechen(0)
Der Bestand an Plug-In-Hybridautos steigt kontinuierlich –
am 1. Oktober 2023 belief sich der Bestand an Personenkraftwagen mit einem Plug-In-Hybridantrieb in Deutschland auf rund 902.600 Einheiten.

Plug-in-Hybride (PHEV) sind Autos, welche mit einem elektrischen und einem Verbrennungsmotor angetrieben werden.
Aus:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1241084/umfrage/anzahl-der-hybridautos-in-deutschland/

Das Ziel was die Regierung angestrebt hatte,
war nie ernst gemeint.
Es war reine Lobbyarbeit für Autohersteller in D,
zu Lasten der Steuerzahler.

E Pkws sind ausreichend vorhanden, wenn auch keine in D gebauten.

Die Elektroauto-Verkäufe steigen weltweit,
die Hauptgeschäfte laufen allerdings nur in drei großen Märkten:
China, Europa und Nordamerika.
Im Rest der Welt spielen E-Autos weiterhin kaum eine Rolle.

Anzahl der Neuzulassungen von Elektroautos weltweit von 2012 bis 2022
Mehr:
https://veranstaltungen.handelsblatt.com/autogipfel/statista-statistik-anzahl-der-neuzulassungen-von-elektroautos-weltweit-von-2012-bis-2022/

Statt Schulklos zu renovieren,
lieber Kaufprämie und Dienstwagenprivileg.

" 333 bis 450 Kilometer Reichweite gibt Porsche für den Taycan an.
Das gelingt in der Praxis nur selten mit den drei Motorvarianten,
die bis zu 761 PS leisten.
Die Durchzugskraft der zwei Elektromotoren und das Beschleunigungsvergnügen sind einfach zu verlockend.
In knapp unter drei Sekunden katapultiert ein Taycan Turbo S seine 2,3 Tonnen aus der Statik auf Tempo 100.
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