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23.04.2015 | 15:30 | Wirtschaftlichkeit des Direktverkaufs 

Wann lohnt die Direktvermarktung von Eiern, Fleisch und Wein?

Bern - Bei der direkten Vermarktung von Eiern, Fleisch, Wein und Spirituosen bewegt sich der Stundenlohn einer familieneigenen Arbeitskraft bei 37 Franken und mehr.

Direktvermarktung Eier
Ob sich die Direktvermarktung für Landwirtschaftsbetriebe bezüglich Stundenlohn auszahlt, wird vom Arbeitsaufwand und der Sortimentsgestaltung mitbestimmt. Durch den Direktverkauf von Eiern, Fleisch, Wein und Spirituosen konnten die Betriebe einen höheren Verdienst erzielen als mit der Vermarktung von Obst, Gemüse, Saft und Most. Das zeigen Fallstudien von Agroscope auf acht Betrieben in der Ost- und Zentralschweiz.
"Das weist auf einen rentablen Direktverkauf hin, erklärt Daniel Hoop, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope und Mitautor der neu publizierten Studie zur Wirtschaftlichkeit des Direktverkaufs". „Die beiden Betriebe, die Saft und Most verkaufen, erreichen dagegen nur 12.70 Franken pro Stunde", sagt er weiter.

Agroscope untersuchte die Direktvermarktung von acht ausgewählten Betrieben, die damit mehr als 10.000 Franken Umsatz erwirtschafteten. Als Kriterium für die Wirtschaftlichkeit diente der resultierende Stundenlohn pro Familienarbeitskraft. Für die fünf Produktgruppen Obst und Gemüse, Eier, Fleisch, Saft und Most sowie Wein und Spirituosen wurden die erzielten Leistungen den Vollkosten gegenüber gestellt.

Die Kostenstruktur wird dominiert von den Direktkosten in Form der verkauften Ware: Sie machen zwei Drittel aus. Ein Viertel der Kosten entfällt auf die eingesetzte Arbeit. Die übrigen Kostenpositionen wie der Anteil an den Gemein-kosten des Betriebs summieren sich auf weniger als zehn Prozent.

Bedeutung der Vermarktungskanäle

Die ausgewählten Betriebe verkauften hauptsächlich eigene Erzeugnisse, wobei das Produktspektrum gross war. Es reichte von nicht verarbeiteten Produkten wie Gemüse, Obst und Eiern bis hin zu verarbeiteten Produkten wie Schnaps und Wein. Die Produkte wurden auf dem Hof selbst produziert, von Dritten zugekauft oder stellten eine Mischform dar. Bei den Absatzwegen der Direktvermarktung konnten vielfältige Lösungen beobachtet werden. Der Verkauf ab Hof wurde von fünf der acht Betriebe genutzt und war damit die am meisten genutzte Absatzvariante. Weitere, individuell genutzte Vertriebskanäle waren Wochenmärkte, ein Hauslieferdienst, der Postversand sowie die Lieferung an Detailhändler und Restaurants.

In einem Fall erfolgte der Absatz über einen Zusammenschluss von Bäuerinnen aus der Region, die gemeinsam hausgemachte Produkte vermarkteten. Gemäss den untersuchten Beispielen kann der Arbeitseinsatz durch den Absatzweg und den Verarbeitungsgrad beeinflusst werden. Alternative Absatzwege zum Hof- und Marktverkauf wie die Hauslieferung oder die Lieferung an Detailhändler reduzierten den Arbeitseinsatz. Zudem führten verarbeitete Produkte aufgrund ihrer höheren Stückpreise zu höheren Umsätzen pro eingesetzte Arbeitszeiteinheit.

Größe ist nicht entscheidend

n der Analyse nach Umsatz-Klassen kann kein Grösseneffekt beobachtet werden, das heisst die Arbeitsverwertung erhöht sich nicht parallel zur Grösse. Die drei Betriebe mit 30.000 bis 60.000 Franken Umsatz aus der Direktvermarktung setzten ausschließlich auf verarbeitete Produkte sowie auf die Hauslieferung oder die Lieferung an Detailhändler. Im Vergleich zum erzielten Umsatz setzten sie somit relativ wenig Arbeit ein, was sich in einem hohen Stundenlohn von 45.80 Franken (Arbeitsverwertung der Familienangehörigen) niederschlug.

Andererseits verkauften die beiden Betriebe mit einem Umsatz zwischen 90.000 und 100.000 Franken überwiegend ab Hof, teilweise aber auch an Wochenmärkten. Diese Betriebe verkauften Produkte von unterschiedlichen Verarbeitungsgraden, was deutlich mehr Arbeitseinsatz erforderte und schliesslich in einer Arbeitsverwertung von 27.40 Franken resultierte.

Wegen der grossen Unterschiede bezüglich der Wirtschaftlichkeit nach Produktgruppen, kann keine generelle Aussage zur Wirtschaftlichkeit von verarbeiteten und unverarbeiteten Produkten gemacht werden. Ein ähnliches Bild zeigt die Auswertung der acht Betriebe nach vier Umsatzklassen. Der Einfluss von Vermarktungskanälen mit wenig Arbeitsaufwand, wie zum Beispiel Hauslieferungen oder Lieferungen an Detailhändler, sowie die Sortimentsgestaltung sind offensichtlich bedeutender als die Einsparungen aufgrund der Größe. (Agroscope)
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