Um die Politiker an ihre Verantwortung zu erinnern, haben bereits zahlreiche Landwirte aus den verschiedenen Kreisbauernschaften vor den anstehenden Bundestagswahlen Gespräche mit Bundestagskandidaten aller Parteien geführt. Hier fielen oft die Forderungen nach gleichen Wettbewerbsbedingungen in Europa wie beim Agrardiesel.
Das letzte Wort ist hier nach Angaben des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) noch nicht gesprochen, an den Stellschrauben zur Senkung der Steuer auf französisches Niveau werde auch nach der
Bundestagswahl weiter gedreht. Eine weitere Forderung des RLV ist die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage. Nach dem Prinzip „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ fordert der Verband für seine Mitglieder eine Möglichkeit, mit den extrem schwankenden Märkten umzugehen.
Nur wer in guten Jahren Rücklagen für schlechtere Jahre bilde, könne mit dem Auf und Ab auf den Agrarmärkten zurechtkommen. Das Wichtigste für die rheinischen Landwirte sei aber vorerst, betonte der RLV gegenüber der LZ Rheinland, dass die Politik ihre Möglichkeiten nutzt, um den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse anzukurbeln. Denn auch die Landwirtschaft wurden von der Finanz- und
Wirtschaftskrise voll erfasst, in allen Bereichen sind die Erlöse viel zu gering, die meisten Bauern zahlen zurzeit zu – sei es im Ackerbau, Milchvieh- oder Schweinehaltung sowie im Obst- und Gemüsebau. Wichtige Absatzmärkte und Preise seien erheblich unter Druck geraten. Die Bundesregierung müsse sich daher kurzfristig für Maßnahmen etwa mit Beihilfen zur Verarbeitung von
Johannes Paas, Pensionspferdehalter und Ackerbauer aus Ratingen „Verluste und Gewinne der einzelnen Jahre sollte man steuerlich verrechnen können. Nur so können wir mit den schwankenden Preisen, die es seit rund zwei Jahren gibt und die für die nächsten Jahre prognostiziert wurden, umgehen. Das wäre eine hilfreiche Unterstützung! Zudem fordere ich für meine Berufskollegen mehr Planungssicherheit und Zuverlässigkeit bei der Biokraftstoffpolitik! Zunächst wurde der Bau von Ölmühlen steuerlich gefördert, einige Bauern investierten in diesen Bereich und viele Landwirte rüsteten ihre Maschinen auf Biodiesel um. Dann wurde die Steuer bei den Biokraftstoffen erhöht, so dass sich die Erzeugung von Biodiesel nicht mehr lohnt. Viele Bauern haben jetzt ihre Ölmühlen still stehen. Mit so einer unzuverlässigen Politik kann kein Unternehmer planen!“
Paul-Christian Küskens, Milchviehhalter und Ackerbauer aus Niederkrüchten „Auch in der Milchpolitik brauchen wir mehr Verlässlichkeit. Die Politik sollte endlich aufrichtig sein und nicht ständig aus Gefallen vortäuschen, dass sie noch etwas am Quotenausstieg rütteln könne. Um den Absatz von Milch- und Milchprodukten anzukurbeln, müsste Brüssel endlich Exportbeihilfen sowie die interne Verwertung von Bäckerbutter und Speiseeis fördern.“
Benjamin Paeßens, Ackerbauer und Schweinemäster aus Uedem „Landwirte werden von den Verbrauchern allzu oft dafür kritisiert, dass sie EU-Agrargelder, als Schimpfwort ‚Subventionen‘ genannt, erhalten. Dabei denkt niemand daran, dass wir landwirtschaftliche Erzeugnisse unter weit aus höheren Tierschutz-, Umweltschutz und Arbeitsstandards herstellen als Drittländern. Das Bewusstsein für den Wert der Lebensmittel muss sich endlich wieder ändern, anstatt die Erzeugnisse zu Billigstpreisen zu verramschen und ihren Wert dadurch zu mindern!“
Josef Aschenbroich, Ackerbauer und Legehennenhalter aus Langenfeld „Gerade als Geflügelhalter und Eierproduzent musste ich am eigenen Betrieb erfahren, was es heißt, in der EU benachteiligt zu werden. Während in Deutschland schon in diesem Jahr alle Legehennehalter von Käfig- auf Kleingruppenhaltung umrüsten mussten, dürfen unsere europäischen Kollegen bis 2012 oder noch später damit warten. Den Kostennachteil haben wir deutsche Bauern. Und der Handel kauft lieber billige Käfigeier aus dem europäischen Ausland – ist doch klar. Den Verbraucher interessiert das nicht, oder er weiß gar nicht, dass es einen Unterschied zwischen Käfigeiern aus Europa und deutschen Eiern aus Kleingruppenhaltung gibt. Endlich gleiche Wettbewerbsbedingungen und Regeln in Europa, das wünsche ich mir!“
Dr. Juliane Wahode, Acker- und Kartoffelanbauerin aus Neuss „Der Flächenverbrauch muss endlich gestoppt werden! Intelligente Lösungen bei den Ausgleichsmaßnahmen sind dringend nötig, sonst verlieren wir zu viel Ackerfläche! Täglich gehen über 100 ha Fläche in Deutschland zur Bewirtschaftung verloren. Uns fehlen nicht nur die Flächen, die bebaut werden, sondern auch die Ausgleichsflächen. Intelligente Lösungssysteme, die bei Ausgleichsmaßnahmen auf die Kooperation mit Landwirten setzen, wie sie etwa die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft anbietet, müssen mehr umgesetzt werden!“ (rlv)