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06.10.2016 | 00:07 | Pellethersteller 
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Verluste für German Pellets-Anleger bleiben trotz Firmenverkäufen hoch

Schwerin - Die Anleger beim insolventen Brennstoffhersteller German Pellets (Wismar) müssen ihr Geld im wesentlichen wohl in den Wind schreiben.

Pellethersteller
Das Unternehmen warb mit dem Versprechen klimaneutraler Wärmegewinnung um Abnehmer seiner Holzpellets und lockte Anleger mit hohen Renditeversprechen. Zehn Jahre lang ging es mit German Pellets bergauf, dann kam die Pleite und damit Ernüchterung für die Anleger. (c) proplanta
Wie Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde am Mittwoch am Rande einer nichtöffentlichen Gläubigerversammlung in Schwerin sagte, gingen die Erlöse aus dem Verkauf von drei früheren German Pellets-Firmen zum Großteil an Gläubiger mit gesicherten Anrechten.

Dies seien zumeist Banken, deren Darlehen mit Grundbucheinträgen einhergingen. Für die rund 17.000 Besitzer von Anleihen und Genusscheinen bleibe somit eine «nur geringe Quote», sagte Schmudde, ohne selbst Zahlen zu nennen. Bei dem vom Amtsgericht Schwerin anberaumten Treffen hatte sie erstmals einen umfassenden Bericht zum Unternehmen und dem bisherigen Verlauf des Verfahrens vorgelegt.

Dem Vernehmen nach brachten die Firmenverkäufe 45 Millionen Euro, 36 Millionen davon gingen an die Banken. Die Gesamtforderungen sollen sich auf 427 Millionen Euro summieren, hieß es weiter. Über Anleihen soll die international agierende Firmengruppe etwa 237 Millionen eingesammelt haben. Zur planmäßigen Rückzahlung der ersten Anleihe im Frühjahr 2016 sei es aber schon nicht mehr gekommen.

Laut Schmudde hatten in der ersten Serie rund 4.000 Menschen Geld bei German Pellets angelegt. In den beiden Folgeserien, die bis 2018 und 2019 laufen und ebenfalls hoch verzinst werden sollten, investierten 5.000 und 6.000 weitere Anleger. Dazu kamen 2.150 Inhaber von Genussscheinen.

German Pellets hatte im Februar Insolvenzantrag gestellt, im Mai wurde das Verfahren eröffnet. Anfang Juli übernahm die von einer US-Management-Gesellschaft kontrollierte Wismar Pellets GmbH das Mutterwerk in Wismar und fuhr dort die Produktion von Holzpellets wieder hoch. Die Werke in Ettenheim und Herbrechtingen in Baden-Württemberg gingen in Besitz der J. Rettenmaier & Söhne GmbH + Co KG über. In Insolvenz sind nach Angaben Schmuddes auch die beiden zur German-Pellets-Gruppe gehörenden Pellet-Werke in den USA.

Bei der Zusammenkunft von etwa 70 Gläubigern und deren Vertretern wurde am Mittwoch erneut auch Kritik am Geschäftsgebaren der früheren Firmenleitung laut. So gebe es erhebliche Zweifel an der Mengenregistrierung und der Richtigkeit der angegebenen Umsätze, berichtete ein Teilnehmer. Daher solle auch geprüft werden, ob Haftungsansprüche gegen den damaligen Wirtschaftsprüfer geltend gemacht werden können.

German Pellets galt lange Zeit als ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Firmenneugründung im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Unternehmen stieg nach eigenen Angaben zum europaweit größten Lieferanten von Holzpellets für Heizungen auf und expandierte weltweit. In Folge niedriger Öl- und Gaspreise ging die Pellet-Nachfrage aber rapide zurück, für Fachleute einer der Gründe für die Insolvenz.

Firmengründer und Ex-Geschäftsführer Peter H. Leibold hat sich bisher nicht öffentlich zu der Insolvenz geäußert. Gegen ihn und andere leitende Mitarbeiter gingen zahlreiche Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Rostock ein, unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung. Die Prüfungen dazu liefen, hieß es.
dpa
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Kommentare 
bvdw schrieb am 17.10.2016 14:09 Uhrzustimmen(60) widersprechen(43)
Die Anleger sind die gelackmeierten und um ihr Geld betrogen. Der saubere Herr Leibold hingegen lebt sein Luxusleben (kostenaufwendiger Turnierstall für seine Pferde, geschätze 5 Mio. wert, Flugzeug) weiter. Wo schaut die Staatsanwaltschaft und auch Insolvenzverwaltung hin? Ich sehe die gesamte Familie an den Wochenenden ihrem Hobby, dem Reitsport, auf den Reitturnieren frönen. In bester Laune und kackfrech!! Wieso wird das alles nicht beschlagnahmt? Woher kommt das Geld für die sehr hohen monatlichen Kosten, geschätzt € 10.000,-- monatlich. Ich komme aus der Branche und kenne mich aus.
Pelletsheizer schrieb am 08.10.2016 06:54 Uhrzustimmen(44) widersprechen(54)
In der Pelletsbranche war schon länger bekannt, dass es bei German Pellets einmal den großen Knall gibt und viele haben darauf gewartet. Nicht der fallende Ölpreis war schuld, sondern die rasche und extreme Expansion des Unternehmens, dass viele Konkurrenten aufgekauft hat und zuletzt aus einem Kuddelmuddel von mehr als 26 miteinander verschachtelten Firmen in unterschiedlichen Ländern bestand, die sich gegenseitig Gelder überwiesen haben. Der Anfang vom Ende war der Kauf des Ofenherstellers Kago.
Pelletfachmann schrieb am 07.10.2016 07:18 Uhrzustimmen(55) widersprechen(39)
Die Pellet-Nachfrage ging nicht rapide zurück. Das einzige was Rückläufig gewesen ist, war die Nachfrage nach neuen Pelletheizungen. Warum gehen den Kesselhersteller nicht Pleite?? Das Argument mit dem Ölpreis kommt ganz gelegen um anderes zu verschleiern.
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