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09.03.2012 | 14:43 | Solarbranche 

Q-Cells-Chef wirbt bei Aktionären um harte Sanierungsschnitte

Bitterfeld-Wolfen/ Leipzig - Der Krise der Solarbranche hat den einstigen Primus Q-Cells schwer getroffen. Nur mit harten Maßnahmen ist das Unternehmen zu retten. Der Vorstand wirbt bei den Aktionären um Zustimmung.

Solarbranche
(c) proplanta

Der Vorstand des ums Überleben kämpfenden Solarunternehmens Q-Cells hat seinen Restrukturierungsplan verteidigt. «Nur so ist das Unternehmen sanierungsfähig», sagte Vorstandschef Nedim Cen am Freitag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Leipzig. Der Plan sieht im Kern vor, dass die Gläubiger des hoch verschuldeten Unternehmens im Rahmen eines drastischen Schulden- und Kapitalschnitts 95 Prozent der Aktien erhalten, für die bisherigen Aktionäre sollen nur noch 5 Prozent der Anteile bleiben. «Anders ist das Unternehmen nicht überlebensfähig. Die Insolvenz wäre unausweichlich», sagte Cen.

Hauptsächlich die Konkurrenz aus China und der Preisverfall in der Branche seien der Grund für die Situation, sagte Cen. Er sei zuversichtlich, dass die Restrukturierung bis zum Herbst 2012 abgeschlossen werden kann. Bereits im Jahr 2013 strebe Q-Cells - einst ein Vorzeigeunternehmen und Börsenstar - wieder schwarze Zahlen an. Der Kurs der Aktie gab bis zum Freitagnachmittag um 2,83 Prozent auf 0,24 Euro nach.

Cen sieht derzeit keine Trendwende am Markt. Das Angebot übersteige weiterhin die Nachfrage auf allen Wertschöpfungsstufen. «Wir erwarten einen weiteren Preisrückgang für Solarzellen, Module und Systeme.» Die Folge sei eine weitere Konsolidierung der Branche in diesem und im kommenden Jahr. Wie sich die Änderung der Förderbedingungen für die Solarbranche auf Q-Cells auswirkt, sei derzeit nicht absehbar. Der Bundestag debattierte am Freitag in Berlin über die geplante Kürzung der Solarförderung um bis zu 30 Prozent.

Q-Cells war im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust war fast so hoch wie der gesamte Umsatz des Unternehmens aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt). «Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 846 Millionen Euro», sagte Cen. Als Konsequenz aus dem Kurseinbruch an der Börse fällt das Unternehmen mit 2.300 Beschäftigten, das einst sogar als Kandidat für den Dax gehandelt wurde, am 19. März aus dem Technologie-Index TecDax heraus.

Q-Cells war gesetzlich verpflichtet, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, weil das Eigenkapital aufgezehrt ist, erläuterte Sprecherin Ina von Spies. Auf der Versammlung, die sehr sachlich verlief, sollten die Aktionäre lediglich informiert werden, eine Abstimmung über den Restrukturierungsplan stand nicht auf der Tagesordnung. Entscheiden sollen die Aktionäre Anfang Juni auf einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung in Leipzig. Zuvor gibt es noch mehrere Gläubigerversammlungen.

«Es ist ein trauriger Tag für die Aktionäre», sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf der Hauptversammlung. Wichtig für das Überleben des Unternehmens sei ein Zahlungsaufschub für die Halter einer Wandelanleihe bis Ende April gewesen. «Das schafft dem Unternehmen etwas Luft.» Insgesamt hat Q-Cells drei Anleihen in Höhe von insgesamt 580 Millionen Euro.

Im Bereich der Solarwirtschaft sind in Deutschland bereits mehr als 100.000 Menschen tätig. Gerade die großen Solarparks werden aber überwiegend mit billigen Modulen aus China bestückt. Daher geht es der deutschen Branche trotz des Zubaubooms in Deutschland schlecht - ein Teil der auf 20 Jahre garantierten Fördergelder, die deutlich über Marktpreisen liegen, kommt chinesischen Firmen zugute. (dpa)

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