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02.09.2012 | 07:05 | Solarindustrie 

Solarbranche braucht stärkeren Zusammenhalt

Bitterfeld-Wolfen - Noch immer liefern sich deutsche und chinesische Solarfirmen einen heftigen Preiskampf, der derzeit Hausbesitzern günstige Solarmodule beschert.

Solartechnik
(c) proplanta
Doch in Deutschland riss er immer mehr Pioniere der Branche in den Abgrund. Die Übernahme des früheren Weltmarktführers Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen durch den südkoreanischen Hanwha-Konzern könnte nun einen Wendepunkt markieren.

Gemeinsam wollen zunehmend deutsche Unternehmen mit Partnern in Asien der Solartechnik zum Durchbruch verhelfen. In der Branche herrscht neue Hoffnung - doch viele Aktionäre sind frustriert.

«Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn man einen starken Industriepartner hat, der auch ein langfristiges Interesse daran hat, sich zu entwickeln», sagte der Solarexperte vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Matthias Brachert.

Mit der Übernahme von Q-Cells durch Hanwha sei erstmals ein Investor aus Korea präsent. Es sei gut, dass dieser in Bitterfeld-Wolfen neben der Forschung auch die Produktion erhalten wolle.

In der Solarbranche warfen deutsche Manager den chinesischen Firmen einen Preiskrieg vor. Mit staatlicher Unterstützung würden Solarmodule auch in Deutschland noch unter den Kosten für die Herstellung verkauft, um den Markt zu erobern und Konkurrenten auszuschalten.

Niemand auf der Welt verdiene derzeit im Markt für Solarzellen, klagte etwa Sovello-Chef Reiner Beutel, bevor er nach der Pleite des Unternehmens aus Bitterfeld-Wolfen das Handtuch warf.

In den USA wurden bereits Strafzölle auf den Weg gebracht, und deutsche Firmen brachten gemeinsam eine Anti-Dumping-Klage zur EU-Kommission nach Brüssel.

Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich nun für eine politische Lösung im Solarstreit einsetzen. Sie sei dafür, den Streit durch Verhandlungen zu lösen, «und nicht immer gleich zur Waffe gerichtlicher Auseinandersetzungen zu greifen», sagte Merkel nach einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao in Peking.

Für eine Verhandlungslösung gebe es noch Zeit. Deutsche Regierungskreise hatten bereits vor der Reise der Kanzlerin erklärt, sie befürchteten in dieser Frage keinen «Handelskrieg» mit China.

Denn eines ist klar: Für den Durchbruch der Solartechnik auch in Deutschland sind noch Milliarden an Investitionen notwendig. Und bei der Entwicklung will auch der frühere Weltmarktführer Q-Cells vorne mitspielen.

Eine alte deutsche Volksweisheit meint: «Wenn Du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mach ihn Dir zum Freund.» So ähnlich nimmt mancher in der Region den Einstieg des südkoreanischen Konzerns Hanwha wahr, der bislang über seine Tochter in China in direkter Konkurrenz stand. Arbeitnehmervertreter sind nun froh, dass das «Solar Valley» in Bitterfeld-Wolfen erhalten bleibt.

Und auch viele andere deutsche Solarfirmen hoffen auf die Asiaten - etwa die kriselnde Sunways aus Konstanz, die bereits Anfang des Jahres von Chinesen übernommen wurden. «Wir werden in gemeinsamen Anstrengungen eine Möglichkeit haben, 2014 in die Gewinnzone zurückzukehren», sagte Vorstandschef Michael Wilhelm nun.

Anders als in der deutschen Automobilbranche, wo zahlreiche Werke deutscher Hersteller in billiger produzierenden Ländern wie China, Mexiko oder auch in Tschechien stehen, haben bei Q-Cells allerdings nun die Koreaner strategisch das Sagen.

Nach den Plänen soll die Solarforschung des Konzerns bei Q-Cells gebündelt und die Produktion auch in Deutschland aufrechterhalten bleiben. Ob dies Bestand hat, ist aber noch nicht sicher.

Während der Einstieg der Koreaner bei Beschäftigten und Politik positiv aufgenommen wurde, sind tausende Anleger enttäuscht. «Da ist viel Resignation. Die ganze Solarbranche ist so fürchterlich abgestürzt», sagte Michael Kunert, der Q-Cells für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger beobachtet hatte.

Aktien von Q-Cells waren einst für mehr als 75 Euro gehandelt worden, zuletzt kosteten die Papiere nicht mal mehr zehn Cent. Vom Einstieg der Koreaner ist Kunert nicht überzeugt. «Da fließt wahnsinnig viel Know-how nach Asien ab», sagte Kunert.

Die Firmen hätten die Konkurrenz aus China verschlafen, auch die Politik große Fehler gemacht. «Es kann nicht der Sinn der Sache sein, dass mit Steuergeldern aufgebaute Industrien dann abwandern.» (dpa)
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