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10.10.2006 | 13:06 | Malariabekämpfung 

Bakterien und Chrysanthemen als Bio-Waffen im Kampf gegen Malaria

Nairobi - Im Kampf gegen Malaria, der tödlichsten Krankheit in Afrika, bekommen Bio-Waffen eine immer größere Bedeutung.

Mücke
(c) proplanta
Uganda will künftig Bakterien einsetzen, um die im Wasser schwimmenden Mückenlarven zu töten. «Das ist ein hervorragendes Mittel, weil es umwelt-freundlich ist», sagt Christian Borgemeister, Direktor des Insektenforschungs-instituts ICIPE in Nairobi. Der Kampf gegen Malaria könne nicht allein mit Moskitonetzen und Medikamenten gewonnen werden. In Europa und Nordamerika sei Malaria auch vor allem deswegen ausgerottet worden, weil man die Mücken bekämpft habe, die den Erreger übertragen.

In den vergangenen Wochen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO) für Schlagzeilen gesorgt, weil sie nach jahrelangem Widerstand das Versprühen von DDT zur Mückenbekämpfung wieder empfohlen hat. Das Insektenschutz-mittel ist in der Landwirtschaft verboten, weil es für Menschen schädlich sein kann, wenn es in die Lebensmittelkette gerät.

Lobbygruppen haben sich jedoch seit Jahren dafür eingesetzt, dass DDT in Innenräumen gesprüht werden darf, weil die Mengen so gering sind, dass es ihrer Ansicht nach so gut wie kein Risiko für den Menschen gibt. Für Mücken hingegen endet jeder Landeversuch auf einer besprühten Wand tödlich.

Während die einen das grüne Licht für den DDT-Einsatz als Erfolg feiern, halten andere die ganze Diskussion für überflüssig. «Es gibt längst bessere Mittel, um Innenräume zu besprühen», meint Borgemeister. DDT sei auch nicht das preiswerte Zaubermittel, als das seine Befürworter es manchmal darstellten. Auch in Ländern wie Äthiopien, die DDT ungeachtet des Verbots weiter verwendet haben, habe es keinen Durchbruch im Kampf gegen Malaria gegeben.

Das Insektenforschungsinstitut ICIPE wirbt für den Einsatz eines biologischen Insektizids namens Pyrethrum, das aus Chrysanthemen gewonnen wird. Das ist umweltverträglich, aber auch wesentlich teurer als DDT. Andererseits gibt es beim Einsatz von DDT versteckte Kosten. Es muss beispielsweise sicher gestellt werden, dass das Insektengift nur von Profis in den Innenräumen versprüht wird und nicht doch in die Hände von Bauern gelangt, die es auf ihren Feldern einsetzen.

Der Zigarettenkonzern British American Tobacco, der in Uganda Tabak kauft, hat gemeinsam mit anderen landwirtschaftlichen Unternehmen vor dem DDT-Einsatz in Uganda gewarnt. «Wir sind nicht grundsätzlich dagegen, aber wir sind besorgt, dass Spuren davon in Exportprodukte gelangen könnten», sagte BAT-Sprecherin Catherine Armstrong. Kleinbauern lagerten ihre Ernte häufig in Räumen, die zeitweise auch zum Wohnen genutzt werden. Eine Gefahr bestehe auch darin, dass Putzwasser aus dem Wohnhaus auf die Felder gekippt werde.

«Wenn auch nur die geringsten Spuren von DDT in Exportware gefunden werden, muss die gesamte Lieferung vernichtet werden», sagt Armstrong. Uganda hat durch den Export von Kaffee, Tee, Tabak und anderen land-wirtschaftlichen Produkten im vergangenen Jahr knapp 400 Millionen Euro eingenommen - der Imageschaden im Fall eines DDT- Nachweises wäre beträchtlich.

M
alaria tötet jedes Jahr mehr als eine Million Menschen in Afrika, die meisten von ihnen sind Kinder, die keine starke Lobby haben. Deswegen fließt in die Erforschung neuer Medikamente und eines Impfstoffes wesentlich weniger Geld als in die Erforschung der Immunschwäche Aids. «Um Malaria aus-zurotten, braucht es viel Geld und eine konzertierte Aktion», meint Borgemeister. «Aber andere Länder haben es auch geschafft.»

Quelle: dpa 10.10.2006 / 11:47
© dpa 
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