Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.07.2010 | 07:02 | Lebensmittelüberwachung  

Nationale und EU-weite Überwachungsprogramme für Pflanzenschutzmittelrückstände

Wien - In Österreich werden Pflanzenschutzmittelrückstände sowohl im Zuge eines EU-koordinierten als auch eines nationalen Überwachungsprogramms kontrolliert.

Lebensmittelüberwachung
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat am 12.07.2010 ihren jährlichen Bericht zu Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln veröffentlicht. Dieser Bericht spiegelt die Ergebnisse des EU-koordinierten Überwachungsprogramms sowie der nationalen Überwachungsprogramme der Mitgliedstaaten für das Jahr 2008 wieder. Dieses Programm wird jährlich durchgeführt und liefert vergleichbare Daten über die Rückstandssituation in den Mitgliedstaaten. Über 70.000 Proben von fast 200 unterschiedlichen Lebensmitteln wurden untersucht: 96,5 Prozent lagen unter den EU-weit gültigen Höchstwerten; bei 3,5 Prozent der Proben wurde zumindest eine Überschreitung eines Höchstwerts gemessen (2007 waren es 4,2 Prozent).


Situation in Österreich

In Österreich werden Pflanzenschutzmittelrückstände sowohl im Zuge des EU-koordinierten als auch eines nationalen Überwachungsprogramms kontrolliert. Das nationale Pestizid-Überwachungsprogramm wird nach einem von der AGES in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit entworfenen bundesweiten Probenplan durchgeführt. Das Konzept beruht auf Daten des täglichen Verzehrs, der Produktion, des Importes von Obst und Gemüse sowie Ergebnissen früherer Messungen. Zusätzlich wurden die Auswertungen früherer Programme sowie die analytischen Möglichkeiten berücksichtigt. Das EU-koordinierte Programm wird gemäß den Vorgaben einer alljährlich erlassenen Verordnung der Europäischen Kommission durchgeführt. Die Probenahme erfolgt in ganz Österreich durch geschulte Kontrollore/-innen der regionalen amtlichen Lebensmittelaufsicht.

Obst- und Gemüsearten enthalten unterschiedliche Mengen an Rückständen. Die meisten Pflanzenschutzmittel werden auf Beerenobst und Steinobst nachgewiesen. Beim Gemüse ist Kopfsalat Spitzenreiter. In Paprika und Tomaten werden, im Gegensatz zu früheren Jahren, zunehmend weniger Pflanzenschutzmittel-Rückstände gefunden, obwohl die Anzahl der gesuchten Wirkstoffe ständig erweitert wird und die Nachweisempfindlichkeit der Analyse-Geräte verbessert wurde. Seit 2008 ist die Anzahl an Höchstmengen-Überschreitungen in Österreich stark gesunken. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen wurden die gesetzlichen Höchstwerte innerhalb von Europa harmonisiert und die Kontrollen der amtlichen Lebensmittelaufsicht intensiviert,  zum anderen fährt der Handel verstärkt Pestizidreduktionsprogramme, die wiederum zu einer besseren Agrarpraxis der Erzeuger geführt hat.

Im Jahr 2008 wurden im österreichischen bundesweiten Kontrollprogramm 212 450 Untersuchungen an 741 Proben (Äpfel, Erdbeeren, Kopfsalat, Paprika, Pfirsiche, Weintrauben sowie Obst und Gemüse aus biologischer Landwirtschaft, Kräuter, Nüsse und Ananas) vorgenommen. Der Untersuchungsumfang umfasste bei Äpfeln, Erdbeeren, Kopfsalat, Paprika sowie Weintrauben 364 Analyte bzw. bei Pfirsichen 363. Im Zuge der Kleinaktionen wurden bei Biologischen Lebensmitteln 365, bei Nüssen 14 bzw. bei Ananas und Kräutern 290 verschiedene Rückstände untersucht.

Bei 210 885 (99.3 %) Einzeluntersuchungen bzw. 222 (30 %) Proben lagen die Ergebnisse unter der jeweiligen Bestimmungsgrenze. Doch auch die restlichen quantifizierbaren Pflanzenschutzmittelrückstände liegen generell nur in niedrigen bis extrem niedrigen Konzentrationen in den untersuchten Lebensmitteln vor. Die in der Schädlingsbekämpfungsmittel-Höchstwerteverordnung bzw. in den EU-Richtlinien festgelegten Höchstwerte wurden bei 55 Einzeluntersuchungen an insgesamt 48 verschiedenen Proben überschritten.

Festzuhalten ist, dass eine Überschreitung des Höchstwertes nicht automatisch ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher/-innen darstellt. Bei der Begutachtung von Höchstmengen-Überschreitungen wird zusätzlich geprüft ob beim Verzehr dieses Lebensmittels ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher/-innen besteht. Nur wenn toxikologische Werte wie ADI (Acceptable Daily Intake = die duldbare tägliche Aufnahmemenge) oder ARfD (Akute Referenzdosis) überschritten werden, wird das Lebensmittel als „für den menschlichen Verzehr ungeeignet“ oder als „gesundheitsschädlich“ beurteilt. In diesen Fällen erfolgt eine Meldung an die Lebensmittelaufsicht, das Gesundheitsministerium und an das europäische Schnellwarnsystem RASFF (Rapid Alert System for Food and Feed). Die Anzahl von Proben, die in Österreich als „gesundheitsschädlich“ beurteilt werden, liegt unter 1 %. (ages)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verweste Schweine - Behörde prüft Entzug von Schlachtzulassung

 Agrarimporte: Frankreich will Rückstände von Thiacloprid verbieten

 Äpfel aus Südtirol sorgen für Pestizidbelastung auch in Berglagen

 Zoll stoppt Einfuhr von sieben Tonnen Weinblättern

 Wenig Pestizidrückstände in Lebensmitteln

  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen