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15.05.2021 | 00:02 | Stresstest für Naturschutzgebiete 

Ausflügler: Halten sie sich im zweiten Pandemie-Jahr an Regeln?

Darmstadt / Gießen / Kassel - Raus in die Natur, in die Wälder, Schutzgebiete, Parks und Gärten: Mit der Corona-Pandemie mit Homeoffice, Kontaktbeschränkungen und weniger Freizeitmöglichkeiten liegt der Spaziergang im Grünen im Trend.

Spaziergänger im Wald
Es sind teils streng geschützte Gebiete, Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere: Auch im zweiten Jahr der Pandemie werden Ausflügler zum Stresstest für Naturschutzgebiete und Wälder. Auf der Liste der Verstöße steht Frösche fangen, Müll, Grillen und Campieren. (c) proplanta
Ein Bummel durch ein Naturschutzgebiet, wie der Kühkopf-Knoblochsaue bei Stockstadt mit seinem Auwald und seiner Artenvielfalt, endet leider nicht immer zum Besten für Pflanzen, Tiere und Umwelt.

Weggeworfene Zigarettenkippen auf den Wegen, Verpackungsplastik und leere Flaschen in den Büschen, abseits der Wege ins geschützte Gebiet: «Es hat sich bereits an den schönen Tagen im Frühjahr und über Ostern beziehungsweise am Muttertag angedeutet, dass sich die letztes Jahr seit Beginn der Pandemie stark angestiegene Zahl der Verstöße dieses Jahr fortsetzt», heißt es beim Regierungspräsidium Darmstadt über die Situation in Naturschutzgebieten. Auch die Regierungspräsidien in Kassel und Gießen haben ähnliche Erfahrungen gemacht.

«Seit letztem Jahr gibt es mehr Müll in den Wäldern und die Frequenz der Waldbesuche hat sich erhöht», sagt auch die Sprecherin des Landesbetriebes Hessen Forst, Michelle Sundermann. «Grundsätzlich freuen wir uns aber über die Waldbesuchenden! Wo sonst soll man auch hin in dieser Zeit», sagt Sundermann. Allerdings sei es wichtig, dass dann auch die Regeln eingehalten würden. Dazu gehöre, dass man seinen Müll wieder mitnehme und Absperrungen respektiere. Querfeldein sei es riskanter als auf den Wegen und es störe Tiere, die gerade jetzt ihre Jungen aufziehen.

Probleme, die man auch beim Naturschutzbund BUND sieht. «Es freut uns grundlegend, dass die Menschen wieder mehr in die Natur gehen», sagt die Sprecherin vom BUND Hessen, Lynn Sophie Anders. «Aber man sollte sich an die Regeln halten, gerade jetzt in der Brut- und Setzzeit.» Die Wälder und Schutzgebiete seien höher frequentiert. Und: «Wo der Mensch ist, da ist auch Müll.» Ein Problem sieht Anders in der Gefahr wilder Grillplätze. Die Wälder seien nach den vergangenen beiden Sommern viel zu trocken. Und es gebe die Sorge, dass vor Ort gegrillt werde.

Schon kurz nach Beginn der Pandemie hatten die Regierungspräsidien in Darmstadt, Gießen und Kassel vor einem Jahr Alarm geschlagen, dass Regeln in den Naturschutzgebieten nicht eingehalten werden. Die Folgen waren Müll und Trampelpfade. Die Behörden berichteten über geplünderte Nistkästen, gefangene Eidechsen oder Frösche, Picknicks und Grillfeste auf geschützten Flächen oder nicht angeleinte Hunde.

Verstöße, die sich den Regierungspräsidien zufolge dieses Jahr fortsetzen. Illegales Mountain-Biking, Planschen in Gewässern, Campieren, Grillen, Ausgraben von Pflanzen, Wohnmobile mitten auf Wiesen, Quadfahren querfeldein, Trampelpfade oder Fangen von Fröschen stehen auf der Liste der bereits registrierten Verfehlungen in diesem Jahr. Tier- und Pflanzenarten seien in den Naturschutzgebieten bedroht, heißt es bei den Behörden unisono.

Kontrolliert wird das Einhalten der Regeln überwiegend von den Forstämtern. «Sensible Bereiche werden häufiger kontrolliert, dies gilt insbesondere für die Wochenenden mit Ausflugswetter», heißt es bei der Behörde in Kassel. Vom Präsidium in Gießen heißt es: «Die Revierleiter der Forstämter sind befugt, die Personalien von Leuten festzustellen, die sich trotz Hinweisen uneinsichtig zeigen und mit einer Anzeige eine Geldbuße wegen der Ordnungswidrigkeit erhalten sollen.»

Auch bei den 48 Standorten der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen gibt es Licht und Schatten. Würden sich Besucher des Bad Homburger Schlossparks an die Regeln halten und sensibel mit der Anlage umgehen, gebe es im Staatspark Hanau-Wilhelmsbad durchaus bisweilen ein Müllproblem.

Dort werde man regelmäßig mit den Hinterlassenschaften von Besuchern konfrontiert, die aus Anlass von Heiratsanträgen oder Fotoshootings nach Hochzeiten hier Kunststoffblüten, Aluschnipsel und Wachs hinterlassen, sagt eine Sprecherin. Der bei den illegalen Treffen in der Pandemie verursachte Müll müsse aufwendig entfernt werden und sei wegen des Mikoplastiks auch eine Gefahr für die Umwelt.
(dpa/lhe)
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