«Ich glaube, das ist sogar in ganz Europa eine einmalige Sache», sagte der Präsident der Europa-Universität Viadrina, Gunter Pleuger, am Donnerstag. Massagen, Tees, Öle, Meditation und Bewegung gehören zu der mehrere Jahrtausend alten Heilkunst.
In der westlichen Welt wird Ayurveda oftmals mit Wellness in Verbindung gebracht - es gibt Hotels mit entsprechenden Angeboten und exotisch klingenden Namen. Tatsächlich ist die indische Methode sehr alt, es geht um Heilkunde und eine gute Lebensführung.
Zum Unwohlsein vieler Menschen trage ein ungesunder Lebensstil und eine «suboptimale Nahrung» bei, erläuterte Rambabu R. Dwivedi, der als Professor an der für seine Ayurveda-Studien bekannten indischen Gujarat Ayurved University lehrt und am Donnerstag mit einer großen Delegation seiner Landsleute nach Frankfurt (Oder) gekommen war, um das Projekt vorzustellen. Ayurveda könne helfen, die Lebensführung zu verbessern und Erfolge etwa bei chronischen Krankheiten wie
Diabetes sowie psychischen Störungen zu erzielen. «Es ist aber keine Konkurrenz zur Medizin, sondern eine Ergänzung», betonte Dwivedi.
Die neue Gastprofessur soll am Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften angesiedelt sein. Dessen Leiter Harald Walach erklärte, dass künftig an der Viadrina auf der einen Seite die Methode Ayurveda und ihr Beitrag als Ergänzung zur Schulmedizin wissenschaftlich erforscht werden sollen. Auf der anderen Seite würden den Studenten aber auch Grundlagen der traditionellen Heilkunde vermittelt.
Wenn alles klappt, könnte die Gastprofessur bereits im Frühjahr
2011 eingerichtet werden. Drei Professoren aus Indien seien bislang in der engeren Auswahl für die Besetzung der Stelle, sagte Ashutosh Agrawal von der indischen Botschaft in Berlin. Der Posten sei zunächst auf fünf Jahre angelegt, die indische Regierung wolle für zwei Jahre je 200.000 Euro dafür ausgeben. «Die Beziehung zu Deutschland ist uns sehr wichtig.»
Das Brandenburger Wissenschaftsministerium in Potsdam teilte auf Anfrage mit, dass keine Mittel des Landes oder der Viadrina in Anspruch genommen werden sollten. An anderen Hochschulen seien keine vergleichbaren Angebote bekannt, sagte eine Sprecherin.
Hartmut Schröder, der am Aufbau des Instituts für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften beteiligt war, sagte, dass laut einer Studie zwei Drittel der Menschen die sogenannte Komplementärmedizin als Ergänzung zur «normalen» Medizin nachfragten. Bei Frauen seien es sogar 80 Prozent. Unter den Anbietern gebe es schwarze Schafe, auch bei Ayurveda, hieß es am Donnerstag. Es sei denkbar, künftig an der Viadrina Standards zu entwickeln, die die Qualität von Produkten und Dienstleistungen rund um Ayurveda festlegen. (dpa)