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07.08.2008 | 01:54 | Atomaustieg 

Längere Atomlaufzeiten verzögern Umstieg auf Erneuerbare Energien

Berlin - Der Atomausstieg ist Teil der Rahmenbedingungen für alle Investitionsentscheidungen in der Energiewirtschaft, auch für die Erneuerbaren Energien.

Längere Atomlaufzeiten verzögern Umstieg auf Erneuerbare Energien
"Unsere Branche will bis 2020 rund 200 Milliarden Euro in eine nachhaltige Energieversorgung investieren. Wer die Rahmenbedingungen hierfür ständig in Frage stellt, verunsichert die Investoren, die auf neue und flexible Erneuerbare-Energien-Kraftwerke setzen", mahnt Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), eine verlässliche Energiepolitik an. "Wer sich für eine längere Nutzung der Atomkraft entscheidet, verzögert den Umstieg auf Erneuerbare Energien", so Schütz weiter.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien verläuft rasant und wird die wegfallende Stromproduktion aus Atomkraftwerken mehr als kompensieren. Seitdem im Jahr 2000 der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen wurde, stieg die jährliche Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien bereits um 56,9 Milliarden Kilowattstunden. Allein im letzten Jahr betrug das Wachstum mehr als 15 Milliarden Kilowattstunden. Die zusätzliche Stromproduktion aus Wind- und Wasserkraft, Solar- und Bioenergie sowie Geothermie ersetzt damit Jahr für Jahr mehr als einen Atommeiler.

Schon jetzt decken die Erneuerbaren Energien mehr als 15 Prozent des deutschen Stromverbrauchs ab. Im Jahr 2020 werden es deutlich mehr als 30 Prozent sein. Ein hoher Anteil Erneuerbarer Energien fordert von dem übergangsweise verbleibenden konventionellen Kraftwerkspark, dass er auf die variable Einspeisung Erneuerbarer Energien reagiert. Diese Anforderung wird von den unflexiblen Atomkraftwerken nicht erfüllt. Sie produzieren unabhängig von der aktuellen Stromnachfrage und der aktuellen Einspeisung der klimaneutralen Erneuerbaren Energien. "Auf Dauer stehen sich Atomkraft und flexible Erneuerbare Energien im Wege. Wir brauchen jederzeit eine nachfragegerechte und klimafreundliche Stromproduktion", erläutert Dietmar Schütz. Das Projekt des regenerativen Kombikraftwerks hat bewiesen, dass der Verbund der Erneuerbaren Energien jederzeit die Nachfrage decken kann. "Eine innovative Energiepolitik muss Anreize für regenerative Kombikraftwerke geben. Dem Verbund der Erneuerbaren Energien gehört die Zukunft, nicht starren Grundlastkraftwerken", ist Dietmar Schütz sicher.


Erneuerbare Energien senken die Strompreise

"Der Vorschlag, mit den Zusatzgewinnen der Atomkonzerne, den Ausbau Erneuerbarer Energien zu beschleunigen, ist ein vergiftetes Geschenk, auf das wir gerne verzichten", so Dietmar Schütz. Dass der Ausbau Erneuerbarerer Energien nicht noch schneller vorankommt als heute, liegt nicht an mangelndem Investitionskapital. Hindernisse sind vielmehr der schleppende Netzausbau und restriktive Planungsvorgaben für Erneuerbare Energien Anlagen.

Auch die Strompreise lassen sich nicht mit längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke stabilisieren. "Wer Verbraucher wirklich entlasten will, setzt auf die dauerhaft verfügbaren Erneuerbaren Energien", fordert Dietmar Schütz. Bereits heute sinken die Preise an der Strombörse immer dann, wenn viel Strom aus Erneuerbaren Energien eingespeist wird. Dieser so genannte "Merit-Order-Effekt" hat die Einkaufsrechnung der Stromlieferanten im vergangenen Jahr bereits um rund 5 Milliarden Euro gesenkt. Von dieser Entlastung profitieren die Verbraucher umso mehr, je schärfer der Wettbewerb auf dem Strommarkt ist. Der längere Betrieb abgeschriebener Atomkraftwerke in der Hand weniger Konzerne reduziert jedoch eher den Wettbewerb. Derzeit steigen die Strompreise, obwohl die deutschen Atomkraftwerke am Netz sind. (PD)
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