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13.02.2009 | 05:31 | Kurzumtriebsplantagen 

Erste Holzhackschnitzel vom Acker geerntet

Hannover - Es sieht aus wie bei der Maisernte: Zügig fährt der große Häcksler die Reihen entlang und bläst das Erntegut auf den nebenher fahrenden Transportwagen.

Kurzumtriebsplantage
(c) proplanta
Was dort in dickem Strahl aus dem Rohr kommt, sieht aus der Ferne auch aus wie Mais. Doch es ist kein Mais, sondern klein geschnipseltes Weidenholz. Auf den ersten Flächen mit Kurzumtriebsplantagen, einem Pilotprojekt des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, hat nach Angaben des Landvolks Niedersachsen Anfang Februar die Ernte begonnen. Vor drei Jahren waren dort bei 13 Landwirten die ersten 20 Hektar (ha) mit Weidenstecklingen bepflanzt worden, die jetzt erntereif sind. Inzwischen ist die Fläche auf 45 ha bei 20 Bauern angestiegen. Die Weiden wachsen sehr schnell und liefern einen recht hohen Mengenertrag. Die jetzt dreijährigen Pflanzen haben sich besser entwickelt als erwartet und bereits eine Höhe von sechs bis sieben Metern erreicht. Die daraus gewonnenen Hackschnitzel sollen als Brennstoff dienen.

Einer der beteiligten Landwirte betreibt seine eigene Heizung damit, der überwiegende Teil wird aber über das Lohnunternehmen Hüttmann aus Soltau vermarktet und geht unter anderem an eine großtechnische Anlage in Uelzen und wird dort verfeuert. Dieses Lohnunternehmen stellt auch die Pflanz- und Erntetechnik. Dazu hat Hüttmann für einen üblichen Selbstfahr-Feldhäcksler einen speziellen Erntevorsatz entwickelt, mit dem die Weidenstämmchen dicht über dem Boden abgesägt und der Häckseltrommel zugeführt werden. Aus den Wurzeln treiben die Weiden wieder aus und können voraussichtlich im Zeitraum von ungefähr 20 Jahren bis zu sieben Mal geerntet werden, bevor eine Neuanlage nötig oder die Fläche wieder als Acker genutzt wird.

Bisher gibt es aus Deutschland kaum ökonomische Daten zur Energiegewinnung aus Kurzumtriebsplantagen, in Skandinavien ist das Verfahren jedoch bereits weit verbreitet. Entsprechende Daten soll nun das Pilotprojekt liefern. Die Erwartungen sind gut, die Bauern können mit einem Überschuss rechnen, der mit den Erträgen im Getreideanbau auf ertragsschwächeren Böden konkurrieren kann.

Der Boden wird genauso hergerichtet wie für Getreide, eine Düngung ist zumindest im ersten Jahr nicht erforderlich. Der Aufwand ist also gering. Lediglich die Pflanzkosten schlagen mit ungefähr 1.800 Euro je ha zu Buche. Wolf Winkelmann, Geschäftsführer beim Landvolk in Lüneburg, schätzt, dass diese Kosten bereits mit dem ersten Ernteertrag abgegolten sind. Die nächsten Ernten lassen dann einen Gewinn erwarten. Wegen der guten Aussichten haben bereits weitere Landwirte ihr Interesse bekundet. Interessenten erhalten nähere Auskünfte beim Bauernverband Nordostniedersachsen unter Tel. (04131) 862923. (LPD)
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