«Schwarze Küken sind sehr selten, dass es gleich fünf auf einmal sind, ist außergewöhnlich», sagt der Präsident des Bundesverbandes deutscher Straußenzüchter, Ralph Schumacher. Dabei «boomt» die Straußenzucht im Osten Deutschlands, aber auch im Westen halte der Trend zu mehr Farmen mit diesen flugunfähigen Riesenvögeln an.
«Schätzungsweise 150 Betriebe gibt es in Deutschland, die meisten im Nebenerwerb.» Sie verkaufen vor allem das cholesterinarme Straußenfleisch oder auch die Eier - sehr zum Leidwesen des Deutschen Tierschutzbundes.
«Strauße haben in Deutschland nichts zu suchen», beklagt dessen Sprecher Steffen Beuys in Bonn. So seien die klimatischen Bedingungen für die aus Afrika stammenden Tiere überaus problematisch und die Vögel könnten in den Gehegen in Deutschland auch nicht ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben. «Schließlich können Strauße bis zu 70 Kilometer pro Stunde schnell rennen und suchen sich in freier Wildbahn ihr tägliches Futter im Umkreis von 20 Kilometern», erläutert Beuys. Schumacher entgegnet: «Der wirklich laufende Strauß ist nur dann zu sehen, wenn die Tiere in Panik geraten. Normalerweise ist er ein reines Weidetier.»
Außerdem verweist er darauf, dass Strauße eine Lederhaut wie ein Rind hätten und deshalb nicht wetteranfällig seien. Züchter Fred Wenzlaff von der Straußenfarm Seelow in Brandenburg, auf der seit wenigen Tagen die fünf neugeschlüpften Sonderlinge leben, verkauft dann auch nicht nur das nach seinen Worten äußerst cholesterin- und fettarme Straußen-Fleisch oder die Eier, sondern zudem gegerbtes Leder. Und noch einen Nutzen hätten seine Tiere: «Ihre Federn sind antistatisch, damit mache ich super sauber.»
Auf rund 3.000 Quadratmetern leben in Seelow derzeit drei Hennen und ein Hahn mit fünf schwarzen und einem grauen Küken. «Sie sind aus einer Naturbrut geschlüpft», betont der Züchter - also nicht unter einer Wärmelampe. Der Hahn sitzt derzeit noch auf einigen weiteren Eiern - möglicherweise kommen dort noch weitere schwarze Exemplare heraus. «In der freien Wildbahn hätten die schwarzen Küken kaum eine Überlebenschance», berichtet Schumacher, der in Remagen eine Straußenfarm betreibt. Denn sie fielen unter den eigentlich braun- gefleckten Küken sehr auf. Schwarz sei normalerweise die Farbe der erwachsenen Hähne. «Auslöser für die Andersfarbigkeit ist eine genetische Veränderung», so Schumacher.
Wenn Straußenküken zur Welt kommen, sind sie zwischen einem und eineinhalb Kilo schwer und etwa 25 Zentimeter groß. Kaum vorstellbar, dass aus ihnen einmal ausgewachsene Tiere mit einer Größe von etwa 2,50 Meter werden. «Und dabei können sie 120 bis 130 Kilo wiegen», erzählt Schumacher.
Übrigens hat die Straußenzucht in Deutschland eigentlich schon eine lange Tradition: Anno 1907 habe Carl Hagenbeck (1844-1913) erstmals Strauße nach Deutschland geholt, sagt Schumacher. Erste Straußenfarmen kamen dann aber erst wieder um 1980/85 auf.
Wie viele Kilo Straußenfleisch die heutigen Betriebe jährlich an den Mann bringen, kann er nicht sagen. «Es ist auf jeden Fall beliebter geworden.» Das wiederum sieht der Tierschutzbund mit Graus, wie Sprecher Beuys betont: «Straußenfleisch gehört nicht in den deutschen Handel.» (dpa)
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