Die Rahmenbedingungen hätten sich gegenüber den vergangenen Jahren total geändert, stellte der Hamburger Getreidemarktexperte bei einer Veranstaltung der "Land&Forst Betriebe Österreich", Jan Peters fest. Als eine wichtige Entwicklung sieht er die Zunahmen der weltweiten Nachfrage nach Getreide, wobei es vor allem in Asien zunehmend als Lebensmittel gefragt sei. Auf anderen Kontinenten wie den USA oder in Europa werde Getreide vermehrt zur Bioenergieproduktion verwendet. Gleichzeitig seien die globalen Getreidelager so knapp wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Insbesondere die zunehmende Erzeugung von Bioenergie aus Getreide führt laut Peters dazu, dass Getreide als Rohstoff immer mehr gefragt ist. Der Analyst sieht vor allem osteuropäische Länder wie Russland, Kasachstan und die Ukraine als wichtige Lieferanten für die EU-Bioenergieproduktion.
Als Biokraftstoff-Komponente der Zukunft nannte Peters Butanol, das durch die Verwertung von Ganzpflanzen gewonnen wird und somit ein großes Nutzungspotenzial aufweist. Butanol ist ein höherwertiger Alkohol, der durch fermentative Umsetzung von Zucker oder Stärke durch geeignete Mikroorganismen gewonnen wird und mit Ottokraftstoff in jedem Verhältnis mischbar ist. Als Rohstoffe können Zuckerrohr, Mais, Weizen oder auch Zuckerrüben verwendet werden. Gelingt die chemische Umsetzung von Zellulose zu fermentierbarem Zucker, so kann in Zukunft auch Zellulose für die Herstellung von Butanol eingesetzt werden.
Nach Angaben der Aral-Forschung wird Butanol als Biokraftstoff-Komponente erstmalig noch in diesem Jahr von
BP in den Markt eingeführt. Das erste Land, in dem butanolhaltige Ottokraftstoffe erhältlich sein werden, dürfte Großbritannien sein. In den USA wird Butanol in größerem Stil in etwa acht bis zehn Jahren für die Treibstoffherstellung verwendet werden, schätzt Peters.
Eine ganz neue Dimension in der Energieproduktion könnte Palmöl schaffen, so der Experte. Während man von 1 ha Raps rund 1.000 l Öl gewinnen könne, wäre auf der gleichen Fläche die zehnfache Menge an Palmöl herstellbar. Würde beispielsweise nur auf 12% der
Agrarflächen Afrikas Palmöl gewonnen, so könnte man damit rein theoretisch die gesamte Erdölproduktion substituieren. Diese Größenordnung zeige das ungeheure Potenzial von erneuerbarer Energie aus
Biomasse auf.
Aus den genannten Entwicklungen - die vermehrte Nachfrage nach Getreide als Lebensmittel und als Rohstoff für die Energieerzeugung - resultiere der Fakt, dass die Zeit der Getreideüberschüsse vorbei sei. Die knappsten Getreidelager seit langem würden diese Situation derzeit noch verschärfen. So würden die aktuellen weltweiten Vorräte an Getreide, Reis und Ölsaaten nur 17% der gesamten Produktion entsprechen. Innerhalb der EU seien die Interventionslager stark geschrumpft. Nach der Einschätzung von Peters werde sich die Landwirtschaft bis 2010 somit endgültig von Flächenstilllegungen verabschieden. DJG/AIZ/kko/ssc/10.5.2007
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May 10, 2007 07:50 ET (11:50 GMT)
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