Die Brüsseler Behörde erwäge, den Autoherstellern ab 2025 den Anteil emissionsarmer Fahrzeuge wie Elektroautos vorzuschreiben, berichtet das «Handelsblatt» (Montag) unter Berufung auf Angaben aus EU-Kreisen.
Eine konkrete Mindestabsatzquote könnte neben schärferen Grenzwerten für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (
CO2) Teil eines Maßnahmenpakets zur klimaschonenden Mobilität werden, das die Kommission bis zum Jahresende vorlegen will, hieß es. Die Höhe der E-Quote sei noch offen. In China soll eine solche Quote bald eingeführt werden.
Die
EU-Kommission wollte dem Blatt zufolge den Bericht nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte demnach lediglich, man prüfe verschiedene Optionen. Die deutschen Autokonzerne sehen die Pläne mit Sorge: «Wir halten derartige Verkaufsquoten grundsätzlich für den falschen Weg», wurde der deutsche Branchenverband VDA zitiert. Der Absatz von Elektroautos hänge von Faktoren ab, die die Konzerne nicht allein beeinflussen könnten.
In China gibt es seit geraumer Zeit Pläne, den Autobauern einen gewissen Anteil emissionsarmer Fahrzeuge vorzuschreiben, im Herbst soll ein
Quotensystem beschlossen werden.
Autobauern drohen milliardenschwere KartellstrafenZementhersteller, Brauereien oder auch Wurstfabrikanten wurden schon von der EU wegen illegaler Absprachen zur Kasse gebeten. Nun steht die deutsche Autobranche im Fokus. Das kann teuer werden - warnt einer, der es wissen muss.
Angesichts des Kartellverdachts gegen deutsche Autobauer hält es EU-Kommissar Günther Oettinger für denkbar, dass die EU-Kommission Strafzahlungen in Milliardenhöhe gegen die Konzerne verhängt. «In den vergangenen zehn Jahren hat die EU neun Kartellfälle mit Bezug zur Autoindustrie geahndet und Strafen von rund zehn Milliarden Euro verhängt. Das zeigt, um welche Größenordnungen es auch jetzt gehen kann», sagte der CDU-Politiker der «Bild»-Zeitung (Montag).
Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich laut «Spiegel» in einem gemeinsamen
Kartell illegal über Technik, Kosten und Zulieferer abgesprochen haben. Mehr als 200 Mitarbeiter der Unternehmen hätten sich seit den 1990er Jahren in geheimen Arbeitskreisen abgestimmt und so den Wettbewerb außer Kraft gesetzt.
Oettinger sagte, die europäische Wettbewerbsbehörde nehme keine Rücksicht auf große Namen. Sie schrecke auch vor Strafen nicht zurück, «die den Unternehmen weh tun und abschrecken». Die Kartell-Untersuchung brauche aber noch einige Zeit. «Wir müssen prüfen, ob es sich um zugelassene Absprachen zur Normung gehandelt hat oder ob Vereinbarungen zu Lasten der Zulieferer und Verbraucher getroffen wurden.»
Zum Abgasskandal sagte Oettinger, es werde sich frühestens in einigen Monaten zeigen, ob die beim Diesel-Gipfel vereinbarten Updates der Motoren-Software ausreichten. «Falls sie nicht zum Ziel führen, muss die Industrie notfalls auch mit einem technischen Umbau nachlegen, wenn sie Fahrverbote vermeiden will.»
Trotz der aktuellen
Diskussion über zu hohe Stickoxid-Werte der Dieselmotoren forderte Oettinger: «Wir dürfen den Diesel nicht verteufeln.» Die Motoren seien erheblich effizienter als Benzin-Motoren, und stießen zudem weniger
Kohlendioxid aus.
Beim Dieselgipfel am Mittwoch hatten die deutschen Autobauer zugesagt, selbst «Umstiegsprämien» für Besitzer alter Diesel zu finanzieren. Für weniger Stickoxid-Ausstoß sollen zudem 5,3 Millionen Fahrzeuge der Klassen Euro 5 und 6 eine neue Software erhalten.
Darunter sind 2,5 Millionen Autos von VW, für die nach dem Skandal um Abgasmanipulationen Nachrüstungen amtlich angeordnet wurden. Umbauten an Motoren, die teurer und aufwendiger wären, lehnt die Branche ab.
Auf deutschen Straßen sind Millionen Diesel-Pkw unterwegs, die mehr Schadstoffe ausstoßen als bei Tests auf dem Prüfstand. Im Fokus steht besonders Stickoxid (NOx). Laut
Umweltbundesamt reizt es die Atemwege, langfristig beeinträchtigt es die Lungen und führt zu chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen