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22.11.2013 | 09:10 | Düngemittelgeschäft 

Weißrussland will Uralkali-Chef an Moskau ausliefern

Minsk/Moskau - Fast wie eine Geisel hält Weißrussland einen russischen Topmanager monatelang fest. Die Führung des autoritär regierten Staates hofft dadurch auf Milliarden aus dem lukrativen Düngemittelgeschäft. Nun scheint eine Einigung gefunden.

Düngemittel Uralkali
(c) proplanta
Der erbitterte «Kali-Streit» zwischen Russland und Weißrussland um das Milliardengeschäft mit Düngemitteln steht kurz vor einer Lösung. Fast drei Monate nach seiner Festnahme im autoritär regierten Weißrussland soll der Chef des russischen Bergbaukonzerns Uralkali, Wladislaw Baumgertner, an sein Heimatland ausgeliefert werden.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Minsk stimmte nach eigenen Angaben vom Donnerstag einem solchen Antrag nun zu. Baumgertner war am 26. August nach einem Gespräch mit dem weißrussischen Regierungschef Michail Mjasnikowitsch in Minsk festgenommen worden.

Der Kreml nannte es «wünschenswert», dass Minsk Baumgertner bis Ende November überstelle. «Ein genaues Datum kenne ich aber nicht», sagte der außenpolitische Berater von Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow. Putin hatte wiederholt mit seinem weißrussischen Kollegen Alexander Lukaschenko, der als «letzter Diktator Europas» gilt, den Fall besprochen. Kalisalz dient zur Herstellung von Düngemittel.

Ermittler in der Ex-Sowjetrepublik hatten Baumgertner Insiderhandel und Millionenbetrug vorgeworfen. Hintergrund war der Ausstieg von Uralkali aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali Ende Juli. Das hatte auf dem internationalen Kali-Markt für Turbulenzen gesorgt. Auch der Aktienkurs des deutschen Produzenten K+S geriet deutlich unter Druck. Analysten erwarten nun neue Verhandlungen zwischen Russland und Weißrussland über eine Erneuerung ihres Exportkartells.

Lukaschenko hatte im Gegenzug für die Auslieferung Baumgertners gefordert, dass der russische Milliardär Sulejman Kerimow seinen knapp 22-prozentigen Uralkali-Anteil verkauft. Auch gegen Kerimow hatte die Justiz in Minsk ermittelt. Neuer Großaktionär soll der russische Oligarch Michail Prochorow mit seiner Onexim-Gruppe werden, der am Montag den Kauf der Aktien für geschätzt 4,35 Milliarden US-Dollar (3,23 Mrd Euro) angekündigt hatte.

Baumgertner sitzt derzeit in Minsk in Hausarrest. Zuvor hatte Russland bereits die weißrussische Bedingung erfüllt, den Uralkali-Chef ebenfalls offiziell anzuklagen. Allerdings hatte die Rohstoffgroßmacht zugleich den wirtschaftlichen Druck auf den finanziell schwer angeschlagenen «Bruderstaat» stark erhöht. So schränkten unter anderem russische Staatskonzerne Öllieferungen in das Nachbarland drastisch ein. (dpa)
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