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26.04.2008 | 07:11 | Nahrungsmittelkrise 

Deutscher Experte: Lösung der Reiskrise praktisch in der Schublade

Singapur/Manila - Das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI) auf den Philippinen hat die heutige Reis-Krise schon vor zehn, 15 Jahren heraufziehen sehen.

Reisbauer
(c) Wagner Christian - fotolia.com
«Schade, dass es immer erst eine Krise braucht, um die Leute wachzurütteln», sagt IRRI-Forschungsdirektor Achim Dobermann der Deutschen Presse Agentur (dpa). Dank der Grundlagenforschung des Instituts liege die Lösung des Problems aber eigentlich schon fast fertig in der Schublade, sagte der in Leipzig ausgebildete Fachmann für Bodenkunde und Pflanzenbau.

«Ich bin überzeugt, dass wir das Potenzial haben, auf der Welt genügend Nahrung umweltgerecht zu produzieren», sagt Dobermann. Das Institut setzt auch auf neue Geldgeber: die Gates-Stfitung des Microsoft-Gründers etwa, die bereits ein Großprojekt finanziert. «Kurzfristig müssen vor allem die Anbaumethoden verbessert werden», sagt Dobermann. Er nennt unter anderem effizientere Düngung, besseres Wassermanagement und einen besseren Kampf gegen Schädlinge.

«20 Prozent der Ernten gehen bei Transport und Lagerung verloren», sagte Dobermann. Das Institut habe vielversprechende Pilotprojekte in zwölf Ländern laufen. Die Herausforderung sei, die neuen Methoden von ein paar Tausend auf Millionen Hektar Anbaufläche zu übertragen. «In den meisten Anbaugebieten wären mit besseren Methoden ein bis zwei Tonnen Reis pro Hektar mehr rauszuholen», sagte der Fachmann. «Das würde genügend Reis für die nächsten 15 bis 20 Jahre bringen.»

Da es praktisch keinen Platz für neue Anbauflächen gibt, seien längerfristig bessere Sorten nötig, solche, die höheren Temperaturen standhalten, die weniger Bewässerung brauchen, und die resistent für Schädlinge sind. Das IRRI habe beispielsweise ein Gen gefunden «das den Reis wasserdicht macht», wie Dobermann sagt. Damit können Pflanzen Überschwemmungen überleben.

Ein weiteres vielversprechendes Gen ist das für Salztoleranz. «Ungeheuer wichtig für Küstengebiete wie in Bangladesch, die immer wieder überschwemmt werden.» Diese Gene müssten nun in weit verbreitete Sorten übertragen werden. «Das ist wie ein Software-Upgrade», sagt Dobermann. Mit Genmanipulation habe das nichts zu tun. Die Resistenzgene kämen in bestimmten Reissorten vor, und könnten durch Kreuzungen auch in andere hineingezüchtet werden. «Wir beschleunigen nur die Natur» mit der Gen-Übertragung.

Nach Angaben von Dobermann liegt der durchschnittliche Ertrag heute bei 4,1 Tonnen Reis pro Hektar. Wenn das bis 2050 auf 6,5 bis 7 Tonnen erhöht werden könne und die Bevölkerung dann nicht weiter wachse, müsse das ausreichen. «Das ist machbar», sagt Dobermann.

Mindestens ein unkalkuliertes Risiko gibt es allerdings noch: den Klimawandel. «Es ist noch unklar, wie genau die Folgen für den Reisanbau sind», sagt Dobermann. «In einer unserer Studien haben wir gesehen, dass ein Temperaturanstieg um ein Grad Celsius zehn Prozent weniger Ertrag brachte. Aber dazu liegen noch nicht genügend Daten vor.» (dpa)
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