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09.01.2010 | 17:03 | Eisbrecher  

Gegen den Frost: Eisbrecher im Einsatz

Scharnebeck - Lautes Knacken, das Eis bricht. Wenn die Schollen aufeinandertreffen, klirrt es. Der Motor dröhnt.

Containerschiff
(c) proplanta
Unaufhörlich schiebt sich die «Stier» durch den zugefrorenen Elbe- Seiten-Kanal. Oben auf der Brücke des Eisbrechers stehen Schiffsführer Guido Raddue und sein Steuermann Uwe Schröder und blicken nach vorn. Die Lichter des Schiffshebewerks Scharnebeck bei Lüneburg leuchten in der Morgendämmerung.

Seit fünf Uhr ist die «Stier» am Freitag unterwegs, um den 70 Meter breiten Kanal freizumachen. «Die Schiffe, die noch drin sind, müssen heute rauskommen», sagt Schröder. Denn zum Wochenende wurde der Kanal gesperrt - für die «Stier» das Zeichen zum Abrücken. Das Schiffshebewerk bringt den Eisbrecher wie in einer Art Fahrstuhl 38 Meter in die Tiefe, dann geht es weiter auf dem Kanal in Richtung Elbe und nach Hamburg. Dort hat das Wasserschifffahrtsamt Lauenburg aus Schleswig-Holstein seine Eisbrecher-Flotte in Stellung gebracht, auch Eisbrecher des Hamburger Hafens sind da, um auf der eisbedeckten Elbe für freie Fahrt zu sorgen.

Im Kanal ist das Eis relativ glatt und dick. Da ist Eisbrechen nicht besonders schwierig, erklärt Raddue. Doch in der Elbe sieht das schon anders aus. «Wenn eine große Eiskante abbricht, dann muss man sehen, dass man wegkommt. So eine große Scholle schiebt einen dahin, wo sie hintreiben will», sagt der 40-Jährige. Dann könnte das Schiff am Ufer landen oder sich verkanten. Auch Ebbe und Flut machen es Eisbrechern auf der Elbe schwer. An der Staustufe bei Geesthacht werden Eisschollen in Richtung Hamburg getrieben. Die Flut wiederum drückt Eis zurück. Dann kann es sich zusammenschieben und die Strömung blockieren. «Die sucht sich dann einen anderen Weg, und das Wasser staut sich», erklärt Raddue. Die Schiffe müssen das Eis brechen, sonst könnte es Hochwasser geben.

Außerdem kann das Eis im Hamburger Hafen auf die Deiche drücken. Auf der Brücke erklingt plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher: «Schollen bis zu sechs Zentimeter, Schifffahrt behindert». Raddue: «Eislagebericht. Das hören wir immer, wenn wir unterwegs sind.» Seit Dienstag sind sie schon an Bord, vier Männer, neben Schröder und Raddue noch der Maschinist Ralf Eßlinger und der Matrose Tobias Gerth. Wie lange sie bleiben, hängt vom Wetter ab. Raddue war schon mal sechs Wochen am Stück auf der «Stier».

Morgens früh um fünf geht es meist los bis spät am Abend. Unten auf der Elbe können die Männer aber auch nachts aus den drei Schlafkajüten geklingelt werden. Tagsüber kocht der Matrose in der winzigen Küche: Kartoffeln mit Bratwurst gibt es heute. Maschinen sind zu kontrollieren, zu warten und zu säubern. Zwischendurch sind die Männer auf der zehn bis zwölf Quadratmeter großen Brücke, die auch Wohn- und Esszimmer ist. Abends spielen sie am Holztisch Karten, sehen fern oder lesen. Doch die Tage an Bord ziehen sich. «Einkaufen ist schon ein Bewegungs-Highlight», sagt der 21-jährige Gerth.

Mit etwa zehn Stundenkilometern gleitet die «Stier» voran. 1951 wurde sie gebaut, mit extra dicken Eisenwänden. 26 Meter ist sie lang, 6 Meter breit und hat 670 PS - für die Größe ist das viel. Nur deshalb kann das Schiff das Eis so gut brechen. Vorne flattert ein weißer Wimpel im Wind. Schmutzig-braunes Wasser und dicke Eisbrocken umspülen den Bug der «Stier», es rumpelt laut. Als das Motorengeräusch verklingt, knistert das Eis nur noch ganz leise. (dpa)
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