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09.01.2011 | 05:28 | Überschwemmung  

Flutkatastrophe im Nordosten Australiens: La Niña ist schuld

Offenbach - Rekordniederschläge und weiträumige Überschwemmungen werden seit einigen Tagen aus dem Nordosten Australiens gemeldet.

Hochwasser
Schuld ist das Klimaphänomen „La Niña“, das schon im letzten Sommer die Intensivierung des Indischen Monsuns und Überschwemmungen in Pakistan verursachte. Nun hat es den australischen Bundesstaat Queensland im Nordosten Australiens getroffen. Heftige und anhaltende Regenfälle führten dort zu einer Flutkatastrophe. Weite Teile des Landes stehen unter Wasser.


Klimaphänomene El Niño und La Niña wechseln sich ab

La Niña tritt etwa alle drei bis fünf Jahre mit unterschiedlicher Intensi-tät auf. Anders als beim bekannteren Gegenstück, dem El Niño-Phänomen, kommt es bei La Niña im Westpazifik zu einer starken Erwärmung der Meeresoberflächentemperaturen, bei gleichzeitiger Abkühlung des Wassers im Ostpazifik vor der südamerikanischen Küste. In der Folge verstärken sich die Ost-Passatwinde über dem indonesischen Archipel und damit die Intensität der Tiefdrucktätigkeit. Aufsteigende heiße Luft sorgt dann dort für besonders heftige Niederschläge, vor allem in Verbindung mit schweren Gewittern. Gudrun Rosenhagen, Leiterin des Maritimen Monitoring Centers des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Die aktuelle La Niña-Situation ist un-gewöhnlich stark ausgeprägt. Sie wirkt sich voraussichtlich noch bis in den australischen Herbst aus - also mindestens bis März“.


Ein Vielfaches der üblichen monatlichen Regenmenge

In Rockhampton, seit Tagen vom Hochwasser umschlossen, fiel seit Dezember mit etwa 520 Litern pro Quadratmeter (l/m2) viermal soviel Regen wie sonst üblich. 160 Kilometer weiter südöstlich, an der Station Makowata, wurden sogar 820 l/m2 gemessen, das ist mehr als die mittlere Jahressumme in weiten Teilen Deutschlands. Auch in Brisbane, der Hauptstadt Queenslands, fielen bereits 475 l/m2. Begonnen hatten die heftigen Regenfälle im November. „Tasha“, der erste tropische Zyklon der Saison, traf am zweiten Weihnachtstag auf die Ostküste Queenslands und verschärfte die Situation mit Niederschlagsmengen von bis zu 250 l/m2 in 24 Stunden. Die Regenfälle sind gebietsweise die heftigsten seit Beginn der Messungen vor 110 Jahren.

Ein derart ausgeprägtes La Niña-Ereignis hatte es zuletzt im Jahr 1998 gegeben. Die bisher stärkste La Niña-Phase dauerte von 1973 bis 1976. Fast 34 Monate Dauerregen wurden damals nur von wenigen Monaten Trockenheit unterbrochen. 1974 war das nasseste jemals registrierte Jahr in Australien. Im Januar 1974 waren weite Teile der auch jetzt betroffenen Regionen überflutet, Krankheiten breiteten sich aus. In Queensland bleibt die Lage auch in den nächsten Tagen angespannt. Neue schwere Regenfälle werden vorhergesagt. (dwd)

Abb. 1: La Niña mit ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im äquatorialen Westpazifik und tiefen Temperaturen im Ostpazifik führt im Sommer der Südhalbkugel zu verstärkter Niederschlagsaktivität im Nordosten Australiens (Quelle: DWD)Bild vergrößern
Abb. 1: La Niña mit ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im äquatorialen Westpazifik und tiefen Temperaturen im Ostpazifik führt im Sommer der Südhalbkugel zu verstärkter Niederschlagsaktivität im Nordosten Australiens (Quelle: DWD)
Abb. 2: Hauptniederschlagsgebiete der letzten Wochen in Australien (Quelle: DWD)Bild vergrößern
Abb. 2: Hauptniederschlagsgebiete der letzten Wochen in Australien (Quelle: DWD)
Abb. 3: Zeitreihe des „Southern Oszillation Index“ seit 1970. (Quelle: DWD)Bild vergrößern
Abb. 3: Zeitreihe des „Southern Oszillation Index“ seit 1970. Der Index ist ein Maß für die Luftdruckdifferenzen zwischen Tahiti und Darwin (Australien). Ist dieser Wert positiv, deutet dies auf eine Abkühlung des Ostpazifiks hin (La Niña), wird der Wert negativ ist dies gleichbedeutend mit einer Erwärmung (El Niño). Datenquelle: Bureau of Meteorology, Australian Government (Quelle: DWD)
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