Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.02.2010 | 13:03 | Winterdienst & Haushaltskassen 

Winter verschärft Finanznot der Kommunen

Berlin - Die von Finanzsorgen gebeutelten Städte und Kommunen erwarten durch den strengen Winter erhebliche Mehrkosten und wollen notfalls die Bürger stärker zur Kasse bitten.

Winter verschärft Finanznot der Kommunen
Kommunale Spitzenverbände forderten Hilfen des Bundes für besonders verschuldete Städte und Gemeinden. Allein in Hamburg müssen für den Streudienst statt 6,9 Millionen Euro in diesem Winter mehr als 10 Millionen ausgegeben werden. In einigen Städten wurde für den Winterdienst fast zehnmal so viel ausgegeben wie geplant, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse- Agentur dpa. Besonders hoch werden die Kosten für Straßenreparaturen sein. Mit dem einsetzenden Tauwetter wird nun das ganze Ausmaß der Straßenschäden deutlich. In der Hansestadt Lübeck etwa hat der Winter gut 14.000 Schlaglöcher hinterlassen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen der Kostenexplosion eine «Frühjahrsoffensive» zur Beseitigung der Schäden. «Das wird ohne gezielte Hilfe von Bund und Ländern nicht bewältigt werden können», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der dpa. Die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Petra Roth (CDU), sagte, sinkende Einnahmen und ständig steigende Sozialausgaben drohten einen Teil der Kommunen handlungsunfähig zu machen. Sie benötigten neben einer Entlastung bei den Sozialausgaben ein im Grundgesetz verankertes Anhörungsrecht bei Gesetzgebungsverfahren, wenn kommunale Belange betroffen seien. SPD-Fraktionschef Frank- Walter Steinmeier hält einen «kommunalen Rettungsschirm» für notwendig. Der Bund solle den Städten und Gemeinden in einer finanziellen Notlage einen Ausgleich für Einnahmeverluste zahlen, sagte er am Freitag bei einer SPD-Konferenz in Potsdam.

Am stärksten stiegen die Ausgaben der Kommunen im vom Winter besonders gebeutelten Norden. Aber auch Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Thüringen melden stark überzogene Winterbudgets. Rufe nach einem Nothilfefonds werden bereits laut. Aber der Bund winkt ab, eine Umlenkung von Millionen aus den Konjunkturpaketen etwa in die Beseitigung der Winterschäden sei «rechtlich nicht machbar», heißt es im Haus von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Er will das Thema aber bei der Verkehrsministerkonferenz Mitte April auf die Tagesordnung setzen. Auch der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Winfried Hermann (Grüne), betonte, der kommunale Straßenbau sei keine Aufgabe des Bundes. Ohne Hilfe des Bundes könnte es vielerorts auf Gebührenerhöhungen oder den Verzicht auf Investitionen hinauslaufen. Im Zweifel müsse der Bürger mehr zahlen, heißt es in der Rostocker Stadtverwaltung.

Dass wegen der Winterkosten kommunale Projekte nicht umgesetzt oder auf die lange Bank geschoben werden müssen, sei «logisch». Im sauerländischen Arnsberg etwa werden 90 Prozent der Winterdienstkosten auf Grundstückseigentümer umgelegt - hier könnte es Erhöhungen geben. Auch die Autofahrer werden wohl zur Kasse gebeten. Denn Schnee und Eis treiben die Kosten der Autoversicherer hoch. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erwartet für die Monate Dezember bis Ende Februar 55.000 Blechschäden mehr als im vergangenen Winter, berichtete die «Süddeutsche Zeitung» (Freitag). Nach GDV- Schätzung kommen auf die Autoversicherer etwa 230 Millionen Euro an Zusatzkosten zu.

Nicht nur Kämmerer und Versicherer stöhnen - der harte Winter vermiest vielen Deutschen die Laune. Besonders genervt sind Norddeutsche und jüngere Menschen, wie eine repräsentative Forsa- Umfrage für die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) ergab. 53 Prozent der Norddeutschen sagten demnach, dass ihnen das Wetter «auf die Nerven» gehe, 19 Prozent gaben sogar an, dass sie dieser Winter depressiv mache. In Baden-Württemberg hingegen sind nur 37 Prozent genervt - neun Prozentpunkte weniger als im bundesweiten Durchschnitt. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 10-Tage-Wettervorhersage für Deutschland vom 06.06.2024

 Agrarwetter: Im Süden teils kräftige Gewitter mit lokalem Starkregen, auch im Norden schauerartiger Regen

 10-Tage-Wettervorhersage für Deutschland vom 05.06.2024

 Agrarwetter: Wechselhaftes Wetter, statt beständiges Sommerwetter

 10-Tage-Wettervorhersage für Deutschland vom 04.06.2024

  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?