(c) proplanta Der Orkan «Klaus» fegte mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 192 Stundenkilometern von der Biscaya in Richtung Mittelmeer, riss Bäume und Strommasten um und deckte Dächer ab. Millionen Franzosen waren auch am Sonntag noch ohne Strom. Eine Million Festnetz- und Handy- Anschlüsse sowie eine unbekannte Zahl Wasseranschlüsse fielen aus, berichteten die Versorgerunternehmen. Für das Atomkraftwerk Blaye nordöstlich von Toulouse war zeitweise der Notfallplan aktiviert.
Météo France verglich den Sturm mit dem Wintersturm «Lothar», der im Dezember 1999 weite Gebiete West- und Mitteleuropas verheert hatte. Damals waren allein in Frankreich 92 Menschen umgekommen. «Wir haben die Lehren aus 1999 gezogen», sagte Präsident Nicolas Sarkozy bei einem Besuch im stark betroffenen Médoc bei Bordeaux. «Die Reaktion der Behörden war viel schneller, die Zahl der Opfer geringer.» Jetzt müsse die Stromversorgung wieder hergestellt werden. «1999 hat das drei Wochen gedauert. Jetzt hoffen wir, dass eine knappe Woche reicht.»
In neun Départements verhängte Météo France erstmals wegen Sturms Alarmstufe Rot. Die Zahl der Opfer sei diesmal viel niedriger, weil das Warnsystem funktioniert habe und der Sturm auf drei statt auf 22 Regionen beschränkt gewesen sei, erklärte Météo France. Klimaexperten deuteten den für Europa ungewöhnlich starken Sturm als Hinweis auf den Klimawandel. Am Sonntag hoben die Behörden regionale Fahrverbote wieder auf. Allerdings rieten die Präfekten zur Vorsicht. Viele Bäume könnten noch umstürzen, hieß es. Am Samstag waren zwei Autofahrer von umstürzenden Bäumen erschlagen worden. Bei Dax wurde ein Mann auf seinem Grundstück von herumfliegenden Trümmern tödlich getroffen. Außerdem starb eine Frau, weil mit dem Strom auch ihr Beatmungsgerät ausfiel.
Mit seiner Sturmgewalt brachte «Klaus» den Verkehr in Südfrankreich stundenlang großräumig zum Erliegen. Umgestürzte Bäume blockierten Schienen und Straßen. Zahlreiche Züge blieben auf der Strecke stehen. Die Bahn und das Rote Kreuz kümmerten sich um 800 gestrandete Passagiere. Der regionale Zugverkehr dürfte nach Angaben der Bahngesellschaft erst am Dienstag wieder normal laufen.
Einige Familien verloren ihr Obdach, weil der Sturm die Hausdächer abriss. Die Flughäfen von Bordeaux und Toulouse waren stundenlang gesperrt. Die größten Probleme gab es auf Kreisstraßen und Nebenstrecken in Waldgebieten. Im Département Aude wurde der Autoverkehr zeitweise ganz verboten. Wintersportorte in den Pyrenäen, wo im Skiparadies Formiguères 192 Kilometer Windgeschwindigkeit gemessen wurde, blieben geschlossen. An der baskischen Küste bauten sich meterhohe Wellen auf.
Zeitweise brach die Stromversorgung laut EDF für 1,7 Millionen Haushalte zusammen. Dies führte zu Vorwürfen von Bürgermeistern, die Lehre aus dem Sturm von 1999, mehr Leitungen unter die Erde zu verlegen, sei nicht beachtet worden. Im waldreichen Département Landes waren 90 Prozent der Einwohner ohne Strom, weil viele kleine Leitungen rissen, der Präfekt rief den Notstand aus. Viele Forstbesitzer in den Landes stehen vor dem Ruin. Umwelt- Staatssekretärin Chantal Jouanno sprach von «dramatischen Umständen». 60 Prozent der Wälder seien beschädigt, erklärten Forstwirte im Rundfunk. Praktisch alle mehr als 30 Jahre alten Bäume seien betroffen. Nach den schweren Waldschäden von 1999 seien die neuen Schäden kaum zu verkraften. (dpa)
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