Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
30.05.2009 | 02:25 | Unwetterschäden in Baden-Württemberg 

Landwirtschaftsminister Hauk besuchte Land- und Forstwirte in den betroffenen Regionen

Stuttgart - "Die katastrophalen Unwetter verursachten in der Bodenseeregion allein in der Landwirtschaft nach ersten Schätzungen Schäden von über 40 Millionen Euro.

Peter Hauk
Peter Hauk (c) proplanta
Viele Kulturen wurden vollständig zerstört. Dies ist ein harter Schlag für die betroffenen Landwirte. Die Betriebe sind in ihrer Substanz getroffen. Teilweise wird der Neuaufbau der Wein- und Obstanlagen nicht in einem Jahr abgeschlossen werden können. Mit den Obstplantagen der Bodenseeregion wurde eines der größten Anbaugebiete Deutschlands schwer geschädigt", sagte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (29. Mai) in Hagnau (Bodenseekreis).

Hauk besuchte die vom Unwetter betroffenen Regionen, um sich einen Eindruck von den Schäden zu machen und mit den betroffenen Landwirten zu sprechen. Das zentrale Schadensgebiet reicht in Baden-Württemberg von Konstanz über Meersburg, Ravensburg, Weingarten, Bad Waldsee, Bad Wurzach bis nach Kirchdorf an der Iller.

In einem ersten Schritt müssen nun die Schäden exakt ermittelt werden, damit ein Gesamtüberblick über die Situation besteht. "Wir prüfen derzeit alle Möglichkeiten von Hilfsmaßnahmen für die Landwirte. Hierzu brauchen wir aber erst den sicheren Überblick über den Umfang der Schäden. Dieses Ereignis macht auch deutlich, wie wichtig Eigenvorsorge durch Versicherungen und der Schutz der Anlagen durch Hagelnetze ist", zeigte Hauk das weitere Vorgehen auf. Zusätzlich erneuerte der Minister Forderungen an den Bund, durch sinnvolle Regelungen im Steuerrecht den Landwirten zu helfen.

Es sei unverständlich, dass landwirtschaftliche Betriebe keine steuerfreie Rücklagen zur Risikovorsorge bilden können. Dies sei gerade vor dem Hintergrund immer stärker schwankender Agrarmärkte und zunehmender Wetterextreme eine Notwendigkeit. Ebenfalls nicht nachvollziehbar sei, dass moderne Mehrgefahrenversicherungen gegen Unwetter und Ernteausfälle einen mehrfach höheren Steuersatz hätten als die klassische Hagelversicherung. "Hier muss sich etwas im Sinne unserer Landwirte bewegen", betonte der Minister. 


Schadensbilanz Landwirtschaft

Neben umgestürzten Bäumen, geschädigten Stromleitungen, einem entgleisten Interregio-Express und beschädigten Hausdächern sind landwirtschaftliche Kulturen stark getroffen. Massiv betroffen ist der Obstbau mit über 2.000 Hektar Schadfläche und der Weinbau, dort wurden rund zwei Drittel der Rebflächen des Bodenseegebietes weitgehend zerstört. Sehr stark betroffene Flächen mit großen Schäden sind im südöstlichen Teil des Landkreises Konstanz mit der Stadt Konstanz selbst zu finden. Leichtere bis mittlere Schäden wurden im Obstanbaugebiet von Bodman festgestellt. 

Im Bodenseekreis wurden bei einer vorläufigen Ermittlung Schäden auf 720 Hektar Mais, 500 Hektar Grünland, 1.100 Hektar Kernobst, 400 Hektar Weinbau, 250 Hektar Erdbeeren sowie auf 410 Hektar Hopfen ermittelt. 

Der Landkreis Ravensburg meldet ebenfalls erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, vor allem in Acker- und Sonderkulturen (Kernobst-, Kirschen- und Beerenobstanlagen sowie Hopfenanlagen). Dabei wurde nicht nur der Fruchtansatz geschädigt, sondern oftmals auch die Obstbäume selbst und die Hagelschutzeinrichtungen zerstört. 

Ebenfalls vom Unwetter stark betroffen ist der südöstliche Teil des Landkreises Biberach . Nach groben Erstschätzungen ist hier insgesamt eine Fläche von rund 800 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche betroffen. Geschädigt sind insbesondere die Kulturen Mais, Getreide und Raps. Die Höhe der Schäden liegen je nach Lage bei 40 bis 100 Prozent. 


Schutz der Obstanlagen durch Hagelnetze

Deutlich geringere Schäden sind in Anlagen mit Hagelnetzen zu beobachten. Trotz teilweiser Zerstörung oder Schäden in den Randbereichen durch den starken Wind haben sich diese Schutzanlagen bewährt. "Diese häufigen Unwetter mit Hagel machen deutlich, dass der Ausbau der Schutzanlagen mit Hagelnetzen weiter gehen muss. Unsere Position auf den Märkten können wir nur mit Qualität und kontinuierlicher Belieferung halten. Beides ist ohne Hagelnetze nicht denkbar. Die Investitionsförderung in diesem Bereich hat für das Land absoluten Vorrang", erklärte Hauk. Pro Hektar sei von Investitionskosten zwischen 13.000 bis 16.000 Euro für Hagelschutznetze auszugehen. Der Beihilfebetrag betrug dabei im Schnitt der letzten Jahre rund 5.000 Euro pro Hektar Neuanlage. 


Waldschäden

Darüber hinaus hat das Unwetter im Bereich des südlichen Oberschwabens, des Bodenseegebiets sowie in Teilen des Hochrheins punktuell gravierende Waldschäden verursacht. Besonders betroffen ist der Landkreis Ravensburg mit rund 60.000 Kubikmetern Sturmholzanfall sowie der Bodenseekreis mit rund 50.000 Kubikmetern. Mit den Sturmschäden in den Landkreisen Konstanz, Biberach und Sigmaringen beträgt die Gesamtschadholzmenge nach einer ersten Schätzung rund 150.000 Kubikmeter. Auffällig ist der hohe Anteil an gebrochenem Holz, der im Landkreis Ravensburg teilweise bei bis zu 90 Prozent liegt. 

Auf Grund des lokalen Charakters des Schadens, der überschaubaren Sturmholzmenge sowie wegen des hohen Holzbruchanteils werden keine negativen Auswirkungen auf den Holzmarkt erwartet. "In den nächsten Tagen sollten Waldgebiete unbedingt gemieden werden, auf keinen Fall dürfen Sturmwurfflächen betreten werden. Es besteht unverändert Lebensgefahr durch schräg stehende Bäume oder abgebrochene Kronenteile! Bei der Aufarbeitung der Schäden in den Wäldern und entlang der Straßen muss sehr sorgfältig vorgegangen werden. Dies ist Arbeit für die Profis", warnte Hauk. (PD)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hochwasser im Saarland ruiniert Heu- und Gemüseernten

 Versicherer gehen bei Pfingstunwettern von 200 Millionen Euro Schaden aus

 Unwetterschäden erst in einigen Tagen absehbar

 Unwetterfronten verschieben sich Richtung Norden - keine Beruhigung

 Unwettergefahr statt sonnigem Maiwetter in Sicht

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?