(c) proplanta Während die Südschweiz nur ein Viertel oder weniger der üblichen Dezemberniederschläge erhielt, wurde der langjährige Dezemberdurchschnitt im Norden und in den Alpen teils um mehr als das Doppelte übertroffen. An den Weihnachtstagen herrschte in den Alpen prächtiges Wintersportwetter. Ansonsten war die Besonnung in den Alpen und im Jura zu gering, besonders nach Westen hin.
Nasses und windiges Westwindwetter
Im Gegensatz zu der anhaltend trockenen und in der Höhe sonnigen November-Witterung war die erste Dezemberhälfte geprägt durch eine rege Tiefdruckaktivität über dem Nordatlantik und entsprechend kräftige Westwinde über weiten Teilen Europas. Die oft starken Winde aus westlichen Richtungen verfrachteten feuchte und überwiegend milde Meeresluft auch zu den Alpen. Entsprechend gestaltete sich die erste Dezemberhälfte in der Schweiz meist trüb mit wiederholten Niederschlägen, die in den Niederungen in Form von Regen fielen. Die Schneefallgrenze stieg gelegentlich über 1.500 m an, dann wieder sank sie bis fast in die Niederungen ab. Im Flachland der Alpennordseite erreichte der Wärmeüberschuss der ersten Monatshälfte rund 4 bis 6 Grad, in den Gipfelregionen der Alpen hingegen nur 1 Grad.
Die Südschweiz profitierte zeitweise von Nordföhn mit Temperaturen bis 16 Grad. Auch hier war die erste Dezemberhälfte um mehr als 2 Grad wärmer als im Mittel von 1961-90. Im Schutz der Alpen fiel hier auch nur wenig Regen. Im Sotoceneri wurden bis zur Monatsmitte weniger als 10 mm Regen registriert, das sind nur 5 bis 10 Prozent der normalen Monatssumme. Demgegenüber wurde im Jura, Mittelland und Wallis bis dahin schon mehr als eine normale Dezember-Monatssumme gemessen. Die Station Schaffhausen registrierte in den ersten 15 Tagen sogar schon zwei Mal so viel Niederschlag wie im langjährigen Durchschnitt für den ganzen Dezember.
Sturmtief „Joachim“
Am 16. Dezember zog Sturmtief Joachim mit einem Kerndruck von 963.8 Hektopascal über Braunschweig ostwärts. Auf der Vorderseite frischten im Alpenraum südwestliche Höhenwinde mit Böenspitzen von 130 bis 175 km/h an den Gipfelstationen auf. In den Alpentälern blies der Föhn mit 70 bis 110 km/h. Entlang dem Jura und der nördlichen Grenze der Schweiz drangen die Südwestwinde auch bis in die tiefsten Lagen durch. Die Böenspitzen erreichten 70 bis 100 km/h, in den leicht erhöhten Lagen bis 120 km/h. In Rünenberg/BL wurden sogar 142.9 km/h gemessen. In der Datenreihe seit 1982 gab es hier bisher nur während des Orkans „Lothar“ am 26. Dezember 1999 mit 139.3 km/h eine ähnlich hohe Windspitze, die damals allerdings mit einem anderen Windmessgerät registriert wurde. Bei den meisten Messstationen wütete „Lothar“ damals deutlich schlimmer als „Joachim“. Am Nachmittag drang dann auf der Rückseite des Sturmtiefs kältere Luft zu den Alpen vor. Verbunden war dieser Vorstoß mit einem massiven Druckanstieg. Der Sturm erfasste nun auch die anderen Gebiete nördlich der Alpen und die nördlichen Alpentäler mit verbreiteten Windspitzen um 90 km/h.
Große Schneemassen im Alpenraum
Sturmtief Joachim leitete einen massiven Wintereinbruch ein. Zunächst fielen besonders im Jura, in den westlichen Alpen sowie im Unterwallis und im nördlichen Wallis intensive Niederschläge. Im Lötschental wurden bis am Morgen des 17. Dezember 60 bis 100 cm Neuschnee gemessen. In den Tagen vom 17. bis 22. Dezember führten starke nordwestliche Höhenwinde feuchte Polarluft, später zunehmend milde Meeresluft heran. Damit wurde auf der Alpensüdseite der Nordföhn aktiv. Nachdem in der Südschweiz schon bisher nur wenig Niederschlag gefallen war, blieb es hier ab dem 17. Dezember gänzlich trocken. Umgekehrt stauten sich die Wolken an der Nordseite der Alpen. Besonders vom 20. bis 22. Dezember fielen in den Alpen sehr große Neuschneesummen, welche schließlich zu großer Lawinengefahr führten. Auch die Niederungen wurden zunächst in die weiße Pracht gehüllt, doch ging der Schnee bis am 22. Dezember in ergiebige Regenfälle über. So gab es im Flachland keine „weiße Weihnachten“.
Prächtiges Wintersportwetter an Weihnachten
Ein Hoch sorgte schon am 23. Dezember für sonniges und mildes Bergwetter. An Heiligabend brachte eine Störung aus Nordwesten zwar nochmals Schnee. In den Wintersportorten lag nun vielerorts doppelt so viel Schnee als üblich zur Weihnachtszeit. Vom 25. bis 28. Dezember sorgte ein kräftiges Hoch für ganztägigen Sonnenschein und prächtiges Sportwetter. Selbst im Flachland der Alpennordseite war es an Weihnachten und am Stephanstag den ganzen Tag sonnig. Danach breitete sich hier allerdings wieder der Nebel aus. In der Südschweiz blieb es wie in den Alpen sonnig.
Monatsbilanz
Während die MeteoSchweiz in den Gipfelregionen etwa normale Dezembertemperaturen feststellte, resultierte für das Flachland der Alpennordseite ein bedeutender Wärmeüberschuss von 3 bis 3.5 Grad. In der Region Genf und in den Hauptalpentälern war dieser mit rund 2.5 Grad etwas geringer. Auf der Alpensüdseite betrug die positive Temperaturabweichung meist 1 bis 2 Grad. Die Niederschlagssummen erreichten auf der Alpennordseite und in Nordbünden teils mehr als das Doppelte der normalen Dezembersumme. Im Zentralwallis waren es 200 bis 270 Prozent, im Lötschental (Blatten) 343 Prozent. Vom Nordtessin über Mittelbünden bis ins Engadin entsprachen die Summen etwa dem Normalwert der Periode 1961-90. Vom Lago Maggiore südwärts kamen aber nur 10 bis 25 Prozent der normalen Niederschlagsmenge zu Stande.
Die Sonnenscheindauer erreichte im Südtessin und im Flachland der Alpennordseite etwa normale, teils auch übernormale Werte. In den erhöhten Lagen am Alpennordhang und in den inneren und südlichen Alpen war die Besonnung geringer als normal, besonders nach Westen hin, wo nur 60 bis 75 Prozent der normalen Dezemberbesonnung zu Stande kamen. Besonders groß war der Ausfall an Sonnenstunden im Jura und auf den nördlichen Voralpengipfeln mit nur 40 bis 60 Prozent der üblichen Sonnenscheindauer. Auch in Basel wurden nur 57 Prozent der normalen Dezemberbesonnung registriert. (MeteoSchweiz)
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