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19.12.2006 | 11:15 | Konsum 

Lust auf Luxus - Zu Weihnachten wird mehr Hochwertiges verschenkt

Berlin - Luxus ist wieder gefragt. Nach Jahren der Bescheidenheit kommen in Deutschland wieder eindeutig mehr hochwertige Geschenke unter den Weihnachtsbaum.

Porsche 911
Der Trend geht zu edler Qualität und Wertbeständigem, beobachten Marktforscher. Und das Geld sitzt nicht nur bei den Besserverdienenden lockerer als in den Vorjahren in der Tasche, bestätigt der Einzelhandel. Auch der Mittelstand kauft zum Fest wieder zunehmend edle Designerware, teure Parfüms und Schmuck. Zugleich gibt es aber auch eine größer werdende Käuferschicht am unteren Einkommensrand, die bei Geschenken sparen muss.

Die «Geiz-ist-geil»-Welle ebbt langsam ab. Die Leute legten wieder Wert auf gediegene Qualität und wollten nicht mehr nur die billige Aktionsware der Discounter, betont Wolfgang Twardawa vom Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg. Die Stimmung sei positiver und optimistischer, das mache sich auch im Weihnachtsgeschäft bemerkbar. Luxus gehe gut, das schlage sich nur mengenmäßig noch nicht durch, heißt es in einer Studie der Deutschen Bank.

Laut GfK geben derzeit gut ein Viertel der Verbraucher an, sie können sich praktisch alles leisten. Vor vier Jahren behaupteten das nur etwa 19 Prozent. Zugleich sagt aber ein ähnlich großer Anteil, er habe überhaupt kein Geld zum Ausgeben. Die Gesellschaft polarisiert sich - auch beim Konsum. So ermittelte die Unternehmensberatung Ernst & Young, dass jeder Vierte für Weihnachtsgeschenke eher weniger ausgeben will als im Vorjahr. Im Schnitt wolle jeder Deutsche für rund 200 Euro Geschenke kaufen.

Die Lust auf Luxus sei bei bestimmten Artikeln deutlich zu spüren, heißt es beim Einzelhandelsverband HDE. Dieser Trend widerspreche auch nicht der ausgesprochenen Kaufzurückhaltung. «Discount und Luxus sind keine Gegensätze», betont Branchensprecher Hubertus Pellengahr. Das gelte auch an Weihnachten.

Die Menschen gucken wieder verstärkt auf Qualität, verzeichnet der Handelsriese METRO. Und auch KarstadtQuelle spürt in seinen drei so genannten Premiumhäusern - dem KaDeWe in Berlin, dem Alsterhaus in Hamburg und dem Oberpollinger in München - eine verstärkte Nachfrage nach Luxusartikeln. Besonders gut liefen teurer Schmuck, edle Lifestyleprodukte sowie hochwertige Multimediageräte. Gefragt seien aber auch teure Parfümerie- und Körperpflegeprodukte bis hin zur edlen Hautcreme für bis zu 1400 Euro, sagt Unternehmenssprecherin Petra Fladenhofer.

Allein durchs KaDeWe mit seinen 60 000 Quadratmetern Verkaufsfläche strömen zur Weihnachtszeit täglich rund 100 000 Besucher. In der Delikatessenabteilung sind insbesondere Champagner und Austern die Renner. «In der Weihnachtszeit gönnen sich die Menschen wieder gerne etwas Besonderes», betont Fladenhofer. Der KarstadtQuelle-Konzern will das KaDeWe bis 2007 für rund 46 Millionen Euro umgebaut haben. In dem größten Konsumtempel auf dem europäischen Festland ist unter anderem ein Art Luxusboulevard entstanden, in dem sich Marken-Label an Marken-Label reiht.

«Die Deutschen sind zunehmend bereit, für hochwertige Produkte mit Zusatzleistungen auch mehr Geld auszugeben», betont Bernhard Rohleder vom Telekommunikationsverband BITKOM. Gefragt seien hochwertige Kaffeemaschinen, MP3-Player und Digitalkameras. Allein in diesem Jahr hätten die Deutschen rund 3,6 Milliarden Euro für flache Fernseher ausgegeben.

Marken sind wieder gefragt, heißt es auch beim Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. «Die Verbraucher geben mehr Geld für Hochwertiges aus», betont Verbandsgeschäftsführer Siegfried Jacobs. Diese Tendenz sei schon seit Monaten zu spüren. Nach der TopLevel- 2006-Studie des Allensbach-Instituts verzeichneten die Hersteller von Premium- und Luxusartikeln in den vergangenen zwölf Monaten vielfach zweistellige Umsatzzuwächse. Und auch die Verbraucher geben an, dass für luxuriöse Wohnungseinrichtung, hochwertige HiFi-Geräte, Designer- Mode, Luxusuhren und teures Porzellan wieder mehr ausgeben wollen als im vergangenen Jahr. Gut 71 Prozent sagen, der Spruch «Geiz ist geil» gefalle ihnen nicht.

«Die Menschen gönnen sich wieder mehr und wollen sich für ihre Leistungen belohnen», beobachtet Professor Gert Gutjahr vom Institut für Marktpsychologie in Mannheim. Zwar sei das verfügbare Einkommen nicht nennenswert gewachsen, aber es werde wieder mehr für Käufe von Luxusprodukten ausgegeben. «Und Weihnachten wird dabei gern als Anlass zur Verschwendung genommen.» 

Quelle: dpa 19.12.2006
© dpa

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Trotz allem Luxus in diesem Jahr wird er nur selten unter dem Christbaum zu finden sein: ein Porsche 911 Carrera (Bildquelle: Proplanta)
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