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01.11.2016 | 08:00 | Elmhurst Dairy 

New Yorks letzte Milchfabrik schließt

New York - Ende Oktober schloss «Elmhurst Dairy»,  die letzte Fabrik dieser Art innerhalb der Stadtgrenzen der Millionenmetropole New York.

Milchfabrik
Seit es New York gibt, wird dort Milch abgefüllt - aber nun hat die letzte Fabrik geschlossen. Ein Zeichen eines Trends, denn der Verbrauch von Frischmilch in den USA sinkt seit Jahren. (c) proplanta
Erstmals in der jahrhundertealten Geschichte wird in der Stadt nun keine Milch mehr abgefüllt. Alle Milch muss nach New York importiert werden, was Beobachtern zufolge auch zu einem Preisanstieg führen könnte. Zudem haben mehr als 270 Menschen ihren Job verloren. «Es ist mir sehr schwer gefallen, es ihnen zu sagen, und es ist auch eine schwierige Situation für sie», sagt Schwartz.

Vor fast 100 Jahren wurde das Milch-Unternehmen im New Yorker Stadtteil Queens gegründet. Zunächst gab es noch Bauernhöfe und Kühe, seit Ende der 40er Jahre nur noch eine Abfüllanlage. Die Milch kam aus ländlichen Gebieten im Bundesstaat New York, wurde pasteurisiert, abgepackt und ausgeliefert, fast fünf Millionen Liter pro Woche. Über die Jahre wurde daraus die größte Milchfabrik New Yorks.

Die Geschichte von Henry Schwartz ist kein Einzelfall. Frischmilch war einst Grundnahrungsmittel, aber der Konsum sinkt seit Jahren und in den USA besonders stark. 1975 trank jeder Amerikaner nach Angaben des US-Agrarministeriums noch rund 112 Liter Milch pro Jahr. 2015 waren es gerade noch 70. In Deutschland sank der Verbrauch nach Angaben der Milchindustrie zwischen 1970 und 2015 ebenfalls stark, wenn auch nicht ganz so drastisch, von rund 93 auf rund 85 Liter. Der Konsum anderer Milchprodukte, wie Joghurt oder Butter, stieg dagegen in beiden Ländern an.

«Der Milchverbrauch ist im Keller», sagt Schwartz. «So läuft das einfach gerade in unserer Branche. Die Menschen trinken keine pasteurisierte Milch mehr, sie trinken Milch, die sich länger hält, oder andere Produkte. Und dann gibt es auch noch die Veganer und die Laktoseintoleranz.» Experten stimmen ihm zu. Es sei eine «schmerzhafte Zeit für die Frischmilchindustrie», heißt es in einem US-Branchenreport. Zu viele andere Getränkeoptionen stünden bereit, Milch sei als zu fett, laktosehaltig und ungesund verschrien und oft auch einfach zu teuer. Fazit: «Frischmilch scheint nicht mehr im Einklang mit den Gründen, nach denen Konsumenten sich für Getränke entscheiden.»

Schwartz hält an seinem Grundnahrungsmittel fest. «Ich trinke jeden Morgen zum Frühstück pasteurisierte Milch und das tut mir erstaunlich gut.» Die Abfüllanlage «Elmhurst Dairy» musste er schließen, aber den Namen will er behalten und in die 1.000-Mitarbeiter-Firma integrieren, die er rundherum aufgebaut hat. Unter anderem Milch aus Mandeln und Nüssen sowie «trinkbaren Haferbrei» will er künftig produzieren. «Das sind faszinierende Projekte», sagt Schwartz. «Die Ernährung wird ganz neue Formen annehmen.» Ans Aufhören denkt der 82-Jährige nicht.

«Niemals, ich glaube daran, zu arbeiten, bis ich nicht mehr da bin.» Seine Geschichte sei keine traurige, betont Schwartz. Auch für den Grund, auf dem die Milchfabrik steht, hat er schon Pläne. «Wir haben 65.000 Quadratmeter Land hier, zentral und gut erreichbar in New York, das gibt es doch sonst nirgendwo mehr. Es bietet uns die Möglichkeit, etwas Neues zu kreieren - wie ein Künstler oder ein Architekt.» Er habe Großes vor und führe auch schon Gespräche darüber, sagt Schwartz. Mehr will er nicht verraten. Nur noch eins: Mit Milch wird das Ganze nichts zu tun haben.
dpa
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