Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.10.2010 | 10:07 | Naturschutz  

Nationalparkprogramm leitete neue Dimension im Naturschutz ein

Schwerin - In seiner Rede anlässlich des 20. Geburtstages des Müritz-Nationalparks würdigte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus die Leistungen all jener, die sich bereits zu DDR-Zeiten für den Naturschutz eingesetzt haben und deren Engagement maßgeblich zur Gründung des Müritz-Nationalparkes am 1. Oktober 1990 beigetragen hat.

Nationalparkprogramm
"Damit war nach Privat- und Staatsjagd sowie militärischer Nutzung der Weg für eine friedliche Entwicklung östlich der Müritz geebnet. Auf das junge Land Mecklenburg-Vorpommern ging das größte Paket aus dem Erbe des Nationalparkprogramms über. Insgesamt drei Nationalparke, ein Biosphärenreservat und ein Naturpark, sowie weitere fünf einstweilig gesicherte Naturparke mussten in Verwaltung genommen und den Verordnungszielen entsprechend entwickelt werden", erinnerte der Minister an die Anfangszeit.

Aus den damaligen zehn Gebieten sind bis heute zwölf geworden. Insgesamt nehmen diese Gebiete nunmehr eine Fläche von 532.000 haein, was etwa 17 % der Landfläche Mecklenburg-Vorpommerns entspricht.

Der Minister ging auch auf unterschiedliche Ansichten hinsichtlich des Nationalparkprogramms ein. "Nutzungsinteressen, Investorenwünsche aber auch ehrgeizige gemeindliche Planungen stießen in einigen Gebieten an ihre Grenzen der Genehmigungsfähigkeit.

Aber nicht nur in den Nationalparken, wo deren Null-Nutzungs-Philosophie mit den aus einer flächendeckend genutzten mitteleuropäischen Kulturlandschaft gewachsenen Ansichten kollidierte, rieb man sich. Auch die Anforderungen eines Biosphärenreservats an eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Gebiete, die sich am dauerhaften Erhalt der natürlichen Ressourcen orientiert, ließen sich nicht immer konfliktfrei realisieren", so Backhaus.

Dennoch sei es meistens gelungen, auf sachlicher Güterabwägung beruhende Lösungen zu finden. "Unterm Strich kann man die Entwicklung der Nationalen Naturlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern als eine Erfolgsgeschichte bezeichnen", bekräftigte der Umweltminister.

Insgesamt beschäftigt das Land zurzeit 310 Mitarbeiterin seinen zwölf Nationalen Naturlandschaften.
Seit Anfang der neunziger Jahre bis heute standen im Jahresdurchschnitt für alle Gebiete knapp 10 Mio. € an Landesmitteln zur Verfügung. Das ist weniger als die Hälfte des Jahresbudgets des Nationalparks Bayerischer Wald.

"Angesichts der finanziellen Situation ist die Einwerbung von Drittmitteln für die Gebiete ein überlebenswichtiges Geschäft. Hier gibt es erfreuliche Entwicklungen. So konnten direkt den Nationalen Naturlandschaften zu Gute kommende Fördermittel in Höhe von 53,6 Mio. € eingeworben werden", erklärte in der Minister. Er hob in diesem Zusammenhang das Engagement der Jost-Reinhold-Stiftung hervor.

In seiner Rede ging der Minister auf die große Bedeutung der Nationalparke stehen für den Tourismus ein. "Bei Besucherumfragen rangieren sie im Angebot Naturtourismus auf Platz 1. Sie stellen inzwischen eine eigene hochwertige touristische Destination dar und fungieren als Qualitätsmarke unseres Landes."

Inzwischen werde ein gutes Drittel aller im gewerblichen Tourismus getätigten Umsätze in den Nationalen Naturlandschaften realisiert, obwohl sie zusammen nur ca. 17 % der Landesfläche ausmachen. Beeindruckend sei auch die Zahl der in den Gebieten von den Mitarbeitern betreuten Gäste. Seit einigen Jahren liegt sie bei etwa 1 Mio. pro Jahr. 2009 waren es knapp 1,2 Millionen! Den Müritz-Nationalpark besuchen jährlich eine halbe Millionen Menschen.

Andererseits gefährde das hohe Besucheraufkommen aber zuweilen die Schutzziele in den Nationalparken. Eine intelligente und wirksame Besucherlenkung sei notwendig. Als erfolgreiche Beispiele nannte er das Nationalpark- und das Kranich-Ticket im Müritz-Nationalpark .

Letzteres sichert dem Erwerber die störungsfreie Beobachtung des Kranichrast-Spektakels im Herbst  mit "Erlebnisgarantie". Die kontingentierte Teilnehmerzahl habe die Nachfrage eher belebt als abgeschreckt.

Zudem hob er die Qualität und Kontinuität in der Bildungsarbeit hervor. Im letzten Jahr nutzten 25.000 Kinder und Jugendliche die Angebote des Müritz-Nationalparks. Daran habe das 2009 komplett sanierte und erweiterte Jugendwaldheim Steinmühle einen großen Anteil.

Der Minister würdigte auch die besonderen Anstrengungen Im Müritz-Nationalpark für einen barrierefreien Tourismus. So gebe es neun barrierefreie Besucherplattformen, zwei barrierefreie Nationalpark-Informationen, eine rollstuhl- und blindengerechte Ausstellung sowie ein für Blinde und Sehgeschädigte eingerichteter Erlebnispfad


Hintergrund

In Waren (Müritz) gründete sich in den ersten Tagen des friedlichen Umbruchs der DDR das Neue Forum. Innerhalb dieser Oppositionsgruppe arbeitete unter der Leitung von Gerhard Heclau und Franz-Ulrich Poppe eine Arbeitsgruppe "Privilegien", die sich u. a. mit den Sonderjagdgebieten der SED-Prominenz beschäftigte. Am 2. November 1989 organisierte sie in Waren (Müritz) ein Staatsjagdforum, zu dem Hunderte Menschen kamen.Bei dieser Zusammenkunft wurde erstmals öffentlich die Abschaffung der Staatsjagd und die Einrichtung eines Nationalparks gefordert. Bekräftigt wurde dieses Vorhaben am 26. November 1989 bei einem Marsch zum Jagdhaus von Willi Stoph. Etwa 500 Menschen folgten der Einladung des Neuen Forums und zogen gemeinsam zum "Objekt Birkenheide" auf dem Specker Horst.

Diesen Ereignissen folgte die Gründung einer Bürgerinitiative Müritz-Nationalpark. Letztere beantragte am 18. Dezember 1989 bei der Modrow-Regierung ein Nationalparkprogramm für die DDR und die Einrichtung eines Nationalparks an der Müritz. (PD)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Fast die Hälfte der Graslandschaften in schlechtem Zustand

 Seegerichtshof sieht Klimaschutz als Meeresschutz

 Gute Wasserqualität: Blaue Flagge für fast 500 italienische Strände

 Menschenrecht auf Klimaschutz - Warum Klimaklagen so wichtig sind

 Papst nennt Zerstörung der Umwelt Sünde

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?